OVB-Leserforum
„Verniedlicht“ und „schöngeredet“? Das sagen OVB-Leser zu den Brenner-Nordzulauf-Sprechstunden
Bei den Sprechstunden der Bahn zum Brenner-Nordzulauf ähnelten sich die Szenen: Wut, Enttäuschung, Entsetzen. Das sagen OVB-Leser zu der Bahn-Tour durch die Region.
Stefan Hofbauer (Ostermünchen): Nach den Äußerungen der Bahn und der Aussage von Bürgermeister Weigl wird Ostermünchen einen Bahnhof nach modernsten Standards bekommen. Sieht man sich jedoch die Pläne und die Visualisierung genauer an, erkennt man unschwer • Es wird kein Gebäude errichtet • Es gibt keine Toilettenanlagen • Es gibt keine Bahnsteigüberdachung, allenfalls vereinzelt ein paar kleine Wartehäuschen • Barrierefrei bedeutet: zwei circa 250 Meter lange Rampen von einem Bahnsteig zum anderen • Es wird aus Kostengründen kein Aufzug gebaut • Geplant ist ein park&ride-Parkplatz für 50 Pkw, obwohl aktuell rund 100 Pkw täglich den bestehenden Parkplatz am alten Bahnhof belegen. Benötigt wird also eine doppelt so große Fläche, was aus den vorgelegten Plänen der Bahn nicht hervorgeht. Des Weiteren werden betroffene Bürger mit der Bemerkung der Bahnplaner beruhigt, die Bautätigkeit werde etwa im Streckenabschnitt bei Stetten nur ein Jahr dauern – obwohl doch alle zugeben mussten, dass im Bereich zwischen Weiching und Aubenhausen (etwa fünf Kilometer) fünf größere Bauwerke errichtet werden müssen. Hierzu zählen die Überwerfung in Ametsbichl, Verknüpfung Weiching, neuer Bahnhof mit Parkplatz, sechsspurige Überholungsanlage, weitere Überwerfung in Aubenhausen. Alles in ein paar wenigen Jahren fertiggestellt?
Bürgermeister Fessler hält den Bürgerinitiativen vor, die Problematik zu verniedlichen, und die vorgestellte Alternative wäre Augenwischerei. Es stellt sich aber nach den Sprechstunden der Bahn eher die Frage, wer nun dieses Wahnsinnsprojekt verniedlicht und schönredet. Doch wohl eher die Bahnplaner und leider auch unsere Volksvertreter – allen voran unser Verkehrsminister, der nach eigener Aussage von der Neubautrasse überzeugt ist.
Jakob Opperer sen. (Rohrdorf): Der bayerische Verkehrsminister, Christian Bernreiter, glaubt also, dass wir die neue Trasse für den Brennernordzulauf brauchen. Gleichzeitig hofft er, dass der Deutsche Bundestag die berechtigten Interessen der Bevölkerung im Inntal berücksichtigt.
So berechtigt die christlichen Tugenden Glaube und Hoffnung sind: Politiker sollten nicht nur das glauben, was die Planer der Bahn ihnen vorlegen. Und sie sollten auch nicht darauf hoffen, dass das Parlament im fernen Berlin eine fundierte Entscheidung trifft. Sie sollten sich besser selbst einen Einblick verschaffen und objektive Fakten anerkennen. Die Kosten und den Nutzen abwägen, verantwortungsvoll mit den Steuergeldern umgehen. Dann wäre das Ergebnis klar. Es gibt schnellere, billigere und nachhaltigere Alternativlösungen für den Brennernordzulauf.
Dass die dritte christliche Tugend, die Liebe, in dem Politiker-Interview nicht auftaucht, sollte zu denken geben. Die Liebe zu den Menschen, die beim Bau unsinniger Neubaugleise durch Staub und Lärm geschädigt werden, die Liebe zu Bauern und zu den Beschäftigten im Tourismus, die ihre Existenzgrundlage verlieren und die Liebe zur Natur, die unwiederbringlich zerstört wird.