Strahlende Augen
Nach Cyber-Attacke: Wie Christkind und Paw Patrol den Kolbermoorer Familientag retten
Trotz der Cyber-Attacke ging der Kolbermoorer Christkindlmarkt am Sonntag (10. Dezember) mit einem neuen Format an den Start: Wie Paw Patrol, Esel und Christkind ankamen.
Kolbermoor – Strahlende Augen sind der schönste Lohn für Giacomo Anzenberger und Alex Heinold. Sechs Wochen haben die Vorsitzenden des Kolbermoorer Gewerbeverbandes an der Vorbereitung des Christkindlmarktes gearbeitet. Ehrenamtlich versteht sich. Genauso wie die Eselfreunde, die Mangfalltaler Trachtler, die Kolbermoorer Schützen, die Sportler vom SV-DJK oder die Rettungshundestaffel der Johanniter. Am Sonntag (10. Dezember) luden sie zum Familientag auf den Marktplatz ein. Der Andrang war riesig.
Familiensonntage gibt es zum ersten Mal
Zum ersten Mal haben die Kolbermoorer Organisatoren in diesem Jahr ihren Markt thematisch geordnet. „Freitag soll es traditionell bayrisch sein, samstags ein bisschen wilder, und der Sonntag steht ganz im Zeichen der Familien“, beschreibt Anzenberger das neue Konzept. Umsetzen lässt sich das nur mit den Kolbermoorer Vereinen. Und da bringen sich nun auch die Mangfalltaler Trachtler intensiver ein. Bisher halfen sie „nur“ bei Weihnachtswunschbaum und Programm.
In diesem Jahr stehen sie mit der „Mangfalltaler Weihnachtsbackstube“ auf der Bühne und bringen sich mit einem eigenen Stand, der Bastelwerkstatt und dem Christkindl noch viel stärker ein. „Ich bin echt dankbar dafür“, freut sich Anzenberger über die neuen Mitstreiter und das neue Konzept.
Claudia Beutl, die Jugendleiterin der Mangfalltaler Trachtler, hat das organisatorische Zepter in der Hand und viele Trachtler mit ihrer Begeisterung für den Familiensonntag angesteckt. Annelies Weinzierl und Katharina Eder basteln mit den Kindern in der warmen Stube Christbaumschmuck, Schneemänner, Engel und Weihnachtskarten. Die Jugend managt den Glühweinstand. Und Christkind Lena kämpft mit ihrer Aufregung, weil sie gleich das erste Mal allein auf der Bühne steht und die Kinder empfängt. Die erklimmen ehrfürchtig die Bühne. Manch einer bleibt in sicherem Abstand zum Christkind stehen und erklärt ganz schüchtern, was er sich zu Weihnachten wünscht. Die Eltern schmunzeln und erzählen heimlich: „An den Nikolaus glaubt er ja nicht mehr, aber an das Christkind schon.“
Die einen amüsieren sich über ihre Kinder, die anderen verdrücken vor Rührung ein paar Tränchen. Es sind wunderbare Momente, die Christkind Lena auf der Bühne zelebriert. Eine halbe Stunde lang stehen die Kinder geduldig Schlange, die Eltern machen Weihnachtsfotos von ihren Kleinen. Giacomo Anzenberger verteilt Gummibärlis und strahlt vor Rührung. Das sind die Momente, in denen der Stress von ihm abfällt und er weiß, warum er sich wochenlang ehrenamtlich für den Christkindlmarkt in Kolbermoor engagiert.
Dicht umringt sind auch die Kolbermoorer Eselfreunde. Esel Benny und seine flauschigen Kameraden sind mit Nikolausmützen und weihnachtlichen Gewändern geschmückt und die Stars der Kinder. Sie dürfen die Tiere kraulen und bekommen zur Erinnerung einen Esel-Lebkuchen. Als die Kinder aus dem Caritas-Hort ihr Theaterstück „Advent Anno 1950“ aufführen, ist die Bühne dicht umringt von Eltern, Großeltern und Klassenkameraden. Und so bringen sich viele Kolbermoorer Akteure ins sonntägliche Familien-Programm ein.
Den Wermutstropfen, der vor dem Start des Marktes für Fassungslosigkeit sorgte, haben alle längst vergessen. Nur auf Nachfrage erinnern sie sich an die gemeinen Gerüchte: „Ich verstehe nicht, warum es Menschen gibt, die andere verunglimpfen müssen“, reagiert Walter Weinzierl, Ehrenvorstand der Mangfalltaler Trachtler, auf die Versuche, den Christkindlmarkt mit Falschmeldungen zu stören. Er fragt sich, warum gezielt Kolbermoor ausgewählt wurde und nicht auch andere Märkte: „Doch vielleicht war es ein Insider, der nicht mehr dabei ist.“
Wozu Steine in den Weg legen?
Stadtrat Leonhard Sedlbauer vermutet eher einen schlechten Scherz, der ausgeufert ist: „Ein anynomer Klick im Internet ist schnell gemacht. Offenbar war demjenigen das Ausmaß seines Handels nicht bewusst.“ Claudia Beutl lobt das Engagement der beiden Hauptorganisatoren Anzenberger und Heinold: „Giacomo und Alex stecken ihre ganze Kraft in unseren Christkindlmarkt, und dann werden ihnen Steine in den Weg gelegt.“ Am Sonntag stehen alle beisammen, genießen einen heißen Glühwein, freuen sich über das ehrenamtliche Engagement der Vereine und den guten Zusammenhalt der Kolbermoorer.
Wie Ehrenamt Leben rettet
Gegen 18 Uhr wird es noch einmal spannend, denn jetzt können die Kinder ihre geliebte „Paw Patrol“ – die Retter auf vier Pfoten – endlich auch mal im echten Leben bestaunen: die Rettungshunde- und Drohnenstaffel der Johanniter. „Zweimal in der Woche bilden wir unsere Hunde aus, damit sie im Notfall vermisste Menschen finden. Nach etwa drei Jahren sind sie einsatzbereit“, erklärt Astrid Weddemar-Joos vom Johanniter-Ortsverband Wasserburg. Hinzu kommen die oft dramatischen Einsätze und die Öffentlichkeitsarbeit auf Sommerfesten oder Weihnachtsmärkten – alles im Ehrenamt.
Während die kleinen tierischen Weihnachtsmarktbesucher die Gäste ankläffen, bleiben die Profis ruhig. „Es sind menschen- und tierfreundliche Hunde“, erklären die Johanniter. Die holländische Schäferhündin Ati gehört schon zu den einsatzerfahrenen Personensuchhunden. Sie braucht keine Minute, um den elfjährigen Rayen in der Menschenmenge zu entdecken. Vom großen Geruchspool aus Menschen, Braten, Glühwein, Zuckerwatte und gebrannten Mandeln lasst sie sich nicht ablenken. Auch der vierjährige Samuel möchte sich unbedingt verstecken und finden lassen. Ihn suchen Antonia Schütz und ihre Ridgeback-Hündin Hazel, die noch in der Ausbildung ist. Und auch Samuel ist schnell gefunden.
„A Busserl“ fürs gute Miteinander
Das Ehrenamt verbindet Menschen. Und so konnten die Gerüchte über einen „dauerhaft geschlossenen Christkindlmarkt“ der weihnachtlichen Stimmung in Kolbermoor auch am zweiten Adventswochenende keinen Abbruch tun. Bis in die Abendstunden ist der Markt voller Menschen, die sich in Familie zu einem gemütlichen Ratsch treffen und die Gelegenheit nutzen, noch das eine oder andere Weihnachtsgeschenk zu kaufen. Die Standbetreiber sind zufrieden mit der Resonanz. Und auch sie bekommen vom Christkind ein kleines Dankeschön als symbolisches „Busserl“ fürs gute Miteinander.
Der Kolbermoorer Christkindlmarkt geht weiter
Freitag, 15. Dezember
13 bis 18 Uhr: Das Bücherstüberl hat geöffnet.
17 Uhr: Kolbermoorer Jungbläser
19 Uhr: Mangfalltaler Alphornbläser
20 Uhr: Spielmannszug Rosenheim auf und vor der Bühne
Samstag, 16. Dezember
17 bis 22 Uhr: Aprés-Ski-Party – Jeden Besucher mit einem Ski-Accessoire oder -outfit erwartet eine Überraschung.
Familiensonntag, 17. Dezember
8.30 bis 16.30 Uhr: Das Bücherstüberl hat geöffnet.
14 bis 16 Uhr: Die Esel der Eselfreunde Kolbermoor sind auf dem Platz
14.30 Uhr: Die Kinder vom Caritas-Hort führen ihr Stück „Advent Anno 1950“ auf.
14.30 Uhr: Basteln für Kinder mit den Mangfalltaler Trachtlern (Anmeldung am Stand der Trachtler)
16 Uhr: Kunstrad-Show mit Weltermeisterin Jana Pfann
17 Uhr: Ronny Nash spielt Countrymusik und Christmas-Songs.
Freitag, 22. Dezember
13 bis 18 Uhr: Das Bücherstüberl hat geöffnet.
17 Uhr: Kolbermoorer Jungbläser
17.30 Uhr: Swing, Bossa Nova, Samba und Dixieland mit „Jazzed Married“
Samstag, 23. Dezember
18 Uhr: Chris Matthews Acoustic Covers – Part II
20 Uhr: Große Show der Inntal Pass Kramperl
22 Uhr: Ende des Christkindlmarktes



