Aufbau beginnt Anfang März
Das Aschauer Heilige Grab: Festspiele und ein prächtiges Szenarium in der Karwoche
50 Jahre lang schlummerte ein kunstvolles historisches Bauwerk auf dem Dachboden. Erst seit 2019 erleuchtet es wieder die Fastenzeit in Aschau im Chiemgau – auch in diesem Jahr. Die Geschichte des Heiligen Grabes und eines prächtigen Szenariums in der Karwoche.
Aschau im Chiemgau – Für Gläubige ist es das Symbol gewordene Bedürfnis, das Leben, die Passion und die Auferstehung des Herrn Jesus Christus mit allen Sinnen zugänglich zu machen. Andere mögen es als Kitsch und Volksglaube abtun. Und doch wird das Heilige Grab in der Aschauer Pfarrkirche keinen unberührt lassen. Allein die Größe lässt staunen. Wie eine Theaterkulisse mutet die u-förmige und dreistöckige Wand mit sieben Metern Breite, zehn Metern Höhe und sechs Metern Tiefe an. 150 bunte, kugelförmige Lichter tun das Ihrige dazu.
Anfang März beginnen die Aufbauarbeiten
Gut eine Woche vor der Eröffnungsfeier mit Lichtfeier und feierlichem Abendlob am 15. März beginnen die Aufbauarbeiten. Viele Ehrenamtliche der Pfarrgemeinde werden sich um den Aufbau des Heiligen Grabes in der Aschauer Pfarrkirche kümmern, während zahlreiche andere Helfer die jeweils zwei Liter fassenden Glaskugeln mit unterschiedlich bunt gefärbtem Wasser füllen und in die Fassungen an den Außenseiten schrauben. Die Grabkugeln sind typisch für große Heilig-Grab-Kulissen. Ursprünglich als „Schusterkugeln“ zur Verstärkung des Kerzenlichts in Werkstätten verwendet, dienten sie im Barocktheater zur Beleuchtung und kamen so in die Heilig-Grab-Kulissen. Die fünf roten Grabkugeln vor dem Grab Christi symbolisieren die fünf Wundmale.
Historie reicht weit zurück
„Die Historie des Heiligen Grabs reicht sehr weit zurück“, berichtet Pfarrer Paul Janßen. Schon im 4. Jahrhundert n. Chr. wurde das Heilige Grab in Jerusalem mit einer Kirche überbaut. Bald schon kamen die ersten Pilger, für die Daheimgebliebenen gab es Nachbauten der Heiligen Stätten. Belege dazu finden sich ab dem 8. Jahrhundert, beispielsweise in Eichstätt und in Bologna.
Mit Ignatius von Loyola (1491-1556) und den Jesuiten begann der Usus, religiöse Inhalte mit allen Sinnen zugänglich zu machen. Das Theatralische wurde im Barock noch weiter ausgelebt, fast keine Kirche ließ es sich nehmen, temporär heilige Gräber in der Passionszeit aufzubauen. In diese Zeit fällt auch das Heilige Grab von Aschau. Dort gibt es nachweislich seit 1618 die Tradition, zu Karfreitag und Ostern ein Heiliges Grab zu errichten.
Historisches Kleinod
Das Aschauer Heilige Grab, wie wir es heute kennen, wurde vor mehr als 200 Jahren (1797/99) vom Kistler Sebastian Furtner aus Hohenaschau und Maler Sebastian Rechenauer d.Ä. aus Unterflintsbach gefertigt und im Lauf der Jahrhunderte immer wieder ergänzt, erenuert und vergrößert. Bis zum Weißen Sonntag wird es in der Pfarrkirche stehen und als Kulisse für sechswöchige Festspiele mit Gottesdiensten, Konzerten und Führungen dienen.
Bis zur Aufklärung war es Usus, jährlich das Heilige Grab zu bespielen. Im Zuge der Erneuerung der Liturgie der Karwoche und des Zweiten Vatikanischen Konzil ging dieses althergebrachte kirchliche „Theatrum Sacrum“ zu Ende, der Aschauer Kulissenbau wurde auf dem Kirchendachboden eingelagert und geriet in Vergessenheit. Über fünf Jahrzehnte lagerte und verstaubte der Kulissenaufbau auf dem Kirchen-Dachboden.
Aufwendige Renovierung
Anfang der 2000er-Jahre wurde das Heilige Grab bei Renovierungsarbeiten wiederentdeckt. „Ohne die treibende Kraft des Heimat- und Geschichtsvereins, das Engagement der Pfarrei Darstellung des Herrn, die Finanzierung durch die Hauptabteilung Kunst der Erzdiözese München-Freising sowie die finanzielle und Dienstleistungs-Unterstützung der Gemeinde Aschau im Chiemgau wäre die aufwendige Renovierung nicht möglich gewesen“, resümiert Pfarrer Janßen.
Teile des Kulissengrabes wurden beim Auferstehungsspiel 2005 in der Festhalle mit mehr als 150 Aschauern vor und hinter der Bühne kurzzeitig ausgestellt. 2019 wurde das frisch renovierte Heilige Grab in der Kirche mit zwei Auferstehungsspielen und Konzerten nach mehr als 60 jahren wieder bespielt. Auch 2022 gab es erneut ein umfangreiches Programm rund um das Heilige Grab.
Das Programm rund ums Heilige Grab
Die sechswöchigen Festspiele werden am Samstag, 15. März, mit Lichtfeier und Abendlob feierlich eröffnet. Am 16. März gibt es ein Konzert mit Musik der Aschauer Auferstehungsspiele von Andi Reichhelm und Jörg Müller. Am Sonntag, 23. März, steht ein Passionssingen mit alpenländischen Liedern und Musik zum Gedenken an Gabi Reiserer unter dem Titel „In stiller Nacht zur ersten Wacht ein Stimm’ begann zu klagen“ an. Am 30. März führt der Ludwig-Thoma-Chor unter Leitung von Sebastian Weyerer das Passionsoratorium „Oana geht um im Land“ auf, am Sonntag, 6. April, erklingt das Benefizkonzert „Klassik für die Mission“ mit dem Kammermusikkreis, Kirchenchor und Jugendchor Rohrdorf unter der Leitung von Christina Stocker und am Freitag, 11. April, widmet sich die Singgemeinschaft Frasdorf unter der Leitung von Bernadette Osterhammer der Passion vom Mittelalter bis Andrew Llooyd Webber unter dem Titel „Jesus Christus – ein Superstar?“
Das Karwochenende wird mit einer Trauermette beginnen und mit dem Festgottesdienst an Ostern seinen feierlichen Höhepunkt finden. Mit österlicher Abendmusik am Heiligen Grab lassen der Chor PiCantus und Instrumentalisten unter Leitung von Christine Klinger die Karzeit enden. Das Heilige Grab wird in alle Gottesdienste und Abendmusiken einbezogen. Zudem werden Führungen rund um das Aschauer Heilige Grab sowie „Dämmerrunden mit der Aschauer Hofwirtin“ mit Historikerin Martina Stoib durch das Aschau von früher und heute angeboten.
Ausführliche Informationen zum Aschauer Heiligen Grab und zu allen Veranstaltungen gibt es auf einem Faltblatt, das in Kirchen aufliegt, auf den Homepages der Katholischen Pfarrgemeinde Aschau Darstellung des Herrn sowie bei der Tourist-Info unter www.aschau.de. Kartenvorverkauf beziehungsweise Gruppenanmeldungen über www.muenchenticket.de oder direkt über die Tourist-Info Aschau im Chiemgau unter der 0 80 52 / 90 49 41 oder unter info@aschau.de.
Gottesdienste, Führungen, Konzerte
Heuer wird das Heilige Grab vom 15. März bis 27. April wieder sechs Wochen lang den Altarraum zieren. Umrahmt wird es von einem umfangreichen Begleitprogramm, seien es Gottesdienste, Konzerte oder Führungen. Das alpenländische Passionssingen unter dem Titel „In stiller Nacht zur ersten Wacht ein Stimm’ begann zu klagen“ hatte Gabi Reiserer noch initiiert. Nun soll es zu ihrem Gedenken erklingen.
Auch das Passionsoratorium, das die Leidensgeschichte Christi im bayerischen Dialekt schildert,- beleuchte den Tod und das Leben. Allein schon der Titel „Oana geht um im Land“ gehe nach, findet der Geistliche. Für ihn, so Janßen, sei das Heilige Grab ein historisches Relikt, das es zu erhalten gilt, aber auch ein Zeichen der Inspiration und ein Zeichen für gelebten Glauben.

