„Finanziell knackig“
Der Bahnhof in Bernau soll barrierefrei werden – doch die Kosten bilden eine Hürde
In Bernau hat der Rat die Pläne zum barrierefreien Ausbau des Bahnhofs diskutiert. Trotz vorbereiteter Beschlussfassung durch die Bahn äußerten die Gemeinderäte Bedenken bezüglich Kosten und Zuständigkeiten.
Bernau – Der Gemeinderat Bernau nahm die Vorschläge zum barrierefreien Ausbau des Bernauer Bahnhofs in seiner jüngsten Sitzung zur Kenntnis, hatte aber noch einige Anregungen hinsichtlich des Winterdienstes, des Fahrkartenautomaten, des Aufzugs und des Hochwassers. Auch müssen hierfür noch die Kosten geprüft werden. Weitere Sitzungen sind also nicht ausgeschlossen. So könnte man die eine knappe Stunde währende Debatte zusammenfassen.
Bahn nur für Bahnsteige zuständig
Dabei war seitens der Bahn alles für eine Beschlussfassung vorbereitet. Aber die Gemeinderäte hatten sich im Vorfeld eben auch einige Gedanken über einen barrierefreien Ausbau und Modernisierung gemacht.
Überdies hatte Bernaus Bürgermeisterin Irene Biebl-Daiber im Vorausgang angemerkt, dass die DB „lediglich“ für den barrierefreien Ausbau der Bahnsteige zuständig sei. Aber die Gemeinde müsse gemäß einer bestehenden Vereinbarung für die Kosten der Barrierefreiheit im Bereich der Rampen und/oder gegebenenfalls den Einbau eines Aufzuges aufkommen.
Lukas Borowski, Technische Projektleiter bei der DB InfraGo, ging zuerst auf die Pläne der Bahn ein, die in 2027 die Strecke Rosenheim-Salzburg und ein Jahr später die Strecke München-Rosenheim generalsanieren möchte. Dabei werden unter anderem rund 100 Kilometer Gleise verlegt, circa 50 Weichen neu eingebaut und über zehn Bahnhöfe attraktiver gestaltet. Die ausführlichen Pläne sollen im Frühjahr vorgestellt werden, warb der DB-Vertreter.
Anne Rößling und Franz Zöllner vom Ingenieurbüro Lohmeyer GmbH stellten dann die konkreten Ausbaumaßnahmen am Bahnhof Bernau vor, die dort im Zuge der Generalsanierung erfolgen sollen. Die überlangen Bahnsteige sollen auf die allgemein üblichen Länge (330 Meter) zurückgebaut und die Bahnsteigkanten von 38 auf 76 Zentimeter angehoben werden. Ebenso müsse die Beleuchtung erneuert und jeweils vier Wetterschutz-/Wartehäuschen gebaut beziehungsweise erneuert werden. Zollner erklärte, dass man schon die Bausubstanz („kein tragfähiger Boden“) untersucht habe und dass im Frühjahr weitere Kleinrammbohrungen auf den Bahnsteigen erfolgen sollen. Im Verlauf des Jahres gibt es dann noch Großbohrungen zur Errichtung der Grundwassermessstelle und auch die Umweltplanung steht an.
Gesamtkosten von 1,7 Millionen Euro
Franz Zollner erläuterte weiter, dass die vorhanden Rampen zu steil seien. Hier müsse man mittels zweier Läufe Abhilfe schaffen. Auch rund ums Bahnhofsgebäude müsse für mehr Barrierefreiheit gesorgt werden. Alles in allem komme der Ersatzneubau Rampen inklusive potenzieller Träger und Stützwände sowie der Rückbau des Bestands auf 1,335 Millionen Euro. Ein Neubau von Aufzügen inklusive potenzieller Stützwände und Zuwegungen kommt auf 1,729 Millionen Euro.
Die vorgestellten Kosten empfand Bürgermeisterin Biebl-Daiber als „viel zu niedrig.“ Bei einer kompletten Neugestaltung des Bahnhofsumfeldes müssten ebenso die P&R-Stellplätze und Fahrradabstellanlagen mitbetrachtet werden. Beim Einbau eines Aufzugs müsse man auch an Hochwassergefahren (wie die Überschwemmung der Bahnunterführung 2020) denken. Dazu hätten die beiden bestehenden Rampen Bestandsschutz. „Und die Unterführungen sind stark frequentiert, weil sie der bequemste Weg zwischen Irschen/Eichet und Bernau Ort sind.“ Der Kämmerer habe zudem angemerkt, dass der finanzielle Spielraum im Gesamthaushalt aktuell sehr eng sei.
Matthias Vieweger (CSU) regte an, einen zweiten Automaten auf dem Bahnsteig Richtung München zu installieren. Sein Fraktionskollege Jakob Müller hakte nach, wer für den Winterdienst zuständig sei. Er forderte weiter, über einen Schrägaufzug nachzudenken. Vielleicht gebe es da zusätzliche Fördermöglichkeiten. Josef Genghammer (Grüne) meinte, dass kürzere Bahnsteige dem Ansinnen der DB widersprechen, mehr Bahnkunden zu gewinnen.
Kein Vertauen in Planung der Bahn
Thomas Herian (BL) wollte mehr zu den Kosten wissen. Biebl-Daiber sagte, dass man der vorliegenden Kostenplanung nicht traue. Auch sei hinsichtlich der anstehenden Schulhaussanierung und -erweiterung ein solch weiteres großes Projekt in 2027 „finanziell und planerisch knackig“. Dem abschließenden Beschlussvorschlag „Kenntnisnahme von der Planung, Mitgabe aller Anregungen und erneute Kostenprüfung Aufzug / Schrägaufzug“ folgte das Gremium einstimmig.