Nach den Bahn-Sprechstunden
Debatte um Brenner-Nordzulauf eskaliert – Geiers Gewaltvorwürfe und die Dementis der Bahn
Gegenseitige Anschuldigungen: Stefan Geier aus Stephanskirchen sagt, er sei von Mitarbeitern der Deutschen Bahn herabgewürdigt und bedroht worden. Die Bahn kontert: Die Anschuldigungen seien absurd und haltlos. Rechtliche Schritte? Nicht ausgeschlossen.
Stephanskirchen/Riedering – „Demokratiefeindliche und gewalttätige Verhaltensweisen“ wirft Dr. Stefan Geier aus Stephanskirchen Mitarbeitern der Deutschen Bahn bei den „Sprechstunden“ zum Brenner-Nordzulauf in Stephanskirchen und Riedering in einem Brief an unsere Redaktion vor. Die Deutsche Bahn weist diese Anschuldigungen ausdrücklich zurück.
In Stephanskirchen habe der Mitarbeiter der Deutschen Bahn seine Beiträge zur Brenner-Nordzulauf-Trassen-Planung im Norden und Osten Rosenheims zum Schutz der Römergräber und der Mithrasheiligtümer am Innufer als „Mist“ und „Schwachsinn“ abgewertet, berichtet Geier. Und das vor Anderen. Es habe noch weitere Herabwürdigungen durch andere Bahnmitarbeiter gegeben.
Bei seinem Besuch der Sprechstunde in Riedering-Söllhuben sei er, behauptet Geier, wenige Minuten nach Beginn der Veranstaltung von zwei Bahn-Mitarbeitern in eine links-rechts-Zwickmühle genommen und gewalttätig bedroht worden: Er solle seine Kritik unterlassen. Gleichzeitig „wurde ich von fünf weiteren Mitarbeitern der Bahn und des Ingenieurbüros vorne umringt und bedroht“. Diese Vorfälle „weisen auf eine nicht hinzunehmende Verrohung, Diskurs-, Rechtsstaats- und Demokratie-Feindlichkeit von Beamten und Angestellten der Deutschen Bahn hin“, behauptet Geier auch in den sozialen Netzwerken .
„Diese Anschuldigungen weisen wir ausdrücklich zurück. Sie sind absurd, haltlos und entbehren jeder Grundlage“, sagt eine Sprecherin der Bahn dazu. Die Bahn stehe für freiheitliche und demokratische Werte. „Damit lehnen wir auch jede Form der Gewalt und Gewaltandrohung ab.“ Geier sei allerdings in Söllhuben von Mitarbeitern der Bahn gebeten worden, er möge sich doch mit seinen Verschwörungstheorien zurückhalten und sich auf das aktuelle Thema zu beschränken, sonst mache die Bahn gegebenenfalls von ihrem Hausrecht Gebrauch.
Bürgermeister und Redakteure wissen nichts von Aggression
Von Gewalt, Gewaltandrohung oder anderen Übergriffigkeiten haben Karl Mair, Bürgermeister in Stephanskirchen, und sein Riederinger Kollege Christoph Vodermaier nichts mitbekommen. Beide waren über Stunden bei den Veranstaltungen im Ort, haben Gespräche geführt. „Von einem ‚Bedrängen‘ oder Ähnlichem habe ich nichts mitbekommen, auch nichts Derartiges gehört“, sagt Mair auf Nachfrage der OVB-Redaktion. Ihm selber sei nichts aufgefallen, und zu Ohren gekommen sei ihm auch nichts in diese Richtung, teilt Vodermaier die Erfahrung des Nachbarbürgermeisters.
Auch die beiden Kolleginnen aus der OVB-Redaktion, die bei den von Geier angeführten Sprechstunden waren, antworten auf die Frage „Habt Ihr da was mitbekommen?“ mit einem trockenen „Nein“. Bei dem Dutzend Sprechstunden entlang der Trasse waren einige OVB-Redakteure im Einsatz. Fazit: Nirgends fielen die Bahn-Mitarbeiter durch aggressives Verhalten auf, blieben im Gegenteil ruhig, wenn ein Bürger emotional oder gar beleidigend wurde.
Die Sprecherin der Bahn weist darauf hin, dass bei den Bürgersprechstunden mit über 2000 Besuchern der Austausch explizit gewünscht war, „alle Fragen zum Projekt wurden bestmöglich nach dem aktuellen Planungsstand beantwortet“. Das Projektteam leiste vor Ort unermüdliche Kommunikationsarbeit.
Bahn stellt sich vor Kollegen
„Wir haben mit Bedauern wahrgenommen, dass sich Projektgegner nach den Sprechstunden in ihrer Kritik von der Sachebene verabschiedet haben“, heißt es von Seiten der Bahn. Die von Geier geäußerten Anschuldigungen stellten allerdings eine neue Qualität dar. „Aufgrund der persönlichen Diffamierungen gegen einzelne Mitarbeiter prüfen wir rechtliche Schritte. Denn klar ist: Wir lassen nicht zu, dass unsere Kolleginnen und Kollegen diskreditiert werden.“