Omnipräsenz von Alkohol?
„Begleitetes Trinken“ verbieten? Das sagen Experten und Gastro-Betreiber aus Wasserburg
Soll das „Begleitete Trinken“ von Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 16 Jahren abgeschafft werden? Das sagen Wasserburgs Suchtexperte Max Jaroljmelk, Jana Steffinger vom Jugendzentrum und Peter Fichter vom Stechlkeller zum Vorschlag von Klaus Holetschek.
Wasserburg - Ab 14 Jahren ist es in Deutschlang legal, Alkohol zu trinken - zumindest unter bestimmten Umständen. „Begleitetes Trinken“ nennt sich diese Regelung, die Jugendlichen erlaubt, sich mit Zustimmung der Erziehungsberichtigten Bier und Wein zu kaufen. Bereits seit Monaten gibt es Kritik daran. Nun möchte auch der Bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek das Trinken für Jugendliche im Alter zwischen 14 und 16 Jahren verbieten. Zu hoch sei das Gesundheitsrisiko und das Suchtpotenzial, so seine Meinung.
Ähnlich sieht es Max Jaroljmek, Leiter der Fachambulanz für Suchterkrankungen in Wasserburg. Die Verfügbarkeit von süchtig machenden Substanzen spiele eine „nicht unwichtige Rolle“ für den Konsum der Jugendlichen, so der Experte. Zwar finde in diesem Alter in der Regel noch keine direkte Suchtentwicklung statt. „Es werden jedoch die Weichen für das weitere Leben gestellt“, erklärt Jaroljmek. „Je früher und häufiger Jugendliche Kontakt zu Alkohol bekommen, desto höher ist die Chance, dass sie riskanten Konsum entwickeln.“
Omnipräsenz von Alkohol in der Gesellschaft
Problematisch sei generell die Omnipräsenz von Alkohol in der Gesellschaft. Den Vorstoß des Gesundheitsministers bewerte er deshalb grundsätzlich als positiv, Jaroljmek geht jedoch noch einen Schritt weiter. „Es sollte nicht nur über Verbote diskutiert werden, sondern generell der Umgang mit Wein, Bier und Spirituosen in vielen Situationen hinterfragt werden“, meint er. Die Statistiken rund um Konsum und Sucht von Alkohol würden dies unterlegen.
Jana Steffinger, vom Jugendtreff „Innsekt“, zweifelt allerdings, ob dieser Vorstoß tatsächlich etwas ändern wird. „Natürlich ist die Frage: Warum sollte man es nicht verbieten? Es muss nicht sein, dass Jugendliche unter 16 legal trinken können. Aber präventionsmäßig wird es nicht wahnsinnig viel ändern“, glaubt Steffinger. Denn, so ihr Eindruck, die wenigsten Jugendlichen würden gemeinsam mit den Eltern in der Gaststätte trinken. „Das machen sie dann eher untereinander.“
Dennoch gibt es Proteste aus Teilen der Gastro-Szene. Insbesondere der Bayerische Gaststättenverband spricht sich gegen Holetscheks Vorschlag aus. Bisher habe man nicht einmal ein Problem gesehen, erklärte der Verband bereits in verschiedenen Medien. Zudem sei es besser, wenn 15-Jährige kontrolliert ein Bier im Wirtshaus trinken würden, als unkontrolliert in den Kellern, so die Überzeugung des Verband.s Peter Fichter, Inhaber vom Stechlkeller in Wasserburg, kann den Protest jedoch nicht nachvollziehen. „Begleitetes Trinken kommt bei uns ganz, ganz selten vor“, erklärt Fichter. „In der Großstadt kann ich mir das vorstellen, aber auf dem Land geht doch niemand mit seinen Kindern zum Wirt zum Trinken.“ Entsprechend habe er auch kein Problem damit, das begleitete Trinken abzuschaffen.