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Theresa Albrecht im Exklusiv-Interview

Dehoga-Kreischefin Albrecht: „Kampenwand-Bahn ist von zentraler Bedeutung für den Tourismus“

Porträtfoto von Theresa Albrecht (links), zwei Gondeln der Kampenwandseilbahn (rechts)
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Theresa Albrecht äußert sich im OVB-Interview: Die Dehoga-Kreisvorsitzende ist Inhaberin des „Hotel zur Post“ in Rohrdorf.

Wer lebt von der Kampenwand-Bahn? Nur der Betreiber oder eine ganze Region? Im OVB-Exklusiv-Interview äußert sich die Dehoga-Kreisvorsitzende Theresa Albrecht zudem zu den „Spezlwirtschaft“-Gerüchten. Und sie stellt klar: Jeder habe das Recht, auf den Berg zu kommen – auch Rollstuhlfahrer.

Aschau im Chiemgau/Rohrdorf – Nach den „Spezlwirtschaft“-Vorwürfen des Bund Naturschutz stellt Dehoga-Kreisvorsitzende Theresa Albrecht im OVB-Interview klar: „Die Kampenwandbahn ist von zentraler Bedeutung für den Tourismus, für die Gastronomie und Hotellerie der ganzen Region.“ Deshalb müsse nicht nur ihr Fortbestand, sondern auch ihre Modernisierung von allen Akteuren unterstützt und nicht behindert werden.

Welche Rolle spielen Berg- und Seilbahnen für den Tourismus in der Region?

Theresa Albrecht: Der Tourismussektor zählt zu den wichtigsten Arbeitgebern unserer Region. Er ist das wirtschaftliche Rückgrat vieler Gemeinden. Die Berge und Seen sind unsere wichtigsten touristischen Ziele. Davon leben alle, nicht nur die Wirte am See oder am Berg, sondern alle Gastronomen und Hotels in Stadt und Landkreis Rosenheim. Wir brauchen die Schifffahrt. Und wir brauchen die Bergbahnen, weil es eben nicht nur die sportlichen Menschen gibt, die zu Fuß oder mit dem Mountainbike die Gipfel erklimmen. Es gibt auch die Familien mit Kinderwagen sowie ältere Menschen und Menschen mit Handicap, die das nicht können. Auch sie haben aber das Recht, auf den Berg zu kommen, um die frische Luft, die wunderschöne Natur und die herrliche Aussicht zu genießen.

Ist das an der Kampenwand nicht möglich?

Albrecht: Die Kampenwandbahn wurde 1957 in Betrieb genommen. Fast 70 Jahre später ist der Komfort nicht mehr zeitgemäß. Weder Kabinen noch Stationsgebäude sind barrierefrei. Rollstuhlfahrer kommen nicht behindertengerecht auf den Berg. Nur wer dazu in der Lage ist, seinen Rollstuhl zu verlassen und die Stufen zum Kabineneinstieg aus eigener Kraft zu überwinden, kann die Seilbahn nutzen. Rollstühle und Kinderwagen müssen zusammengeklappt befördert werden. Elektrorollstühle können gar nicht mitfahren. Die Kampenwandbahn braucht dringend eine maßvolle Erneuerung, denn nur so kann eine moderne und barrierefreie Beförderung gewährleistet werden, die allen Menschen uneingeschränkten Zugang zur Kampenwand bietet. Dafür sollen Tal- und Bergstation barrierefrei umgebaut werden und Achter-Gondeln als die kleinsten verfügbaren Gondeln mehr Raum zum Rangieren eines Rollstuhls oder Kinderwagens bieten.

Der Bund Naturschutz befürchtet aber, dass statt 450 dann 1500 Menschen pro Stunde auf den Berg fahren. Wird das nicht zu viel?

Theresa Albrecht: Die Kampenwandbahn erfreut sich bei Urlaubern und Einheimischen großer Beliebtheit. Aber dass eine Erneuerung der Kampenwandbahn eine Verdreifachung der Beförderungskapazität nach sich ziehen könnte, ist nicht zu erwarten. Denn wieso sollte sich die Zahl der Touristen, die in den Landkreis Rosenheim kommen, plötzlich verdreifachen, nur weil die Kampenwand neue Kabinen und barrierefreie Stationen hat? Zudem wird die Besucherzahl durch die Kapazität des Parkplatzes begrenzt. Die Leute werden einfach nicht mehr so lange anstehen müssen, wenn sie in Achter-Gondeln auf die Kampenwand kommen. Hinzu kommt, dass die Bahn die Besucherströme lenkt. Und das entlastet empfindliche Naturräume und sorgt dafür, dass mit der Bahn nicht erreichbare Gipfel und Landschaften geschützt bleiben.

Teilen Sie die Auffassung des Bund Naturschutz Rosenheim, dass die Korrektur der Naturwaldflächen „Spezlwirtschaft“ ist, also laut Kreisvorsitzendem Rainer Auer „ein unangemessenes Entgegenkommen seitens des Ministeriums einer privaten Person gegenüber, die ein wirtschaftliches Interesse verfolgt“?

Theresa Albrecht: Nein. Ganz und gar nicht. Die Kampenwandbahn ist von zentraler Bedeutung für den Tourismus, für die Gastronomie und Hotellerie der gesamten Region. Sie trägt zur Belebung der umliegenden Dörfer bei, fördert regionale Umsätze und generiert wichtige Steuereinnahmen. Wir sollten dankbar sein, dass der Betreiber bereit ist, Millionen Euro in die Barrierefreiheit und damit in die Tourismusförderung der Region zu investieren. Dafür sollte er von allen Seiten die größtmögliche Unterstützung erfahren. Die Regierung sichert den Fortbestand und die Modernisierung der Kampenwandbahn, indem sie die falsch ausgewiesene Naturwaldflächen und damit eigene Fehler korrigiert. Das hat aufgrund unserer Bürokratie immerhin vier Jahre gedauert und für mich nichts mit Vetternwirtschaft zu tun. Nur so kann die Region langfristig als attraktives Reiseziel erhalten bleiben und weiterhin von den positiven wirtschaftlichen und sozialen Effekten der Kampenwandbahn profitieren.

Und die Natur?

Theresa Albrecht: Dass die Wälder in der Umgebung der seit 68 Jahren bestehenden Kampenwandbahn überhaupt als Naturwälder ausgewiesen wurden, zeigt ja, dass sie in besonderem Maße naturnah und wertvoll sind. Und das ist für mich der beste Beweis dafür, dass gelenkte Besucherströme und Natur nebeneinander existieren können. Und man darf nicht vergessen: Nach der erfolgten Korrektur der Grenzen ist der Naturwald auf der Kampenwand jetzt sogar 200 Quadratmeter größer als zuvor. Es wurde also eine gute Lösung für die Natur gefunden. Zudem sind Naturwälder ja keine Sperrgebiete. Sie sollen einerseits Rückzugsorte für Tiere und Pflanzen, andererseits aber auch für den Menschen erlebbar sein. Das Betreten der Wälder, sportliche Freizeitnutzung oder Radverkehr werden vom Gesetz nicht eingeschränkt. Der Betreiber der Kampenwandbahn ermöglicht mit der geplanten behutsamen Modernisierung, dass das künftig für alle Menschen, unabhängig von ihrer körperlichen Konstitution, möglich wird.

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