Aus der Sondersitzung
Braucht es einen Rathaus-Neubau in Edling? Das sind die Pläne
Wie viel Bürgerbeteiligung braucht es bei einem Rathaus-Neubau? Und wie soll mit den Ideen umgegangen werden? Diese Grundsatzfrage spaltete den Edlinger Gemeinderat in seiner teils emotionalen Sondersitzung. So entschied das Gremium.
Edling – Es ist das Großprojekt in der Gemeinde, dass den Haushalt mit mehreren Millionen in den nächsten Jahren belasten wird: Die Rathaussanierung und -erweiterung in Edling. Dass sich der Gemeinderat dabei aber nicht ganz einig ist, zeichnete sich schon in der Mai-Sitzung ab. Damals hatte das „lasche Raumkonzept“ für Stirnrunzeln gesorgt (wir berichteten). Bürgermeister Matthias Schnetzer (CSU) hatte deshalb eine Sondersitzung einberufen, um die Bedenken aus dem Weg zu räumen.
Bürgersaal für Veranstaltungen
Die größten Veränderungen: Aus dem Trauungszimmer soll ein Bürgersaal auch für Veranstaltungen werden und statt sechs Büros sollen im Obergeschoss zwei Büros und zwei Wohnungen entstehen. Grundsätzlich gute Vorschläge, wie der Rat fand, trotzdem kam Kritik zum Vorschein.
Anstoß hierzu gab eine Wortmeldung von Stefan Schweitzer (CSU). Die vorgestellten Pläne selbst wolle er nicht anzweifeln. „Allerdings stellen sich für mich drei andere Fragen.“ Zum einen sei es die Bedarfsnotwendigkeit, zum anderen die Dringlichkeit und zum dritten würden ja im Februar oder März die Ergebnisse des Gemeindeentwicklungskonzepts (GEK) erwartet werden. „Wie gehen wir mit der Situation um? Können wir das noch abwarten?“
Vor allem letztere Frage hatte es in sich, denn während Bürgermeister Schnetzer schlicht antwortete: „Das GEK beschäftigt sich ja nicht mit Detailplanung“ lag die Meinung anderer Räte woanders. „In der Ortsentwicklung werden schon Begegnungsräume gewünscht“, erklärte Sandra Waldherr (UBG). Das sei zwar mit dem Bürgersaal angedacht. „Aber das ist da zu wenig berücksichtigt.“ Noch deutlicher wurde Wolfgang Baumann (ÜWG). „So gut der Entwurf ist, er übergeht die Wünsche, die die Bürger im GEK geäußert haben. Warten wir die Ergebnisse ab.“ Zweiter Bürgermeister Jakob Berger (CSU) hatte für dieses Argument jedoch kein Verständnis. „Es geht doch hier gar nicht um das GEK“, meinte er. „Hier geht es um das, was die Verwaltung braucht.“
Baumann widersprach jedoch. „Wenn wir die Ergebnisse abwarten, würden wir sehen, dass wir keinen Bürgersaal als Begegnungsort brauchen, weil es den schon gibt: im Krippnerhaus. Wir würden sehen, dass wir so viele Sanitäranlagen bräuchten, weil die nicht am Rathaus gewünscht sind, sondern am Friedhof.“ Vor allem, so Baumann, gehe es aber um die Wertschätzung der 60 Bürger, die sich beim GEK ehrenamtlich engagiert und ihre Freizeit geopfert hätten. „Wenn wir jetzt was beschließen, ist das ein Schlag ins Gesicht für diese Bürger.“
Bürgermeister Schnetzer war davon sichtlich irritiert. „Das GEK war immer überschaubar besucht“, meinte er. „Und das Rathaus war nie ein Thema.“ Außerdem müsse man, wenn die Ergebnisse für das Rathaus abgewartet würden, auch andere laufende Projekte infrage stellen, wie die Sozialbauwohnungen im Böhmerwaldweg oder den Bike-Park. „Irgendwie müssen wir doch unser laufendes Konzept weiterverfolgen.“
Auch Stefan Färber (CSU) meinte: „Ich sehe jetzt auch nicht, dass wir alle vom GEK vor den Kopf stoßen.“ Das Eine seien schließlich Wünsche und das andere ist Bedarf.“ Zumal, so Stefan Stubenrauch (CSU) „immer Gegenwehr komme. Wir können nicht auf alle Bürger hören“.
„Für Vorschläge jederzeit offen“
Florian Prietz (UBG) schlug als Kompromiss vor, als erstes die Sanierung des Rathauses anzugehen, die ja unumstritten sei und dann erst den Erweiterungsbau zu beginnen, um Zeit zu haben, die Vorschläge aus dem GEK auszuwerten. Bürgermeister Schnetzer erklärte dies jedoch als wenig praktikabel, denn man bräuchte während der Sanierung ein Bürogebäude für die Mitarbeiter. „Und eine Containerlösung wird teuer.“ Schweitzer schlug vor, die Entscheidung um vier Wochen zu verschieben, um Vorschläge anzuhören. Schnetzer widersprach jedoch auch ihm. „Es gibt keine konkreten Vorschläge für das Rathaus.“
Auch Josef Krieger (ÜWG) plädierte dafür, die Pläne fortzuführen. Er sehe die Situation „ganz entspannt“, so Krieger. „Bis das Loch da wieder eben wird, bis dahin schaut das schon wieder ganz anders aus.“ Bis dahin könne man ja flexible bleiben, vor allem was den Bürgersaal angehe. Eine Lösung, die von allen bis auf Wolfgang Baumann begrüßt wurde. „Ich werde dagegen stimmen“, sagte er. „Ich finde den Zeitpunkt falsch.“ Mit zwölf Ja und einer Nein-Stimme entschloss das Gremium schließlich, die Pläne weiterzuverfolgen. Mit dem Zusatz, dass der Rat für Vorschläge von Bürgern während der Planung offen sei.
Das sind die Pläne für die Sanierung und Erweiterung
Wie schon in früheren Sitzungen besprochen, geht es bei der Rathaus-Sanierung vor allem um die Barrierefreiheit. Mit einem elektrischen Spindellift, der neben der Treppe installiert werden soll, soll diese geschaffen werden (wir berichteten), erklärten EIk Kammerl und Bibi Kammerl-Pottrick vom Architekturbüro Kammerl & Kollegen. Die Sanitäranlagen müssten dadurch in den Keller verlegt werden, so Kammerl. Da sie in Zukunft auch außerhalb der Rathaus-Öffnungszeiten als öffentliche Toiletten zur Verfügung stehen sollen, würden sie mit einer Rampe außen versehen, um jederzeit den barrierefreien Zugang zu ermöglichen. Auch der Eingangsbereich soll neu gestaltet werden, mit einer statt zwei Türgen. Im Bürgerbüro sehen die neuen Pläne einen Wartebereich und drei mit Trennwänden versehene Arbeitsplätze vor. Für das Dachgeschoss schlug Kammerl vor, einen kleinen Besprechungsraum für bis zu 15 Personen einzuplanen. Um Hitze im Sommer zu vermeiden, sei eine Kühlung sinnvoll, die über eine Photovoltaikanlage auf dem Dach betrieben werden könnte. Die Gesamtkosten für die Sanierung würden sich auf etwa 1.053.000 Euro belaufen. „Dazu kommen noch die Möbel mit 106 000 Euro“, so Kammerl. Sowie, wenn gewünscht, die Kosten für die Photovoltaik-Anlage bei etwa 50 000 Euro und die Kühlung für 20.000 Euro.
Im Erweiterungsbau soll im Erdgeschoss wie bisher geplant der Sitzungssaal untergebracht werden. Statt eines reinen Trauungszimmers schlug Kammerl jedoch einen Bürgersaal, der auch für Volkshochschulkurse zur Verfügung stehen könnte, vor. Außerdem würde sich ein etwas größerer Empfangsraum mit einer Kaffeetheke anbieten, um Getränke während Veranstaltungen anbieten zu können. Sanitäranlagen, Archiv, Technikraum und ein kleines Lager würden wie gehabt im Keller untergebracht werden, so Kammerl.
Im Obergeschoss schlug er statt der bisherigen sechs Büros, zwei Büroräume für je zwei Personen und zwei Wohnungen mit je zwei und drei Zimmern vor. Der Zugang sei hier über eine Außentreppe angedacht, um eine Abgrenzung zwischen Wohnraum und öffentlichem Gebäude zu schaffen. Für das Gebäude würde sich ein Holzbau anbieten im Scheunenstil, mit Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. Die Wärmeversorgung würde mit einer Fernwärmeleitung zur Pellets-Heizung der Schule sichergestellt werden.
Die Gesamtkosten, so Kammerl, würden sich auf etwa 2,8 Millionen Euro belaufen. Eine Erhöhung um 300.000 Euro im Vergleich zur Mai-Sitzung. „Da hatten wir die Möbel noch nicht eingeplant“, begründete Kammerl die Preissteigerung.
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