Bürgerentscheid
Bernau hat gewählt: Chaletdorf am Hitzelsberg kommt nicht – aber was dann?
160 Stimmen machten den Unterschied. Entschieden, ob das Chaletdorf am Hitzelberg kommt oder nicht. Es kommt nicht. Was das für die Zukunft des Hitzelsberges heißt.
Bernau – 39 Chalets mit meist zwei Einheiten, ein Apartmenthaus, Wellness- und Spa-Bereiche, zwei Restaurants und eine große Tiefgarage hatte einheimische Investor Herecon am Hitzelsberg geplant.
Neben dem Bürgerbegehren zum Stopp des Projektes am Hitzelsberg, durchgesetzt von zwei Bürgerinitiativen, gab es auch ein Ratsbegehren des Marktgemeinderates pro Chaletdorf. Beides Mal gab es eine „Ja“- und eine „Nein“-Stimme. Und es gab einen Stimmzettel für eine Stichfrage, sollten sich die Ergebnisse von Bürgerentscheid und Ratsbegehren widersprechen. Die Auszählung konnte am Sonntag (24. November), ab 18 Uhr auf der Internetseite der Gemeinde live verfolgt werden.
Bürgermeisterin Irene Biebl-Daiber wollte sich ein paar Tage vor dem Bürgerentscheid mit Ratsbegehren nicht aus dem Fenster lehnen und eine Prognose abgeben. „Ich tue mich mit einer Einschätzung schwer“, gestand sie. Zu Recht, wie sich bei der Auszählung zeigte. Kurz vor 20 Uhr waren die drei Urnenwahllokale in der Grundschule und im Gerätehaus der Feuerwehr Hittenkirchen ausgezählt und da war das Ergebnis noch ganz eng, ging es um eine Handvoll Stimmen hin und her.
Mit der Auszählung der ersten beiden Briefwahlbezirke setzte sich der Bürgerentscheid gegen das Chaletdorf etwas ab. Aus einer Handvoll Stimmen wurden rund fünf Prozent Vorsprung für die Gegner des Chaletdorfes. Ein Vorsprung, der stabil blieb, als sechs von sieben Wahlbezirken ausgezählt waren. Der letzte Briefwahlbezirk ließ auf sich warten. Aber um 21.19 Uhr stand es dann fest: Der Bürgerentscheid ging zu Ungunsten des Chaletdorfes aus. 52,8 Prozent der abgegebenen Stimmen vereinigten die Bürgerinitiativen hinter sich. 3094 von rund 5500 wahlberechtigten Bernauern hatten ihre Stimme abgegeben. Das Ergebnis ist für ein Jahr bindend.
Herecon muss sich jetzt eine andere Nutzung für das Gelände überlegen. Einen Plan B hatte der Immobilienentwickler laut Heiner Englert nicht. Vermutlich aber, das hatte Englert schon im Vorfeld angekündigt, ende mit dieser Entscheidung der Bernauer die öffentliche Nutzung des Hitzelsberges.
Irene Biebl-Daiber sprach in einer ersten Reaktion von einem „traurigen Ergebnis“. Der Ort habe eine Chance vertan, die Weichen für eine gute Entwicklung zu stellen. Ihrer Auffassung nach hätte der gesamte Ort – Gastronomie, Handel, Kulturschaffende, Gewerbe – von dem Chaletdorf profitiert.
„Bitter“ fand sie das knappe Ergebnis nicht nur, weil Gemeinderat und -verwaltung sich zwölf Jahre mit der Nutzung des Hitzelsberges beschäftigt hatten. Sondern auch, weil ihres Erachtens in der Diskussion über das Chaletdorf Argumente vorgebracht wurden, die so nicht stimmten.
Wie es nun weitergeht am Hitzelsberg konnte und wollte Irene Biebl-Daiber am Sonntag Abend nicht sagen. Einen Plan B hatte auch die Gemeinde nicht. Eines aber weiß die Bürgermeisterin: „Wir werden in einem Jahr nicht wieder mit dem Thema anfangen. Das ist verbrannt.“ Und: Ja, das sei „schon ein bisschen frustrierend.“
Petra Kaufmann von der Bürgerinitiative Hitzelsberg mochte noch nicht feiern, bevor nicht auch der letzte Briefwahlbezirk ausgezählt war. „Die ganze Situation war sehr, sehr anstrengend“, sagt sie im Rückblick. Und am gestrigen wahl-Sonntag hätten die Nerven den ganzen Tag blank gelegen. Gedanken über die Zukunft des Hitzelsberges hätte sie sich bisher keine gemacht.