Kundgebung der Speditionen am 12. Januar
„Preise werden ansteigen“: Warum Handwerker in der Region bei den Bauern-Protesten mitmachen
Die Handwerker solidarisieren sich mit den protestierenden Landwirten und Lkw-Fahrern. Warum Kreishandwerksmeister Rudi Schiller aus Soyen die Chance sieht, auch auf „Missstände“ rund um das Heizungsgesetz aufmerksam zu machen und sogar findet: Die Demonstrationen gehen alle etwas an.
Rosenheim/Soyen – Die Protestaktionen der Landwirte werden zunehmend auch von anderen Branchen unterstützt: Spediteure, Handwerker, Bauunternehmer. Am 12. Januar organisiert der Landesverband Bayerischer Transport- und Logistikunternehmen eine Protestaktion auf der Theresienwiese in München.
Die Solidarisierung der Branchen hat laut Rosenheims Kreishandwerksmeister Rudi Schiller zwei Gründe. „Einerseits haben die Metzger und Bäcker bei den Demonstrationen der Landwirte mitgemacht. Denn das Lebensmittelhandwerk ist direkt von den Landwirten abhängig, weil sie Produkte von den Bauern beziehen. Wird es bei den Bauern teurer, geht es den Bäckern und Metzgern genauso“, sagt Schiller. „Lebensmittelhersteller wollen gute Waren von hiesigen Landwirten abnehmen. Wenn es keine mehr gibt – und viele kleine Betriebe schließen ja bereits – müssen Metzger und Bäcker auf andere Lieferanten, möglicherweise aus Osteuropa, ausweichen“, erklärt er.
Andererseits habe auch die Heizungs- und Sanitärbranche die Chance ergriffen, um noch einmal auf die Missstände rund um das neue Heizungsgesetz aufmerksam zu machen, so der Kreishandwerksmeister. Seit 1. Januar 2024 müssen in den meisten Neubauten Heizungen mit 65 Prozent erneuerbarer Energien eingebaut werden. Für alle anderen Gebäude würden laut Bundesregierung „großzügige Übergangsfristen“ und „verschiedene technologische Möglichkeiten“ gelten. Der Heizungstausch werde umfassend staatlich gefördert, so die Behörde.
Verschiedene Fördertöpfe sorgen für Verunsicherung
Doch wie genau diese Subventionierung aussehe, wisse derzeit keiner genau. Das sorge bei vielen Bürgern für Verunsicherung, erklärt der Kreishandwerksmeister weiter. „Es gibt verschiedene Fördertöpfe bei mannigfaltigen Anlaufstellen. Allein die Antragstellung ist ein bürokratischer Albtraum“, weiß Schiller. „Ich kenne viele Kunden, die davon abgesehen haben, sich beispielsweise eine Wärmepumpe anzuschaffen, weil die Finanzierung so undurchsichtig ist“, sagt er.
Auch die Kundenberatung für die Betriebe werde dadurch zusehends schwieriger, sagt Schiller, der Inhaber einer Zimmerei in Soyen ist. „Keiner weiß, welche Fördermittel zukünftig mit Sicherheit zur Verfügung stehen. Wie sollen wir sicher und transparent Angebote ausarbeiten? Das ist zurzeit unmöglich. Für uns eine echte Hängepartie“.
„Die Schritte, die die Regierung unternimmt, um das Haushaltsdefizit zu lösen, sind meiner Meinung nach die falschen. Die Maut wird erhöht, die CO₂-Steuer erlassen, der Agrar-Diesel gekürzt“, zählt er auf. Das betreffe vor allem die arbeitende Bevölkerung. „Es ist der falsche Ansatz, bei ihr mit dem Sparen anzufangen“. Stattdessen gebe es viele andere große Posten, bei denen gekürzt werden könne, meint Schiller. Grundsätzlich müssten sich bei diesem Sparkurs die Leute darauf einstellen, dass „im nächsten halben, dreiviertel Jahr die Verbraucher-Preise noch einmal ansteigen“.
„Nicht mehr tragbar“
Anton Hudlberger, stellvertretender Kreishandwerksmeister für den Landkreis Mühldorf, sieht das ähnlich wie Schiller. Er stehe „voll hinter dem Protest“ der Landwirte, Spediteure und Lkw-Fahrer. „Der bürokratische Wust ist nicht mehr zu handeln. Es ist nicht mehr tragbar“, verdeutlicht er. Seiner Meinung nach würde sich das Arbeiten an sich schon gar nicht mehr lohnen. „Wer viel arbeitet, sollte viel verdienen. Das ist bei uns nicht der Fall. Wer in Deutschland gut bezahlt ist, hat umso mehr Abgaben“, sagt er.
Er habe das Gefühl, dass die hochrangigen Regierungsbeamten, die „da oben sitzen“ nicht wissen würden, was in den „unteren Ebenen“ ablaufe. „Die Ampel-Koalition springt mit ihren Entscheidungen hin und her, für uns gibt es keine Planungssicherheit“, beanstandet er. Das Metallbauunternehmen Hudlberger mit Sitz in Heldenstein sei ebenfalls „indirekt“ von der Erhöhung der Maut betroffen. Die Mehrkosten, die seine Firma dadurch habe, müsse er auf die Kunden umlegen, „das geht gar nicht anders“, sagt er.

