Hochwasserlage auf der Fraueninsel
Der Chiemsee-Pegel steigt: auf der Fraueninsel kämpfen „alle zam“ gegen das Wasser
Nach dem Regen ist Aufatmen angesagt, oder? Im Landkreis Traunstein blieb das große Hochwasser aus und die Pegel der meisten Flüsse sinken bereits - anders der Chiemsee, dort steigt das Level weiter leicht an. Dem Wasser besonders ausgesetzt ist die Fraueninsel: Stege sind überschwemmt, Boote mussten gesichert werden. Wie geht es den Insulanern mit der Situation?
Chiemsee – „Einer für alle, alle für einen“, da spielten dann auch kleine Querelen untereinander keine Rolle mehr. Peter Mayr wohnt seit 16 Jahren auf der Fraueninsel der Gemeinde Chiemsee. Die Inselbewohner, erzählt er, seien es gewohnt, dem Wetter ausgesetzt zu sein. Und bei extremen Situationen würden auf der Insel alle zusammenhalten. Wie jetzt, wo der Seespiegel nach den massiven Niederschlägen immer noch steigt:
„Als Erstes müssen die Grundstücke am Wasser gesichert werden“
„Wir sind ja schon ein bisschen hochwassererprobt“ Gelassen berichtet Peter Mayr von den Geschehnissen der letzten Tage: „Derzeit steigt der Chiemsee noch ein wenig, aber nicht so besonders weit.“ Wenn es nicht mehr aufhört zu regnen, dann wüsten die Bewohner der Fraueninsel schon, was zu tun ist: „Als Erstes müssen die Grundstücke unten am Wasser gesichert werden, da wird alles geräumt.“ Die Fischer hätten, so Mayr, da ihre ganzen Sachen, wie zum Beispiel ihre Netze. Derzeit sind auch die meisten Stege auf der Insel überspült:
„Manche müssen mit Tonnen beschwert werden, sonst dreht es den Steg auf, und das kann teuer werden.“ Dadurch, dass die Stege derzeit überflutet sind, hätten sie auch die Boote in Sicherheit bringen müssen: „Dafür haben wir einen Schwimmsteg auf der Westseite.“ Von Osten wiederum droht ein ganz anderes Problem, trotz derzeitigem Sonnenschein:
Ostwind bringt Sonne aber auch Wasser
„Der derzeitige Ostwind bringt zwar das schöne Wetter, aber auch das Wasser“, erklärt Mayr. Durch den lebhaften Wind würden weitere Wassermassen auf die Insel verfrachtet. Derzeit zählt jeder Zentimeter. Und so würde die Chiemsee-Schifffahrt zwar nach wie vor Besucher auf die Insel bringen. Sie müssten aber langsamer als sonst fahren, weil selbst die Fahrwasserwellen sonst zusätzlich Probleme bereiten könnten. Derzeit steuerten sie auch nicht den Nordsteg an, weil dort zu viel überschwemmt sei.
Seit dem Hochwasser 2013 „ein bisschen sensibler“
Abwarten müsste man jetzt auch, was durch die Schneeschmelze im Gebirge noch an Wasser im See lande. Trotzdem: Im Vergleich zum Hochwasser im Jahr 2013 könnten die Bewohner aufatmen: „Seit damals sind wir alle ein bisschen sensibler bei Hochwasser. Die Schäden, die wir damals hatten, waren krass.“ Mayr war Mitglied der örtlichen Feuerwehr, einer sogenannten Pflichtfeuerwehr und 2013 im Dauereinsatz. Spätestens seitdem sei man sehr gut vorbereitet auf der Insel.
Wohl keine größeren Schäden an Wohngebäuden
Schon vor Tagen habe der Bürgermeister der Verwaltungsgemeinschaft Chiemsee veranlasst, einen Lastwagen voller Sand auf die Insel zu bringen, um Gebäude sichern zu können. Bebauungsgebiete seien aber derzeit nach Kenntnis von Mayr nicht betroffen. Er wisse nur von einem Keller, der mit Wasser vollgelaufen sei. Wie es bei den Fischerhütten aussieht oder ufernahen Boutiquen? Das könne er nicht genau sagen, aber da seien Schäden schon möglich. Aber man helfe sich vor Ort so gut es geht:
WhatsApp-Gruppe Buschfunk koordiniert Hilfe auf der Insel
„Wenn es richtig brennt, helfen alle zusammen.“ Die Bewohner der Fraueninsel haben dafür sogar eine eigene WhatsApp-Gruppe: Der sogenannte „Buschfunk“, das würde, so Mayr richtig gut funktionieren. Wo braucht jemand eine Pumpe? Wer kann helfen, Gartengeräte wegzuschleppen? Wo werden Sandsäcke gebraucht? „Der eine hilft eine Tür abzudichten, der andere bringt Holz vorbei, das geht immer zack, zack.“
Auf der Fraueninsel sei man der Natur sehr nah, und manchmal auf sich allein gestellt. Das schweiße dann eben die Bewohner zusammen. Sie würden relativ gelassen auf die kommenden Tage blicken, die Sonne scheint, das sei gut, man rechne schon noch mit etwas höherem Wasserstand, aber die Lage sei im Griff. Die Aufräumarbeiten gehen noch weiter, Peter Mayr muss wieder los, mithelfen. Selbstverständlich für einen „guten Insulaner:“

