Wo‘s laut Kommune besonders schlimm sein soll
Wird Bruckmühl immer mehr zu Bruckmüll? Darum hat die Gemeinde einen Appell an die Bürger gerichtet
Muss Bruckmühl demnächst in „Bruckmüll“ umgetauft werden? Die Verschmutzung der Marktgemeinde hat die Gemeindeverwaltung jetzt jedenfalls zu einem Appell an die Bürger veranlasst. Wo es in der Kommune besonders schlimm sein soll – und was Stichproben der OVB-Heimatzeitungen ergeben haben.
Bruckmühl – Glasscherben von zerbrochenen Flaschen, Verpackungen von Süßigkeiten sowie allerhand Getränkedosen und Tetrapaks: Muss sich die Marktgemeinde Bruckmühl aufgrund einer steigenden Verschmutzung auf verschiedenen Flächen bald in „Bruckmüll“ umbenennen? So weit wird es zwar nicht kommen, aber die Verwaltung hat jetzt an die Bürger appelliert, „die Anlagen sauber zu hinterlassen und Verschmutzungen zu vermeiden“.
Denn, so die Gemeindeverwaltung in einer Stellungnahme: Die Verschmutzung und Vermüllung der gemeindlichen Grünanlagen nehme „mehr und mehr“ zu. „Das Erscheinungsbild der Anlagen leidet dadurch enorm“, appelliert die Verwaltung an die Bürger der Marktgemeinde, jeglichen Müll ordentlich zu entsorgen. Die Kommune droht zudem damit, „die Zustände genau“ zu beobachten und „gegebenenfalls Anlagen“ zu sperren. Bereits auf der jüngsten Bürgerversammlung sei dieses Thema „intensiv erörtert worden“.
Geändert hat sich laut Franz Dengler, Leiter des Bruckmühler Bauhofs, seither aber wenig. Ganz im Gegenteil: „Wir haben eher das Gefühl, dass es immer schlimmer wird“, sagt Dengler auf Anfrage der OVB-Heimatzeitungen. Besonders verdreckt präsentieren sich nach Angaben des Bauhofleiters hin und wieder das Areal rund um den Höglinger Weiher sowie die Einzugsgebiete der Bahnhöfe. Aber auch an Spielplätzen und anderen Anlagen nehme der Müll immer mehr überhand.
Regelmäßig schicke er einen festen Trupp los, um nicht nur die Mülleimer der Gemeinde zu leeren, sondern auch achtlos weggeworfenen Abfall von den Grünflächen und von der Straße aufzusammeln. „Manchmal ist es so schlimm, dass noch ein zweiter Trupp mithelfen muss.“ Wer dafür verantwortlich ist? Dengler glaubt, dass die Hinterlassenschaften oftmals von Jugendlichen herrühren. Das Problem: „Das passiert meistens in den Abendstunden oder nachts, daher werden sie auch kaum erwischt.“
Von der Bananenschale bis zur Zigarettenschachtel: Diese Strafe droht Müllsündern
Welche Bußgelder bei Vergehen in puncto Müll drohen, regelt letztlich jedes Bundesland eigenständig. So muss ein Bürger in Bayern, der sogenannte „unbedeutende Produkte“ wie ein Taschentuch, eine Bananenschale oder eine Zigarettenschachtel nicht ordnungsgemäß entsorgt, sondern beispielsweise auf einer Wiese liegen lässt, mit einem Bußgeld in Höhe von 20 Euro rechnen. Wer mehrere dieser Abfälle oder „Gegenstände von gewisser Beudeutung“, zu denen unter anderem festes Geschirr oder Kleidungsstücke zählen, liegen lässt, ist mit einem Bußgeld von 35 Euro dabei. Deutlich teurer wird es, wenn es sich um gefährlichere Hinterlassenschaften wie beispielsweise Glasscherben oder -flaschen handelt. Dann werden zwischen 35 und 80 Euro fällig. Ausführliche Infos gibt es dazu online unter www.bussgeldkatalog.org.
Doch ist es mit der Vermüllung der Marktgemeinde wirklich so schlimm? Stichproben der OVB-Heimatzeitungen lassen nicht darauf schließen, dass es in der Marktgemeinde mehr und größere Saubären gibt als in vergleichbaren Kommunen. So finden sich an einem Donnerstagmittag auf den Wiesen rund um den Rathausplatz gerade mal ein weggeworfenes Taschentuch und ein 0,5-Liter-Getränkekarton. Rund um den Bahnhof ist an diesem Donnerstagmittag ebenfalls kaum Müll zu finden. An darauffolgenden Montagabend ein ähnliches Bild: Auch hier präsentiert sich das Areal rund um den Bahnhof durchaus sauber, ebenso tagsdarauf am späten Nachmittag. Die Flächen rund um den Höglinger Weiher erscheinen an diesem Tag ebenfalls nahezu unberührt.
Reiner Zufall, weil der Bauhof vielleicht kurz vorher den Müll aufgesammelt hat? Oder übertreibt es die Marktgemeinde etwa mit ihrem Appell an die Bürger? „Nein“, sagt Anna Wallner (CSU/PW), Dritte Bürgermeisterin der Marktgemeinde, die derzeit Bürgermeister Richard Richter (CSU/PW) vertritt. „Es ist schon so, dass wir oftmals Probleme mit liegengelassenem Müll auf dem Gemeindegebiet haben.“ Auffällig sei es vor allem in den wärmeren Monaten, wenn beispielsweise junge Leute ihren Abschluss am Höglinger Weiher feiern würden. Wallner: „Da sind dann schon recht häufig Überbleibsel zu finden.“
Anna Wallner: „Eigentlich ist es ja nicht schwer, den Müll in die Mülleimer zu werfen“
Was für sie selbst schwer zu verstehen ist. „Eigentlich ist es ja nicht schwer, den Müll in die Mülleimer zu werfen oder wieder mitzunehmen und daheim zu entsorgen“, sagt die Dritte Bürgermeisterin, die die Bürger auch dazu aufruft, derartige Verfehlungen an die Gemeinde oder die Polizei zu melden. Sie findet den Appell der Verwaltung richtig, glaubt aber auch: „Menschen, die ihren Müll einfach liegenlassen, werden sich dadurch leider wohl auch nicht ändern.“
Letztlich bleibt der Marktgemeinde nur der Appell an die Bevölkerung, den Müll in die vorgesehen Mülleimer zu werfen. Denn selbst wenn Mitarbeitern der Gemeindeverwaltung Übeltäter auffallen, sind ihr in der Regel die Hände gebunden. „Wir haben ja keine kommunale Überwachung“, erklärt Jana Söhnel, Sachbearbeiterin im Ordnungsamt, auf Anfrage der OVB-Heimatzeitungen. Nur wenn der jeweilige Übeltäter der Kommune bekannt sei, könne dieser letztlich an das Landratsamt gemeldet werden, damit von dort ein Bußgeld festgesetzt werde. So kann die Gemeinde letztlich nur darauf hoffen, dass die Polizei bei Streifenfahrten etwaige Schmutzfinken überführt.
