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Internationalen Preis gewonnen

Beste Ingenieurin des Jahres ist Wasserburgerin: Was Johanna Arnolds Arbeit so besonders macht

Johanna Arnold, Gründerin und Geschäftsführerin des Wasserburger Ingenieurbüros „Shortlist“ (mitte) wurde in Wien auszeichnet. Mit auf dem Foto Jurymitglied und der

Vorjahresgewinnerin Carla Lo (links) und Anna Gaich, Rechtsanwältin und Sponsorin.
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Johanna Arnold, Gründerin und Geschäftsführerin des Wasserburger Ingenieurbüros „Shortlist“ (mitte) wurde in Wien auszeichnet. Mit auf dem Foto Jurymitglied und der Vorjahresgewinnerin Carla Lo (links) und Anna Gaich, Rechtsanwältin und Sponsorin.

Die beste Ingenieurskunst kommt nicht aus Großstädten wie München oder Berlin, sondern aus Wasserburg. Johanna Arnold, Inhaberin des Büros „shortlist“ wurde als beste Ingenieurin ausgezeichnet. Was ihre Arbeit so besonders macht und warum sie vor allem auf den Baustoff Holz setzt.

Wasserburg – „Das war eine große Überraschung und eine schöne Anerkennung meiner Arbeit“, sagt Johanna Arnold. Erst Anfang Oktober hatte sie den entscheidenden Anruf aus Österreich bekommen. Am anderen Ende der Leitung: Die stellvertretende Vorsitzende der Bundeskammer der Ziviltechnikerinnen (der österreichischen Bundesingenieurkammer), Eva Eyüre, die ihr mitteilte, dass sie beim internationalen Wettbewerb „anotHERVIEWture AWARD“ in der Kategorie „Nationale/internationale Ingenieurinnenleistung des Jahres“ den 1. Platz gemacht habe.

Wasserburger Bauingenieurbüro geehrt bei Preisverleihung in Wien

Dieser Preis ist eine gemeinsame Auszeichnung der österreichischen, deutschen und schweizerischen Bundesingenieurskammern, mit 5000 Euro dotiert und wird ausschließlich an weibliche Vertreter der Ingenieurskunst vergeben, „die besondere Leistungen für die Baukultur erbracht haben“. Seit vergangenen Donnerstag hält also die Geschäftsführerin des noch recht jungen Wasserburger Bauingenieurbüros „Shortlist“ diesen wichtigen Preis in den Händen. Entgegen genommen hatte sie diesen im Rahmen einer offiziellen Ehrung im Museum für angewandte Kunst in Wien. Natürlich waren auch ihre beiden Kinder Leilani (16) und Ben (11) dabei, schließlich gibt es so ein aufregendes Event nicht alle Tage.

Johanna Arnold wurde für die Entwicklung der neuartigen Konstruktion und Tragwerksplanung des Bürogebäudes in Bad Aibling ausgezeichnet, in dem das Polizeipräsidium Rosenheim untergebracht ist.

„Ich habe mich beworben, weil ich fand, dass ich da gut reinpasse“, erklärt die junge Bauingenieurin. Nach ihrem Studium in München hatte sie zunächst als Angestellte gearbeitet und parallel ihren Master gemacht. 2018 dann entschied sie sich zur Gründung eines Ingenieurbüros für Tragwerks- und Fassadenplanung in der Innstadt, „so ziemlich aus dem Nichts“, wie sie heute sagt, und war als Gründerin zunächst allein. Wichtig sei ihr gewesen, zum einen mit ihrer Familie in Wasserburg zu wohnen, aber auch für sich die Möglichkeit zu schaffen, „moderne Inhalte und Arbeitsweisen in meinen Berufsalltag integrieren zu können“, so Arnold.

Im Fokus der Arbeit: mehrgeschossige Holzgebäude

Natürlich brachte sie beste Expertise mit aus ihrem Studium, und gab diese Erfahrung wenige Jahre, nachdem sie sich selbständig gemacht hatte, bereits selbst als Lehrbeauftragte der Technischen Universität München und der Fachhochschule Salzburg weiter. „Mir hat vor allem das wissenschaftliche Arbeiten Spaß gemacht und die Forschung im Bereich ‚digitale Entwicklung in der Planung mehrgeschossiger Holzgebäude‘“, berichtet die Jungunternehmerin.

Sechs Jahre nach Bürogründung gab es Shortlist auch in München – die Auftragslage hatte das nötig gemacht. „In Wasserburg habe ich leider keine Ingenieurinnen und Ingenieure gefunden, also bin ich auch nach München gegangen“, sagt Arnold. Mittlerweile zählt sie zwölf Mitarbeitende (vier davon arbeiten in Wasserburg) und Trainees, wickelt 70 Bauprojekte pro Jahr ab, vornehmlich im Raum Oberbayern, aber auch rund um Stuttgart, an der Nordsee oder in Österreich und kommt auf einen Jahresumsatz von 1,1 Millionen Euro im Jahr (brutto). Damit hat sich das Ein-Frau-Büro innerhalb kürzester Zeit zu einem mittelständischen Unternehmen gemausert.

Spezialisiert auf die Holzbautechnik

Dass sie so schnell wachsen konnte, hat Johanna Arnold nach eigenen Aussagen der Spezialisierung ihres Büros auf die Holzbautechnik zu verdanken und dem Bedarf an dieser sehr klimafreundlichen Bauweise. Für den Wettbewerb hatte sie das Projekt „Multifunktionales Bürogebäude in Modulbauweise in Bad Aibling“ eingereicht. Das Gebäude wurde in Holzbauweise errichtet und setzt sich aus einzelnen Modulen zusammen. Die Bauingenieurin hatte dafür die Tragwerksplanung gemacht und die Entwicklung der neuartigen Konstruktion.

Über die Auszeichnung

Ausgelobt wird der „anotHERVIEWture AWARD“ durch die österreichische Bundeskammer der Ziviltechniker:innen mit Unterstützung der Kammern für Architektinnen und Ingenieurinnen in Deutschland und der Schweiz. Der Preis wurde 2022 von der Bundeskammer der Ziviltechniker:innen initiiert, um Erfolg und Leistung von Frauen in den männlich geprägten Branchen der Architektur und des Ingenieurwesens besser sichtbar zu machen. Die Jury ist mit 16 Expertinnen international besetzt und ebenfalls weiblich, bewerben können sich Architektinnen und Ingenieurinnen weltweit. 2024 wurden zahlreiche Bewerbungen eingereicht, in den vier Kategorien “Female Architect of the Year“, „Emerging Female Architect of the Year“, „National / International Female Engineering and Achievement of the Year“ sowie „International Female Architect of the Year“.

„Die Nachhaltigkeit des Gebäudes zeichnet sich zum einen durch den Baustoff Holz aus“, erklärt Arnold. „Aber auch durch die langfristig flexiblen Nutzungsmöglichkeiten innerhalb des Lebenszyklus“. Das bedeutet, dass das Gebäude, in dem aktuell – unter anderem – das Polizeipräsidium Rosenheim untergebracht ist, so konstruiert ist, dass es zu einem späteren Zeitpunkt mit wenig Aufwand räumlich umgestaltet werden kann: Also Innenwände so „umgesteckt“ werden können, sodass die jetzt neu entstandenen Räume vollkommen anders genutzt werden können – etwa als private Wohnräume. Hinter diesen scheinbar einfachen Kniff steckt hochspezialisiertes Know-how, das die Jury des Wettbewerbs offenbar überzeugt hatte.

Trotz Baukrise hat sie Zuversicht

So blickt die Jungunternehmerin trotz schwächelnder Konjunktur und aktueller Baukrise mit Zuversicht in die Zukunft. Schließlich stecke im Holzbau enorm viel Potential, wolle man klimafreundlich und CO2-arm bauen. Auch möchte sie Frauen in der Branche Mut machen. „Mich würde es freuen, wenn ich andere motivieren könnte, als Ingenieurin ihre berufliche Zukunft selbst in die Hand zu nehmen“, so Johanna Arnold. .

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