Jahrelange Diskussionen um das Nagetier
„Verseucht“ und „völlig unbrauchbar“: Biber-Frust macht Halfinger Landwirt wütend
Der Halfinger Landwirt Andreas Thusbaß ist frustriert. Seit einigen Monaten sorgt ein Biberdamm dafür, dass ein Teil seiner Felder nicht mehr zu gebrauchen ist. Er würde den ungeliebten Schutzwall des Nagers gerne entfernen lassen – und stößt damit auf zahlreiche Probleme.
Halfing – „Es geht hier nicht nur um mich”, betont Andreas Thusbaß gleich zu Beginn des Gespräches mit dem OVB. Denn der Halfinger Landwirt ist sich des Ausmaßes seines Problems durchaus bewusst. Viele Bauern in der Region haben mit dem Biber zu kämpfen. Der Grund: Der Damm des Nagetiers staut die Bäche rund um die Felder so sehr auf, dass die bewirtschafteten Flächen unkontrolliert überflutet werden.
Mehr als nur hohes Wasser
Doch die Folgen sind viel größer als nur ein hoher Wasserstand, wie Thusbaß betont. „Die Leidtragenden sind am Ende meine Tiere“, meint er. Wenn das Wasser in die Flächen drückt, wird der Boden auf lange Sicht „völlig unbrauchbar”. Das angebaute Futter wird „kontaminiert“, die damit versorgten Kühe und Rinder krank. „Die Parasiten werden im schlimmsten Fall von den Tieren wieder ausgeschieden und verseuchen damit neue Flächen”, erklärt der 59-jährige Landwirt. Ein Teufelskreis, der in dem Fall viel mehr ruiniert als nur die rund ein Hektar Land, die im Moment durch das hohe Wasser nicht zu bewirtschaften sind.
Angefangen hat das „Biber-Problem“ schon im Spätsommer 2023. Von der Urschlachquelle bei Halfing verzweigt sich der Mühlbach über das Gelände von Andreas Thusbaß. Doch während das Wasser normalerweise eine Höhe von rund 30-40 Zentimeter erreicht, war der Stand rund um den Biberdamm plötzlich um das Vierfache höher. Zu viel für den Bio-Betrieb, der laut Thusbaß schon seit dem 17. Jahrhundert besteht und über Generationen hinweg betrieben wird.
Biber fangen und versetzen?
„Mein Vorschlag wäre, den Biber zu fangen und in ein Naturschutzgebiet zu versetzen“, sagt der Landwirt, der grundsätzlich nichts gegen den Nager habe. „Ich will ihn ja nicht abschießen lassen”, betont er. Doch mit seinen Bemühungen stößt Thusbaß an seine Grenzen.
Einfach den Damm oder gar den Biber aus der Gegend zu vertreiben, ist nicht so leicht. Zahlreiche Auflagen, Vorgaben und Gesetze schützen das Leben des Tieres und machen private Eingriffe strafbar. Die Fälle, in denen die Dämme zerstört oder vergiftete Nahrung ausgelegt werden, landen bei der Polizei. „Das gilt auch, wenn sich die Tat nicht direkt gegen das Tier richtet”, erklärt Alexandra Rieger, Oberkommissarin der Wasserschutzpolizei Prien am Chiemsee. Sie hat immer wieder mit Fällen wie denen von Thusbaß zu tun und kennt daher den jahrelangen Streit.
Nagetier streng geschützt
Aber was für Möglichkeiten gibt es für die Bauern? Zum einen können Fälle wie die des Halfingers an das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz gemeldet werden. Dort können Landwirte eine Ausgleichszahlungen für ihren Verlust beantragen. Das Problem: Auch wenn die Ausgleichszahlungen laut Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber erhöht wurden, können davon nicht alle Schäden abgedeckt werden. „Diese Zahlungen sind auch schwer zu beziffern“, meint Thusbaß. Schließlich könne man die Folgeschäden des „Teufelskreises” keiner Behörde klar machen.
Landwirt wünscht sich mehr Unterstützung
Deshalb wandte er sich an die Untere Naturschutzbehörde des Rosenheimer Landratsamtes – und wurde auch hier enttäuscht. „Sie haben eine kleine Mulde um den Damm angelegt, die den Wasserstand ein wenig senken soll. Die Biber bauen das in kurzer Zeit wieder zu”, ist der Landwirt überzeugt. Für Thusbaß ist der Schutzstatus des Bibers in diesem Fall zu hoch. „Wir kümmern uns um den Erhalt der Natur und pflegen die Felder”, sagt er. Ein wenig mehr Wertschätzung und Unterstützung findet der Landwirt daher durchaus angebracht.

