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Verständnis oder Empörung?

Zwischen Einsicht und Ärger: Das sagen Menschen aus Kolbermoor zu den Bauernprotesten

Auf den Straßen Kolbermoors äußern sich Bürger zu den Bauernprotesten und deren Auswirkungen.
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Auf den Straßen Kolbermoors äußern sich Bürger zu den Bauernprotesten und deren Auswirkungen.

Die Bauernproteste haben in den vergangenen Tagen für reichlich Aufsehen gesorgt. In der Bevölkerung zeigt sich Verständnis, aber auch Ärger über die Beeinträchtigungen durch die Aktionen. Doch was sagen eigentlich die Bürger aus Kolbermoor dazu?

Kolbermoor – Am Montag (15. Januar) endete die Bauern-Protestwoche mit einer großen Abschluss-Demonstration in Berlin, zu der tausende Landwirte sowie Demonstranten anderer Berufsbranchen ans Brandenburger Tor gekommen waren. In den vergangenen Tagen hatte es auch hier in der Region zahlreiche Protestaktionen, Sternfahrten und Mahnfeuer gegeben. Immer wieder sorgten diese auch für massive Einschränkungen des Verkehrs.

Während die Proteste vor allem Wirkung bei der Bundesregierung erzielen sollen, solidarisierten sich viele Bürger mit den Landwirten und zeigten Verständnis für die Protestaktionen. Andere hielten die Forderungen für überzogen und ärgerten sich über die Beeinträchtigungen im Verkehr. Doch wie sehen es eigentlich die Menschen in Kolbermoor? Das OVB hat sich auf den Straßen der Mangfallstadt (keine repräsentative Umfrage) umgehört.

Wie stehen Bürger in Kolbermoor zu den Bauern-Protesten?

Rudi Enzinger.

Rudi Enzinger: Die Frage nach dem Verständnis ist gar nicht so leicht zu beantworten. Natürlich verstehe ich die Bauern, die für ihre Sache einstehen wollen. Andererseits muss die Regierung auch sparen. Das zeigt sich jetzt ja zum Beispiel daran, dass die Auszahlung des von der Ampel geplanten Klimageldes auf nächstes Jahr verschoben wird. Die Bauern versuchen jetzt Einfluss auf die Entscheidungen der Regierung zu nehmen. Dass das nicht geräuschlos passiert, ist verständlich. Allerdings schränken die Proteste die Menschen natürlich ein. Ich habe beispielsweise meinen Enkel zur Schule gefahren und das hat durch die Aktionen dann eineinhalb Stunden gedauert. Darüber freut man sich freilich nicht.

Karin Ragusa.

Karin Ragusa: Was wir in den vergangenen Tagen erlebt haben, finde ich richtig gut. Vollstes Verständnis für die Bauern. Auch die Dimensionen der Proteste gehen vollkommen in Ordnung. Andernfalls tut sich ja doch nichts. Ich sehe es bei meiner Mutter. Sie ist über 80 und muss mit wenig Rente auskommen. Es ist also absolut richtig und legitim, dass die Landwirte jetzt auf die Straße gehen und sich dafür einsetzen, ihre Bedingungen zu verbessern. Endlich macht das mal jemand. Die Solidarität und die Einstellung der Menschen haben mich in der vergangenen Woche wirklich berührt. Ich war selbst beispielsweise bei einem Mahnfeuer in Feldkirchen-Westerham. Die Menschen haben richtig etwas bewegt.

Michael Hammerl.

Michael Hammerl: Ich verstehe die Landwirte, habe aber auch Verständnis für viele Menschen, die sich über die massiven Proteste ärgern. Ich selber fahre kein Auto, bin also nicht wirklich selber betroffen gewesen. Bei vielen meiner Arbeitskollegen sieht das anders aus. Sie haben mir von erheblichen Störungen erzählt.

Andre Gentry.

Andre Gentry: Viele Landwirte sind auf das Geld, das ihnen nun fehlen wird, angewiesen. Sie haben Angst um ihre Betriebe, die sie selbstverständlich irgendwie erhalten wollen. Dass die Menschen deshalb auf die Straße gehen und ein Zeichen setzen, kann ich natürlich sehr gut verstehen. Allerdings sollten die Proteste nicht um jeden Preis stattfinden können. Denn wenn man selbst von zwei Traktoren eingesperrt wird, dann ist das nicht mehr so lustig. Mir ist das auf dem Weg zum Einkaufen passiert, als zwei Traktoren mein Auto einkesselten. Dafür habe ich dann kein Verständnis mehr.

„Die Solidarität und die Einstellung der Menschen haben mich in der vergangenen Woche wirklich berührt.“

Karin Ragusa
Angelika Seibert.

Angelika Seibert: Um ehrlich zu sein, stehe ich dem Ganzen recht neutral gegenüber. Wenn die Landwirte nichts unternehmen, dann passiert natürlich auch nichts. Ich bezweifle jedoch, dass die Proteste wirklich die Wirkung erzielen, die sich die Bauern wünschen. Es wird vermutlich nicht viel helfen. Ich muss aber auch klar sagen, dass die Protestaktionen schon zu Störungen geführt haben, etwa zu Verspätungen bei Arztterminen.

„Massentierhaltung wollen wir nicht mehr“

Anna Zieres.

Anna Zieres: Mir geht es um die Landwirte. Ich verstehe sie und sie dürfen in meinen Augen auch auf die Straße gehen und protestieren. Wer etwas verändern will, der muss sich auch lautstark dafür einsetzen. Dass die Proteste zu Beeinträchtigungen in der Bevölkerung führen, muss man in diesem Fall dann hinnehmen.

Christa Baumann: Das Ganze ist ein sehr vielschichtiges und schwieriges Thema. Ich verstehe die kleinen Bauern, die auf Subventionen angewiesen sind. Es gibt aber auch viele größere Landwirtschaftsbetriebe, die nicht darauf angewiesen wären. Zudem gibt es ja eigentlich einen Bundesagrarminister, Cem Özdemir, der gerade bei den Großen mehr steuern müsste und ihnen beispielsweise sagen sollte: „Massentierhaltung wollen wir nicht mehr.“ Denn das wird oft immer noch gemacht, obwohl es finanziell gar nicht notwendig wäre. Letztendlich müsste man eine bessere Aufteilung hinbekommen, sodass die kleinen Betriebe subventioniert werden, die großen, die es nicht brauchen, nicht. Man muss das Thema also differenziert betrachten und kann nicht pauschal sagen, dass man Verständnis hat oder nicht. Als Zugfahrerin war ich jedenfalls zumindest von den Bauernprotesten nicht wirklich betroffen.

Auch weitere Bürger aus Kolbermoor, die nicht namentlich genannt werden wollten, äußerten sich zur OVB-Umfrage. Eine Frau etwa betrachtete die Proteste kritisch, da sie gerade im Gesundheitswesen zu Störungen führten. Neben den Verspätungen mancher Patienten, die etwa lange im Stau stehen mussten, sei es in Arztpraxen auch zu Verzögerungen gekommen, da etwa das Personal durch die Bauern-Aktionen zeitweise verhindert wurde. Insgesamt zeigten sich die befragten Menschen aber durchweg verständnisvoll bezogen auf die Proteste der Landwirte.

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