Tipps von Gärtnermeister Thomas Paukert
Christbäume aus Kolbermoor: Wie uns die Blätter des Tannenbaums wirklich treu bleiben
Weiße Weihnachten und immergrüne Tannen - das wünscht man sich an Heiligabend. Doch wie „grün“ sind unsere Christbäume eigentlich? Und wie bleiben sie es möglichst lange? Der Kolbermoorer Gärtnermeister Thomas Paukert hat wertvolle Tipps.
Kolbermoor - Es weihnachtet sehr. 27 Millionen Christbäume ziehen alle Jahre wieder in die Stuben ein - und das allein in Deutschland. Doch wie „grün“ sind ihre Zweige eigentlich, und was kann uns ihr Kleid tatsächlich lehren? „Ein Hektar einer Weihnachtsbaumplantage bindet in zehn Jahren etwa 145 Tonnen Kohlendioxid, 300 Tonnen Staubpartikel und sorgt für 100 Tonnen Sauerstoff“, weiß der Kolbermoorer Gärtnermeister Thomas Paukert. Zudem böten Weihnachtsbaumkulturen auch einer Vielzahl von Tieren wertvollen Lebensraum.
Nordmanntannen sind am beliebtesten
Der beliebteste Weihnachtsbaum der Deutschen ist die Nordmanntanne. Warum das so ist, kann der Gärtner einfach erklären: „Fichten nadeln sofort ab, Blaufichte pikst ganz schön, die Nobilistanne trocknet schnell aus und wird grau.“ Deshalb gibt es bei ihm auch nur Nordmanntannen - doch nicht aus dem fernen Kaukasus, sondern aus Bayern, denn: „Nachhaltig und klimaneutral sind Weihnachtsbäume nur, wenn sie aus der Region stammen“, betont Paukert.
Er hat einen niederbayerischen Forstwirt gefunden, der seine Bäume selbst züchtet. „Etwa sieben bis zehn Jahre vergehen, ehe aus dem Samenkorn ein stattlicher Christbaum geworden ist“, erläutert Paukert. Kurz vor dem ersten Advent werden sie dann frisch geschlagen.
Damit sie in den Stuben ihre volle Pracht entfalten können, müssen die Bäume auch danach noch sorgsam behandelt werden: „Sie sollten stehen und dürfen von den Netzen nicht zu stark eingeengt werden, damit die Zweige weiter gut durchlüftet werden.“ Und damit der Weihnachtsbaum nicht abenteuerlich auf dem Dach oder im Innenraum von Pkw nach Hause bugsiert werden muss, bringt Paukert seinen Kunden die Tannen direkt vor die Haustür.
In seiner Gärtnerei können sich Paukerts Kunden ihren Lieblingsbaum aussuchen. Doch was ist mit kleinen, krummen Tannen? Werden heute immer noch Löcher in den Stamm gebohrt und extra Zweige eingesetzt, damit der Tannenbaum richtig schön voll wirkt? „Jeder Naturbaum ist etwas Besonderes, auch der mit Schuss“, findet der Experte. Und dabei ist nicht etwa ein Tannennadellikör gemeint, sondern eine lange, wenig verzweigte Baumkrone.
Seit 47 Jahren gehört Paukert im Ehrenamt der Kolbermoorer Feuerwehr an. Deshalb warnt er vor echten Kerzen am Weihnachtsbaum. Auch wenn die Nordmanntanne für ihre weichen, glänzend tiefgrünen Nadeln beliebt ist: „Sobald sie zu trocknen beginnen, brennen sie lichterloh und entzünden sich fast explosionsartig.“
Doch ab wann gehört der Baum eigentlich in die Stube? Viele Familien (12 Prozent) schmücken ihren Weihnachtsbaum am Morgen des 24. Dezember und stimmen sich so auf die Heilige Nacht ein. Doch laut einer Statista-Umfrage stellen mehr als 50 Prozent der Menschen ihren Weihnachtsbaum schon Anfang oder Mitte Dezember auf. „Mein Tannenbaum leuchtet ab dem ersten Advent“, beschreibt der Kolbermoorer seine ganz private weihnachtliche Tradition.
Doch wie bleiben seine Blätter über Wochen treu und beständig? „Am besten ist ein Ständer mit Wasser“, erklärt der Gärtner. Zwar ziehe der Baum kein Wasser mehr, doch sorge dieses für eine hohe Luftfeuchtigkeit und die verhindere, dass der Baum seine eigene Feuchtigkeit verdunste.
Hohe Luftfeuchtigkeit hält den Baum grün
Hilfreich sei es aber auch, das Nadelkleid regelmäßig mit einem Wasserzerstäuber zu besprühen. Und natürlich sollte der Baum nicht direkt neben der Heizung aufgestellt werden, wenn in der Wohnung ausreichend Platz ist. In Räumen mit Fußbodenheizung sei es ratsam, zwischen Baum und Boden Abstand zu bringen, etwa indem man den Baum auf ein kleines Podest oder Tischchen stellt.
Künstliche Weihnachtsbäume lehnt Paukert kategorisch ab, denn: „Das sind die größten Umweltsünder.“ So fand beispielsweise das britische Unternehmen Carbon Trust heraus, dass der durchschnittliche Baum aus Plastik aus Asien kommt und bei Herstellung, Transport und Entsorgung rund 48 Kilogramm Kohlendioxid (CO2) erzeugt werden.
Trotzdem fertigt Paukert kleine, „halb-künstliche“ Weihnachtsbäume an. „Die werden allerdings aus echten Tannenzweigen aufwendig per Hand gebunden und sind für die Gräber gedacht“, erklärt er. Denn auch zur Tradition der Friedhofsbesuche mit musikalischen Andachten an Heiligabend gehöre ein Christbaum.
Teil der Tradition sind auch Weihnachtskrippen. Die von Paukert verknüpfen Heimatliebe und Naturverbundenheit. Latschenkiefer-Daxen bringen den Duft des Waldes ins Haus. Ein Zweig der Muschelzypresse versinnbildlicht den Lebensbaum. Bergkristalle und Amethyste findet man in den Alpen. In der Krippe stehen sie für Herz, Geist und Klarheit. Katzengold (Eisenkies) verkörpert die Geschenke der Heiligen Drei Könige.
In der Weihnachtszeit dürfen auch Mistelzweige nicht fehlen. Und Thomas Paukert weiß auch, warum es Glück bringen soll, sich ausgerechnet unter ihnen zu küssen: „Weil es heißt, dass man sich unter einer Mistel nicht anstecken kann.“ Die Heilpflanze helfe nicht nur kranken Bäumen, sondern halte Krankheiten auch vom Menschen fern.
Zwar seien die Früchte giftig, doch aus den getrockneten Blättern könne man beispielsweise Tees zubereiten. „Was glauben Sie denn, warum der Zaubertrank des Druiden Miraculix den gallischen Helden Asterix und Obelix besondere Kräfte verliehen hat“, fragt er mit einem Augenzwinkern.
Mit Informationen der dpa.




