Autobahn-Betreiber zieht erste Bilanz
Stau und Verkehrschaos oder freie Fahrt? So lief die erste Baustellen-Woche an der Luegbrücke
Seit dem 1. Januar ist die Luegbrücke an der Brennerautobahn nur noch einspurig befahrbar. Wie die erste Woche für Autofahrer und Transportunternehmen verlief – und warum Touristen auf weniger Staus hoffen dürfen.
Brennerautobahn/Nußdorf/München – Am 1. Januar war es so weit: Die Bauarbeiten an der Luegbrücke – die längste Brücke der österreichischen Brennerautobahn – haben begonnen. Das inzwischen über 55 Jahre alte Bauwerk ist marode, daher muss eine neue Brücke her. Doch bis diese steht, muss das alte Bauwerk noch herhalten. Aus Sicherheitsgründen allerdings jetzt nur noch einspurig. Und zwar so lange, bis die erste Bauphase abgeschlossen ist. Also zweieinhalb bis drei Jahre.
Luegbrücken-Sanierung: Asfinag zieht bisher positive Bilanz
Die Folge der neuen Verkehrsführung: Lkw dürfen an vielen Tagen nicht passieren. An anderen Tagen droht massive Stau-Gefahr. Transportunternehmern in Tirol, Südtirol und auch der Region Rosenheim bereitete das schon seit Ankündigung der Baumaßnahmen Sorgen. Denn jeder Lkw, der im Stau oder auf dem Rastplatz steht, kostet letztlich Geld.
Nun ist die erste Woche der Einspurigkeit geschafft. Und die Bilanz ist bisher positiv – zumindest bei der zuständigen österreichischen Autobahngesellschaft Asfinag (Autobahnen- und Schnellstraßen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft). „Grundsätzlich ist die Situation wie erwartet – wir hatten lediglich an wenigen Tagen größere Rückstaus, insbesondere Richtung Norden“, erklärt ein Asfinag-Sprecher auf OVB-Anfrage. Lediglich am zweiten und dritten Januar gab es Stau in Richtung Deutschland, führt er weiter aus. Allerdings nur stundenweise. „Der Fahrzeitverlust hauptsächlich in Richtung Norden lag dabei zeitweise bei über einer Stunde“, sagt der Sprecher.
„Kilometerlange Staus“ wegen der Luegbrücke?
Anderes berichtet die Handelskammer Bozen. „Kilometerlange Staus in den Tagesstunden auf der Brennerautobahn und der angrenzenden Staatsstraße sind inzwischen tägliche Realität“, hieß es kürzlich in einer Mitteilung. Daher fordert die Handelskammer „dringendst verkehrsentzerrende Maßnahmen“. Konkret ist damit besonders eine Aufweichung des Nachtfahrverbots gemeint. Denn bisher dürfen gewöhnliche Lkw in Österreich von 22 Uhr bis fünf Uhr nicht fahren.
Auch bei deutschen Transportunternehmern wäre diese Lösung gern gesehen. Von kilometerlangen Staus wurde der IHK München und Oberbayern allerdings noch nicht berichtet, wie der Verkehrsbeauftragte Korbinian Leitner auf OVB-Anfrage erklärt. Das liege aber vor allem daran, da der Güterverkehr erst nach den Feiertagen wieder richtig Fahrt aufnimmt. Zum gewünschten Nachtfahrverbot erklärt Leitner, dass es bei den Verhandlungen mit Österreich in diesem Bereich noch keine Neuigkeiten gibt.
„Die Lockerung des Nachtfahrverbots ist ein Politikum. Wenn ein Tiroler Politiker das anfasst, läuft er Gefahr, in Zukunft sein Amt zu verlieren“, erklärt der Verkehrsbeauftragte. „In der Sache wäre es aber vernünftig, die vorhandenen Kapazitäten auch in den Nachtstunden zu nutzen.“ Besonders, da die neueste Lkw-Generation ohnehin sehr geräuscharm fahre und die Lärmbelastung damit als zumutbar gelte. Damit argumentieren auch die Handelskammern – bislang ohne Erfolg.
Erste Einschätzung erst Mitte des Monats möglich
Auch aus der Region kann man bisher noch nicht viel zu den Einschränkungen an der Luegbrücke sagen. „Dafür ist es noch zu früh“, sagt Spediteur und IHK-Vizepräsident Georg Dettendorfer aus Nußdorf. Erst in ein, zwei Wochen könne man eine erste Wasserstandsmeldung geben. Dann, wenn auch die ersten Samstage mit Lkw-Fahrverbot am 11. und 18. Januar rum sind. Diese wurden kurz vor Jahresende noch einmal ausgeweitet, erklärt Leitner von der IHK. Am 27. Dezember wurde in Österreich eine neue Verordnung verabschiedet, die noch einmal mehr Samstage für den Lkw-Verkehr blockiert. Heißt: Freie Fahrt für Touristen – Stillstand für Lkw-Fahrer.
Fahrt durch die Schweiz nun leichter möglich
Die Fahrverbote sind dem Tourismus geschuldet, um die Strecke an den Bettenwechsel-Tagen in den Hotels zu entlasten. Doch letztlich müssen dadurch die Transportunternehmer zurückstecken. „Das ist im Sinne der Gesamtwirtschaft, das Transportgewerbe muss hier letztlich Platz machen“, sagt Leitner.
Transportunternehmer müssen sich nun also Gedanken machen, ob sie ihre Fahrer weiter über die Brennerautobahn schicken, oder Alternativrouten wählen. So etwa über die Tauernautobahn oder gar über die Schweiz. Um den Transitverkehr durch das nicht EU-Land zu erleichtern, wurde sogar noch ein Abkommen mit den Schweizer Nachbarn getroffen. So kann die Strecke durch die Schweiz jetzt auch zum Transit genutzt werden, ohne Zollkontrollen und lange Wartezeiten fürchten zu müssen. „Es ist ein schönes Zeichen, dass die Schweiz hier der EU grünes Licht gegeben hat“, findet Leitner.
