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Aktuelle Zahlen

Banger Blick auf die Arbeitslosen-Zahlen: In diesen Jobs braucht es in Rosenheim dringend Leute

Wie schwierig die Personallage in der Gastronomie ist, wissen  Nicole Cujai und Michael Preisendanz von der Agentur für Arbeit in Rosenheim.
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Wie schwierig die Personallage etwa in der Gastronomie ist, wissen Nicole Cujai und Michael Preisendanz von der Agentur für Arbeit in Rosenheim.

Der Motor der deutschen Wirtschaft stottert. Auch in der Region Rosenheim werfen Experten daher bange Blicke auf den Arbeitsmarkt. Die Bilanz der Agentur für Arbeit zeigt, wo die großen Herausforderungen liegen. Sie wartet aber auch mit positiven Überraschungen auf.

Rosenheim – „Robust in schwierigen Umständen“: So beschrieb Dr. Nicole Cujai beim Bilanzgespräch für das Jahr 2024 den Arbeitsmarkt in der Region Rosenheim. Die Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Rosenheim verfügt über die Statistiken, an deren Kurve sich viel ablesen lässt. Aktuell sind es vor allem die Erschütterungen, die Wirtschaft, Arbeitsmarkt und auch Gesellschaft belasten: Kriege und Krisen in Europa und Nahem Osten, Konjunktur-Schwäche hierzulande, demografischer Wandel und Fachkräftemangel. Dazu kommen Chancen, aber auch Herausforderungen durch Künstliche Intelligenz.

Robust in schwierigen Zeiten: Dr. Nicole Cujai als Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit in rosenheim fasste den Arbeitsmarkt 2024 gemeinsam mit Michael Preisendanz (rechts) zusammen.

Rosenheim: Unsicherheiten auf dem Arbeitsmarkt

Es gebe Unsicherheiten, sagt Cujai über das vergangene Jahr 2024, und „diese Unsicherheiten schlagen sich inzwischen auch auf dem Arbeitsmarkt nieder“. So fehlt es an zwei Seiten. Einerseits hätten die Betriebe weniger neu zu besetzende Stellen gemeldet als 2023. „Andererseits beobachten wir einen fortwährenden Fachkräftemangel in vielen Berufen und Branchen.“ Man sehe, dass viele Betriebe daher bemüht seien, am angestammten Personal festzuhalten.

Krise in Region Rosenheim: Angestellte verlieren Jobs

Allerdings gibt es auch da Einschränkungen. Aufgrund der Unwägbarkeiten seit Mitte 2022 sei vereinzelt Personal freigesetzt worden. Bei Neueinstellungen verhalten sich viele Arbeitgeber im Bezirk der Agentur – das sind Stadt und Landkreis Rosenheim sowie die Landkreise Miesbach und Bad Tölz-Wolfratshausen – abwartend. Ein Trend, der sich 2023 und 2024 fortgesetzt habe.

Damit seien insgesamt im Januar 9820 Menschen arbeitslos gemeldet gewesen, 820 mehr als im Vorjahr, 1070 mehr als im Jahr 2022. Fachkräfte seien nach wie vor stark gesucht. Der Megatrend laut Cujai ist die Digitalisierung, KI-Spezialisten seien gefragt. Aber auch in den Bereichen Gesundheit und Soziales werden weiterhin viele Menschen ihren Job finden können.

Region Rosenheim dennoch stark aufgestellt

Im deutschlandweiten Vergleich stehen die Kommunen im Bereich der Arbeitsagentur Rosenheim immer noch sehr gut da. Die Quote lag 2024 in den Monaten März bis Juli sowie im Oktober unter 3,0 Prozent – „was allgemein der Definition von Vollbeschäftigung entspricht“, sagte Cujai. Man profitiere in der Region von der vielseitigen Wirtschaftsstruktur mit zahlreichen kleineren Betrieben, die weiterhin viel Personal suchten. Nur zehn Unternehmen beschäftigten über 1000 Arbeitskräfte. Und davon seien sieben im Gesundheitssektor zu finden. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigen habe mit 202.710 auf Vorjahresniveau gelegen.

Die Bilanz für 2024: Michael Preisendanz, Mitglied der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Rosenheim.

Zwei interessante Trends nannte Cujai obendrein: Der Anteil arbeitender Frauen stieg in den vergangenen Jahren, dafür arbeiteten weniger Männer. Und auch der Anteil der Deutschen sank, die Zahl der Ausländer in sozialversicherungspflichtigen Jobs stieg.

Steigende Quote: Stadt und Landkreis Rosenheim

In der Stadt Rosenheim waren 1.808 Menschen arbeitslos gemeldet, die Quote lag bei 4,9 Prozent. Im Landkreis Rosenheim lag die Arbeitslosenquote bei 2,8 Prozent (2023 2,6 Prozent, 2022 2,4 Prozent). Arbeitslos gemeldet waren 4.250 Menschen. Die Agentur für Arbeit betreute 2.401 Menschen (303 mehr als 2023), die Jobcenter im Schnitt 1849 Menschen (plus 108). Die Zahl der Stellenangebote lag mit 1.687 um 317 unter 2023; in der Stadt waren es 833 (minus 79).

Die Zahlen in Tölz und Miesbach

Die niedrigsten Zahlen meldet die Agentur aus dem Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, wo die Arbeitslosenquote bei 2,3 Prozent lag. 1.665 Menschen waren arbeitslos gemeldet. In Miesbach lag die Quote wie im Landkreis Rosenheim auf 2,8 Prozent.

2025: Große Herausforderungen, aber auch Chancen

Einzelne Branchen wie zum Beispiel die Gastronomie suchen händeringend Mitarbeiter. In vielen Bereichen können sich aber gerade junge Menschen ihren Job aussuchen. „Junge Menschen haben hervorragende Chancen, zu finden, was sie suchen“, sagte Michael Preisendanz, operativer Geschäftsführer der Agentur. Es gebe vielerorts mehr Nachfrage als Nachwuchs.

Wesentlich weniger Nachwuchs als Nachfrage: Stellenangebot und -besetzung in der Ausbildung.

Allerdings werde kaum jemand in dem Job aufhören, in dem er angefangen habe. Die Berufe wandeln sich, und das in zunehmender Geschwindigkeit. Berufsbilder würden oft nicht automatisch verschwinden, sagte Cujai, „sie wandeln und verändern sich“. Vor allem die Möglichkeiten und die wachsende Bedeutung der Künstlichen Intelligenz modeln Arbeitswelten in rapidem Tempo um.

Alternde Gesellschaft als Herausforderung

Sind jüngere Menschen dafür besser gerüstet als ältere Arbeitnehmer? Die Antwort auf diese Frage folgt in beunruhigender Frist. „In den nächsten zwölf Jahren verlieren wir 30 Prozent unseres Personals“, sagte Cujai mit Blick auf den demografischen Wandel. Wollte man diese Zahlen durch Zuwanderung ausgleichen, seien dazu – je nach Studie – 290.000 bis 400.000 Zuwanderer pro Jahr nötig. Qualifizierte Zuwanderer, wohlgemerkt.

Weniger Deutsche, weniger EU-Ausländer: Mittlerweile ist jeder fünfte Job von einem Ausländer ausgefüllt.

Zahl der Ausländer in Jobs verdoppelt

Die Bilanz der Arbeitsagentur belegt schon für 2024 die hohe Bedeutung ausländischer Arbeitnehmer. Neun Prozent arbeiteten noch 2010, 19 Prozent sind es mittlerweile. Jeder fünfte Job wird damit von einem Menschen mit ausländischem Pass ausgefüllt. Vor allem in der Gastronomie und im Gesundheitswesen würde ohne sie der Laden nicht mehr laufen. Und das betreffe nicht nur Ukrainer, betonten Cujai und Preisendanz. Nicht zuletzt bei den Ärzten seien beispielsweise Syrer stark vertreten.

Dennoch: Mit Zuwanderung allein sei das Problem fehlenden Personals nicht zu lösen. Betriebe könnten verstärkt auf andere personelle Ressourcen zurückgreifen – auf Menschen mit oft besonders viel Erfahrung. Doch als Mensch ab Mitte 50 tue man sich auf der Jobsuche schwer, sagte Michael Preisendanz. „Da sind viele Betriebe leider zögerlich.“

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