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Geplante Steuererhöhung in Restaurants

Kommt es zum Wirtshaussterben in der Region? - Gastronomen befürchten katastrophale Folgen

Bleiben die Gäste künftig aus? In Biergärten und Gastronomie soll Ende des Jahres wieder der alte Steuersatz in Höhe von 19 Prozent gelten.
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Bleiben die Gäste künftig aus? In Biergärten und Gastronomie soll Ende des Jahres wieder der alte Steuersatz in Höhe von 19 Prozent gelten.

Ende des Jahres 2023 soll die Mehrwertsteuer für die Gastronomie wieder auf 19 Prozent erhöht werden. Gastronomen befürchten das Ausbleiben der Gäste und das damit verbundene Wirtshaussterben.

Berchtesgadener Land - Es ist ein steuerlicher Genuss, der Ende des Jahres seinen Abschuss finden könnte: Statt sieben gilt auf Speisen dann wieder der erhöhte Steuersatz von 19 Prozent im Restaurant. Olya Linnberg, Kreisvorsitzende des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands im Berchtesgadener Land, befürchtet katastrophale Folgen. Auch unter heimischen Gastronomen fürchtet man ein weiteres Sterben der Wirtshauskultur. Der verringerte Mehrwertsteuersatz hatte die Gastronomen während Corona entlastet.

Erhöhung muss an Kunden weitergegeben werden

Mit dem „Goldenen Bär“ betreibt Marie Haslinger eine Traditionsgaststätte im Herzen Berchtesgadens. Dass schon bald wieder der 19-Prozent-Satz gelten könnte, das stinkt der Wirtin gewaltig. „Natürlich müsste das an den Kunden weitergegeben werden. Wir können das nicht kompensieren“, sagt die junge Frau. Schon jetzt überlegten sich viele Leute, überhaupt zum Essen zu gehen.

Klagen kann die Wirtin nicht: Denn der „Goldene Bär“ lebt während der Hauptsaison vom Tourismus und gilt als gut frequentierte Gaststätte. Haslinger sagt: „Wir hatten ein gutes Jahr.“ Dennoch: Die Folgen der geplanten Mehrwertsteuererhöhung seien nicht absehbar. Außerdem betrifft die mögliche Entwicklung viele. Am meisten Sorgen bereiten ihre jene Gaststätten, die nicht auf Urlauber und Touristen setzen können. 

Personalmangel ist nicht mehr zu stemmen

Die Folgen könnten große Auswirkungen haben, sagt Benjamin Haberl vom Seewirt am Thumsee in Bad Reichenhall. Den „Seewirt“ wird er künftig nicht weiterbetreiben. Haberl wird rund um Ostern kommendes Jahr den Berggasthof Niederalm in Reichenhall übernehmen - weil er den Personalmangel nicht mehr stemmen konnte. Am Berg braucht er anstatt 20 Mitarbeitern nur noch bis zu acht. „Die sind deutlich einfacher zu bekommen.“

Auch er sagt: „Eine Mehrwertsteuererhöhung müsste auf die Preise draufgeschlagen werden.“ Die Folge? „Der Konsument kann oder will das Essen irgendwann nicht mehr zahlen. Die Gäste bleiben aus.“ Personalmangel und Kostensteigerungen befeuern das Wirtshaussterben. Dabei ist ihm das Aufrechterhalten der Wirtshauskultur im ländlichen Raum so wichtig.

Benjamin Haberl sagt, dass die Einheimischen die wichtigeren Gäste seien, da sie das ganze Jahr über im Restaurant erscheinen: „Wenn es einem gefällt, kommt der Einheimische öfter, feiert seinen Geburtstag und kommt mit Freunden regelmäßig vorbei.“ Urlauber seien wichtig, aber eben nur „der Bonus“. 

Auch Essen in Kitas wird teurer

Olya Linnberg ist Kreisvorsitzende des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands im Berchtesgadener Land (Dehoga) und sagt: „Wenn es so kommt, wie angekündigt, ist das eine Katastrophe.“ Viele Familien würden nicht mehr in der Lage sein, essen zu gehen. „Denn selbst das Essen in den Kitas wird dann teurer.“ Oft werden Kindergärten mit zubereiteter Ware beliefert. Das spüren Familien im Portemonnaie. 

Ihre Befürchtung: Wirte könnten künftig an der Qualität des Essens sparen, Einsparungen seien die logische Folge einer erhöhten Mehrwertsteuer. Die Reinvestition in die Betriebe würde eingeschränkt, „es wird sich zudem ein Investitionsstau bilden“, sagt die Eigentümerin dreier Hotels. Hoteliers betrifft der erhöhte Mehrwertsteuersatz nur in den Restaurants. Für die reine Übernachtung wird weiterhin der reduzierte Steuersatz angewandt. 

To-Go-Essen weiterhin bei sieben Prozent Mehrwertsteuer

So mancher Wirt könnte umdenken: To-go-Verköstigung, die in Einweg-Verpackungen verkauft wird, würde an Fahrt aufnehmen. Denn für Waren, die außerhalb des gastronomischen Betriebs verköstigt werden, gelten auch künftig nur sieben Prozent. „Dabei müssen diese Waren genauso zubereitet werden“, sagt Olya Linnberg.

Allerdings: In einer Region wie dem Berchtesgadener Land existiere eben noch eine Wirtshauskultur, für deren Erhalt man kämpfen sollte. Denn von laufender Gastronomie kann hier niemand leben. „Unsere Politik schmeißt Gesetze raus, aber überlegt nicht die Konsequenzen“, sagt die Hotelierin. 

Noch ist die Hoffnung nicht ganz gestorben, die Mehrwertsteuererhöhung zu verhindern, sagt Marie Haslinger. Benjamin Haberls Hoffnungsschimmer bleibt dennoch klein: „Es wird schwierig sein, das zu verhindern.“ Am Ende müssten die Gastronomen mit den Konsequenzen leben. Dann könne man nur hoffen, dass nicht allzu viele auf der Strecke bleiben.

kp

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