Terrorgefahr und Diebstahl
„Angespannte Bedrohungslage“: Wie sicher sind die Christkindlmärkte im Chiemgau?
Betonpoller und erhöhte Polizeipräsenz: Besonders durch den Krieg im Gazastreifen gelten auch die Christkindlmärkte in Deutschland vermehrt als Anschlagsziel für Terroristen. Wie ist die Stimmungs- und Sicherheitslage zur Halbzeit bei den Märkten im Chiemgau?
Prien/Traunstein – „Wir sind aktuell durch parallele Krisen mit einer komplexen und angespannten Bedrohungslage konfrontiert“, teilte der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Thomas Haldenwang, kürzlich in einer Pressemitteilung mit. Die Situation sei besonders bei öffentlichen Veranstaltungen, zu denen auch Christkindlmärkte zählen, angespannt. Vor allem in den Großstädten werden die Sicherheitsmaßnahmen verschärft. Doch wie ist die Lage in ländlicheren Bereichen?
40.000 Besucher auf der Fraueninsel
Auf der Fraueninsel am Chiemsee ist der Christkindlmarkt schon wieder vorbei. Trotz des Ausfalls am ersten Samstags (2. Dezember) aufgrund des heftigen Schneefalls können die Veranstalter eine erfreuliche Bilanz ziehen: Die beiden Adventswochenenden verzeichneten in etwa so viele Besucher wie im vergangenen Jahr. Laut Veranstaltungsleiterin der Prien Marketing GmbH, Martina Lehmann, strömten rund 40.000 Besucher an den sieben offenen Tagen über die kleine Insel. „Es war gut besucht, aber nie zu voll“, erzählt Lehmann. „Wir haben in diesem Jahr darauf geachtet, dass Plätze, die in der Vergangenheit etwas enger waren, bei diesem Markt aufgelockert wurden, was von den Besuchern auch als angenehm empfunden wurde.“ Besonders bei den Konzerten im Inselmünster auf der Fraueninsel seien die Besucher laut Martina Lehmann zur Ruhe gekommen, was für eine weihnachtliche Stimmung sorgte.
„Im Vorfeld des Marktes wird ein Sicherheitskonzept mit allen wichtigen Protagonisten, wie Polizei, Rettungskräften und Feuerwehr, abgestimmt“, berichtet Lehmann, „die auch immer am Markt präsent sind.“ Dementsprechend seien ihr auch keine negativen Ereignisse aufgefallen.
Keine Drohungen eingegangen
Diese Beobachtung bestätigt auch Eric Fleiter vom Wach- und Streifendienst der Polizeiinspektion Prien am Chiemsee. „Die Zahlen der Einsatzkräfte werden immer an die aktuelle Lage angepasst“, so Fleiter, und variieren so auch zwischen Wochentag und Wochenende. Ebenso spielten die „Vorkommnisse der letzten Jahre“, also die erhöhte deutschlandweite Anschlagsgefahr, eine Rolle. Glücklicherweise konnte der Beamte von keinen Vorkommnissen oder Drohungen im Gebiet der Polizeiinspektion Prien berichten. Wichtig sei es, Präsenz zu zeigen, aber insgesamt sei die Lage auf den Christkindlmärkten im Zuständigkeitsbereich der Polizei Prien „freundlich“.
„Es gibt aktuell keinen Grund, dass man in unserer Region auf einen Christkindlmarkt verzichten sollte“, sagt Alexander Huber, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd. Selbstverständlich sei man aufgrund der weltpolitischen Lage höchst wachsam, so Huber: „Wir bewerten die Lage jeden Tag neu.“ Aber aktuell sei „alles friedlich und ruhig“.
Jedes Jahr werde laut Huber auch das Thema Taschendiebstähle medial groß aufgegriffen und die Polizei damit konfrontiert. „Wir haben in unserer ländlichen Struktur keine Häufung feststellen können“, berichtet Alexander Huber. Das bedeute keinesfalls, dass man seine persönlichen Wertgegenstände außer Acht lassen sollte. Es zeige lediglich, dass Präventionsmaßnahmen wie Aufklärungsarbeit und Polizeipräsenz auch gegriffen haben, so Huber.
Traunstein setzt Betonpoller ein
In Traunstein berichten die Veranstalter ebenfalls von einem friedlichen Gesamteindruck. „Wir haben vom guten Wetter profitiert“, schwärmt Agnes Giesbrecht, Pressereferentin der Stadt Traunstein, und berichtet von einem „kitschig schönen Winterwunderland“, das auch bisher viele Besucher angezogen hat. Neben dem üblichen Sicherheitskonzept setzt die Stadt schon seit einigen Jahren Betonpoller ein, die am Eingang vom Stadtplatz platziert sind. Für die weihnachtliche Stimmung sind diese allerdings „schön dekoriert“ und fallen daher, laut Giesbrecht, nicht negativ auf. Für Giesbrecht kommt mit dem Hexentanz am 15. Dezember noch ein persönliches Highlight auf den Christkindlmarkt in Traunstein.
Martina Lehmann, die den Markt auf der Fraueninsel mitorganisiert, ist trotz der friedlichen und gut besuchten Wochenenden auch immer froh, wenn der Markt wieder vorbei ist. „Es ist immer intensiv“, sagt Lehmann, „aber dann geht man in die Stade Zeit.“
