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Oberaudorfer Wiese soll zum Gewerbegebiet werden

Große Debatte im Gemeinderat: Baupläne am Gschwendtner Feld sorgen wieder für Aufruhr

Das Gschwendtner Feld war einmal mehr ein umstrittenes Thema für Bürgermeister Matthias Bernhardt und den Gemeinderat.
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Das Gschwendtner Feld war einmal mehr ein umstrittenes Thema für Bürgermeister Matthias Bernhardt und den Gemeinderat.

Der Bau eines großen Lebensmittelgeschäfts am Gschwendtner Feld hält den Gemeinderat in Oberaudorf weiter in Atem. Im gut gefüllten Kursaal entwickelte sich die geplante Behandlung der öffentlichen Stellungnahmen erneut zur Grundsatzdiskussion. So verlief die Debatte. 

Oberaudorf - Eigentlich wollte Bürgermeister Dr. Matthias Bernhardt (Freie Wähler) gar nicht mehr über die grundsätzliche Planung sprechen. „Wir sind heute nicht dafür da, um das Für und Wider zu diskutieren, das ist schon passiert“, meint der Rathauschef und verweist auf die Gemeinderatssitzungen in den vergangenen drei Jahren.

Gewerbegebiet statt Wiese: Südlich der Oberaudorfer Geigelsteinstraße liegt das umstrittene Gschwendtner Feld.

Dort wurde beschlossen, die Nordhälfte des bislang noch grünen Feldes an der Geigelsteinstraße zugunsten eines großen Edekas, eines Rossmanns sowie einer Bäckerei zum Gewerbegebiet umzubauen. Nun galt es, nach der ersten öffentlichen Auslegung, die eingegangenen Stellungnahmen im Gemeinderat zu besprechen. 

Diskussion im Oberaudorfer Rat entbrennt erneut

Dabei dauerte es jedoch nicht lange, bis vor den rund 50 Zuhörern im Oberaudorfer Kursaal eine erneute Grundsatzdiskussion um das große Bauprojekt entbrannte. Auslöser dafür war eine Stellungnahme des Bayerischen Bauernverbandes. „Landwirtschaftliche Flächen werden großflächig aufgekauft. Alleine in Bayern sind es pro Tag zwölf Hektar“, heißt es von Seiten des Verbandes. Mit dem Bau am Gschwendtner Feld gehe nun weiterer wertvoller Mutterboden, der dort bis zu 450 Tonnen CO2 speichern könne, verloren. Die Baupläne sind laut Bauernverband daher ökologisch unverständlich und wurden in der Stellungnahme deutlich abgelehnt. 

Der Bürgermeister machte daraufhin deutlich, dass nach wie vor niemand scharf darauf sei, die landwirtschaftliche Fläche zu versiegeln. „Kurz- oder langfristig ist das aber die einzige Fläche, die wir weiterentwickeln können, um auch die Gewerbesteuer wieder ein wenig anzuheben“, meint er. Andernfalls werde es mit den Mitteln der Gemeindeverwaltung knapp. Ohnehin habe man in den vergangenen 18 Jahren kein Gewerbe mehr ausgewiesen. Von einer extremen Verdichtung könne also nicht die Rede sein.  

Beton statt grüner Wiese

„Wir sind die vergangenen 18 Jahre auch nicht verhungert“, entgegnete Gemeinderatsmitglied Patrizia Kaiser (Grüne). Ihrer Meinung nach sollte man sich als Gemeinde daher schon bewusst sein, was so ein riesiger Markt für eine Belastung mit sich bringt. Sei es durch die Betonierung oder auch den zunehmenden Verkehr. Das mit den leicht erhöhten Steuereinnahmen zu begründen, ist für Kaiser kein Argument. 

„Wir haben eine Studie, die besagt, dass die Nahversorgung bei uns gefährdet ist und 52 Prozent der Einwohner eher nach Kiefersfelden oder Brannenburg zum Einkaufen fahren“, betont Gemeinderat Stefan Bruhn (Freie Wähler). Zudem sei die Gewerbesteuer durchaus ein wichtiger Baustein für die gesamte Gemeinde. 

Sorgen um bestehende Geschäfte

Ein weiterer Konflikt entwickelte sich im Verlauf der Sitzung, als die Auswirkungen des großen Supermarkts auf die lokalen Geschäfte diskutiert wurden. „Mich haben viele Einheimische angesprochen, die nun ins Nachdenken kommen“, sagt beispielsweise Gemeinderat Magnus Waller (CSU). Denn in diesem Fall bekäme ein großer Konzern rund 15 000 Quadratmeter, während kleinere Geschäfte nichts von der Gewerbefläche hätten. 

„Ich weiß, dass jeweils zwei Metzgereien und Bäcker auch in Brannenburg und Kiefersfelden trotz nahegelegenen Großhandel noch gut laufen“, meint Gemeinderätin Katharina Kern (CSU) zu dem Thema. Auch sie sei keine Befürworterin, die Fläche zu versiegeln. „Und da braucht man auch gar nichts schön zu reden.” Im Hinblick auf die Dorfentwicklung müsse man aber eben „einen Tod sterben.“ 

Nach einer langen Diskussion wurden die Einwände des Bayerischen Bauernverbandes zum Flächennutzungs- sowie dem Bebauungsplan zur Kenntnis genommen. Eine Änderung an den Plänen erfolgte jedoch nicht, wie der Gemeinderat mit 11:5 Stimmen beschloss. 

Grünflächen Hochwasser und Parkplätze im Fokus

Neben der Grundsatzdebatte berieten sich die Mitglieder zu weiteren Details des Großbaus wie die Regelung der notwendigen Grünflächen, den Hochwasserschutz oder die Gestaltung der Zufahrten. Auch die Anzahl der vorgesehenen 160 Parkplätze war einzelnen Gemeinderatsmitgliedern ein Dorn im Auge. Der zur Beratung anwesende Rechtsanwalt Johannes Mohr verwies dabei auf die Verpflichtung aus der bayerischen Stellplatzverordnung, wonach bei der geplanten Einkaufsfläche sogar 180 Plätze nötig wären. Eine Lösung mit einer Tiefgarage ist laut der Ingenieurin Bellina Reiser aufgrund des Grundwasserstandes problematisch. 

Bund Naturschutz und Bürgerinitiative leisten Widerstand

Schon vor der ausschließlich für das Gschwendtner Feld einberufenen Gemeinderatssitzung hatte sich im Dorf Widerstand gegen die Pläne formiert. Am Montag äußerte sich der Bund Naturschutz kritisch zum Gschwendtner Feld.

Zudem wurde auch die neu formierte Bürgerinitiative „Für ein lebendiges Audorf“ in der Sitzung erwähnt und der verfasste offene Brief im Nachgang verlesen. „Wir setzen uns dafür ein, unseren schönen Ort und sein funktionierendes Geschäftsleben zu erhalten. Neubauten dürfen Oberaudorf gerne in gesundem Maß ergänzen, aber nicht zerstören“, fasst es Sepp Steinmüller mit den anderen Beteiligten der Initiative zusammen. Der Oberaudorfer kritisiert den Bebauungsplan in seiner aktuellen Form und kam mit knapp 20 Mitgliedern der Initiative als Zuschauer in den Kursaal.

Rund 20 Vertreter der Bürgerinitiative „Für ein lebendiges Audorf“, darunter Initiator Sepp Steinmüller (Sechster von links), kamen zur Gemeinderatssitzung in den Oberaudorfer Kursaal.

Da die offizielle Stellungnahme allerdings erst kurz vor der Sitzung bei der Gemeindeverwaltung einging, verschob der Rathauschef eine offizielle Besprechung des offenen Briefes. „ Das Anliegen der Initiative nehmen wir im Rahmen der zweiten öffentlichen Auslegung auf“, betonte Bernhardt abschließend und gab damit auch schon einen Ausblick auf das weitere Verfahren. Doch auch schon vor der nächsten Runde im Gemeinderat versprach der Bürgermeister, sich zeitnah mit Steinmüller zusammenzusetzen. Die Debatte um das Gschwendtner Feld wird demnach wohl noch eine Weile weitergehen.

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