Daniel Westermeier alias Mr. Woodland im Interview
Warum der „Astronaut“ an der Gillitzerstraße nun vom Künstler übermalt wird
Vier Jahre lang war „Dare to Believe 01“ von dem aus Erding stammenden Künstler Daniel Westermeier alias Mr. Woodland an einer Häuserwand an der Gillitzerstraße in Rosenheim zu sehen. Anlässlich des diesjährigen „Transit Art Festival“ übermalt er es jedoch. Wir haben uns berichten lassen, warum er das tut.
Rosenheim - „Was da entsteht? Lasst euch überraschen! Ein Teil der Kunst im öffentlichen Raum ist auch, dass die Leute ihr beim Enstehen zusehen und miterleben können, wie es am Ende aussieht“, meint Daniel Westermeier alias „Mr. Woodland“. Es ist der Samstag des letzten Juniwochenendes. Schon seit einer Weile ist er an diesem Tag, dem Auftakt seines Schaffens an diesem Projekt, am Malen. Immer wieder steigt und senkt sich die Hebebühne. Mal wird gesprüht, mal gemalt, mal mit dem Farbroller gearbeitet. Immer wieder gesellen sich Leute dazu. Manche gucken nur für eine Weile zu. Andere filmen, fotografieren. Letzteres Teil mit hochprofessioneller Ausrüstung. Wieder zieht „Mr Woodlands“ Kunstschaffen Aufmerksamkeit auf sich.
Bilder: Daniel Westermeier alias Mr. Woodland bei der Arbeit an der Gillitzerstraße in Rosenheim




„Als wäre es schon immer da gewesen... Ein schönes, farbliches Highlight, am Rande der Altstadt“, schreibt Manuela M. in einer Rezension auf Google Maps über „Dare to Believe 01“, das Bild, ebenfalls aus „Mr Woodlands“ Hand, welches vier Jahre langdie Hauswand schmückte. Inzwischen ist es verschwunden und allmählich kann man ein neues Motiv erkennen. Sichtlich wird es wieder eine Wiederholung des Astronauten-Motivs, mehr will Westermaier aber nicht verraten. „Warum ich es übermale? Nun, da wäre erstmal der praktische Grund, dass die Farben des alten Bildes stark ausgeblichen waren.“
Daniel Westermeier alias Mr. Woodland im Interview: Warum der „Astronaut“ an der Gillitzerstraße nun vom Künstler übermalt wird
Warum nicht das vorherige Werk wiederherstellen? „Das würde in etwa die gleiche Zeit brauchen, wie etwas völlig neues zu schaffen. Und das finde ich einfach die bessere Lösung“, meint der Künstler, „Denn vor allem gehört es, meiner Meinung nach, bei dieser Art Kunst dazu, dass man auch mal etwas durch Neues ersetzt. Zudem habe ich diesmal auch gleich zwei Hauswände als Leinwand zur Verfügung gestellt bekommen.“
Wer ist „Mr. Woodland“ eigentlich? Er wuchs in Erding auf und lebt bis heute in jenem Landkreis Bereits im Alter von 12 Jahren malte er 1993 sein erstes Graffiti an der örtlichen Herzog-Tassilo-Realschule. Als Inspiration dafür berichtet er bunte Bildern an der Zuglinie und der Hip-Hop-Kultur. Nachdem er zunächst das Pseudonym „MONO“ verwendete übernahm er ab 2004, durch einen Witz, der seiner Statur gewidmet ist, den Künstlernamen „Mr. Woodland“. Der studierte Grafikdesigner arbeitet sei 2014 als freischaffender Künstler. Neben seinem Beitrag zum „Transit Art Festival“ 2020 wirkte er auch 2021 bei der künstlerischen Gestaltung der ehemaligen Essigfabrik in Wasserburg mit.
Daniel Westermeier alias Mr. Woodland sieht sich nicht als Graffitikünstler
Er selbst bezeichne sich nicht als Graffitikünstler, erklärte er damals den OVB-Heimatzeitungen. „Für mich ist die Sprühdose nur ein Werkzeug – wie ein Pinsel auch.“ Er bevorzuge die Bezeichnung „Maler, der auch zur Sprühdose greift“. Eine Beschreibung seines Stils falle ihm schwer. „Ich mache mir da wenig Gedanken darüber, wie man das nennt.“ Er sei sehr stark beeinflusst von klassischer Malerei. „Es ist zeitgenössische Kunst, was ich mache, und immer figürlich. Man könnte es als klassische Malerei, gepaart mit grafischen Elementen bezeichnen.“
Er organisiert auch Kunst-Workshops für Jugendliche und gestaltete erst vor kurzem die Fassade des ehemaligen Krankenhauses in Wasserburg, in welchem nun eine Flüchtlingsunterkunft ist. Westermeier ist auch Mitveranstalter des Transit-Art-Festivals, „Ich wusste, worauf man achten muss und habe den Kontakt zu den Künstlern hergestellt“, wie er der Zeitung anlässlich von dessen Auflage im Jahr 2021 berichtete Auch in dieseem Jahr wird er wieder eine beratende Rolle übernehmen, wie er es nun seit vier Jahren schon tut, wie Organisatorin Monika Hauser-Mair im Gespräch mit dem OVB berichtete.
Etwa 180 Quadratmeter auf zwei Hauswänden
Hinauf und hinab, manchmal auch ein wenig zur Seite bewegt sich die Hebebühne, von der aus Westermaier nun an jenem Samstag Ende Juni für das aktuelle „Transit Art Festival“ arbeitet. Gerade hat er mehrere Kübel mit Farbe hinauf gewuchtet. Als er sie öffnet entfährt ihm ein Freudenruf: „Wunderbar, perfekt!“, enfährt es ihm in Richtung seiner Frau, welche das Arbeitsmaterial organisiert hatte. „Wieder ideal geworden!“, lobt er und macht sich sogleich daran, die nächste Fläche des neuen Kunstwerks auszumalen. Stück für Stück arbeitet er so seine vorher aufgebrachte Skizze ab.
Etwa 180 Quadratmeter soll das Werk am Ende an der Hauswand bedecken.. Das ist, zumindest an diesem Wochenende, eine besonders fordernde Arbeit. Bis zu 34 Grad hat es an diesem Samstag. Westermeier legt immer wieder Pausen ein. Auf seiner Hebebühne bietet ihm immerhin ein kleiner Sonnenschirm etwas Schutz vor der Hitze. Trotz allem: Immer wieder geht es weiter und das Werk wird immer mehr Realität.Ob er gerade vom etwa eine Stunde Autofahrt entfernten Erding hierher pendelt? „Nein, für die rund eine Woche, die ich hieran arbeiten werde, bin ich in einem Hotel hier in Rosenheim“, verrät er. Wer ihn also in Aktion erleben will, kann dies noch voraussichtlich die erste Juli-Woche über tun, beispielsweise im Rahmen des Esbaumfests, am Samstag, den 6. Juli.
hs