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„Kuddelmuddel hat vor 80 Jahren angefangen“

Biologe aus Bruckmühl erklärt: Darum lässt sich der Weihnachtsmann von Rudolph ziehen

Vielleicht sattelt der Weihnachtsmann seinen Schlitten ja beim „Filznklas“ im Fuchsholz um. Sikahirsch Vitus und seine Kälber jedenfalls stehen im Gehege bereit für die besondere Aufgabe.
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Vielleicht sattelt der Weihnachtsmann seinen Schlitten ja beim „Filznklas“ im Fuchsholz um. Sikahirsch Vitus und seine Kälber jedenfalls stehen im Gehege bereit für die besondere Aufgabe.

Wer nur soll den Schlitten des Weihnachtsmannes ziehen? Rentiere gibt es hier nicht. Hirsche auch nicht. Der Bruckmühler Biologe Harry Klottig hat eine Idee und weiß zudem so einiges zu erzählen: Auch die Geschichte von Bambi, dem Rehkitz, das gleich zwei Väter hatte.

Bruckmühl - Wo auch immer die Wunschzettel der Kinder landen - ob am Nordpol, in Lappland, Himmelpfort, St. Nikolaus oder Engelskirchen: Am Heiligabend liegen die Geschenke unter dem Tannenbaum. Aber wie nur sind sie dahin gekommen? Mit der Post? Hat sie das Christkind gebracht? Oder vielleicht doch der Weihnachtsmann mit seinem Schlitten? Und wer zieht ihn an? Rentiere gibt es hier ja nicht. Vielleicht hat Santa Claus auf dem Weg vom Nordpol nach Oberbayern ja irgendwo umgespannt?

Bleiben wir in der märchenhaften Welt der Weihnacht, den zauberhaften Fantasien der Kindheit und trotzdem ein Stück weit bei der Wahrheit, denn: „Der Hirsch ist auf jeden Fall nicht der Mann vom Reh und Rudolph Reindeer ist es auch nicht“, sagt Harry Klottig, der Leiter des Tierkundemuseums in Bruckmühl.

Der „Kuddelmuddel“ fing vor 80 Jahren an

Naturkunde ist dem Biologen wichtig. Deshalb möchte er an Weihnachten endlich mal mit all den Fake News aufräumen: „Der ganze Kuddelmuddel hat vor 80 Jahren angefangen, und schuld daran waren die Walt-Disney-Studios.“ 1942 nämlich brachten sie den Zeichentrickfilm Bambi heraus. „Nur dass die amerikanische Traumfabrik aus der österreichischen Geschichte über das Rehkitz Bambi von Felix Salten eine amerikanische Geschichte machte. „In Nordamerika gibt es aber gar keine Rehe, sondern nur Weißwedelwild“, erklärt Klottig. Das amerikanische Bambi war also ein Weißwedelhirschkalb, seine Mutter eine Weißwedelkuh und sein Vater ein Hirsch.

Das Rehkitz Bambi in einer Szene des Films „Bambi“. Im August jährte sich die Premiere des Zeichentrick-Filmklassikers zum 80. Mal.

So weit so gut, wenn sich nicht später ein Fehler eingeschlichen hätte. „Denn als der Film nach Europa kam, wurde Bambi wieder zum Rehkitz, sein Vater aber blieb ein Hirsch.“ In der Natur heißt der Vater des Rehkitzes natürlich Rehbock, auch wenn Rehe zur Familie der Hirsche gehören. „Allerdings sind es Trughirsche und keine echten Hirsche“, erklärt der Biologe den Unterschied. „Auf jeden Fall aber“, so beruhigt er, „ist das Reh mit Rudolph, dem Rentier, verwandt.“

Den Schlitten ziehen kann das Reh trotz seiner starken Verwandten allerdings trotzdem nicht. Mit einer Schulterhöhe von gerade mal 70 Zentimetern und einem Gewicht von 30 Kilogramm ist selbst Vater Rehbock dafür einfach zu schwach und der Schlitten viel zu stark beladen.

Rehe sind zwar mit Rentieren verwandt, den voll beladenen Schlitten des Weihnachtsmannes aber können sie nicht ziehen. Dafür ist selbst Vater Rehbock mit einem Eigengewicht von gerade mal 30 Kilogramm viel zu schwach.

„Ein echter Hirsch ist schon viel eindrucksvoller als ein Reh - zumindest unser Rothirsch“, gibt der Bruckmühler Naturkundler zu: „Mit einer Schulterhöhe von etwa 1,40 Metern und einem Gewicht von 200 Kilogramm ist er beinahe doppelt so groß und auch viel schwerer als ein Rehbock.“

Im Mangfalltal gibt es keine Hirsche

„Bei uns gibt es aber keine Hirsche“, macht ein Jäger aus dem Mangfalltal klar. Nach dem Jagdrecht darf das Rotwild in Oberbayern nur in kleinen Lebensrauminseln existieren - so im Hochgebirge südlich der Bundesautobahn A 8. Verlässt es diese Gebiete, muss es abgeschossen werden. Und das wollen wir an Weihnachten natürlich auf gar keinen Fall riskieren. Der Hirsch kann dem Weihnachtsmann also auch nicht helfen.

Ein echter Rothirsch ist ein eindrucksvolles Tier. Im Mangfalltal gibt es Hirsche aber nur im Gehege. Nach dem Jagdrecht darf das Rotwild in Oberbayern nur in kleinen Lebensrauminseln existieren - so im Hochgebirge südlich der Bundesautobahn A 8. Verlässt es diese Gebiete, muss es abgeschossen werden. Traurig, aber wahr.

Ein kleiner Trost sind die Gehege, in denen Rot-, Dam- oder Sikawild gehalten werden darf, wie beispielsweise an der Waldgaststätte „Filznklas“ im Fuchsholz in der Gemeinde Tuntenhausen. Vielleicht spannt Santa seinen Schlitten ja dort um. Sikahirsch Vitus und seine Kälber jedenfalls stehen im Gehege bereit für diese ganz besondere Aufgabe. Sie sind vor vielen Jahren - vermutlich im 19. Jahrhundert - aus Ostasien „zugereist“ und gelten in Bayern als „Neubürger“ - wohl wie all jene, die an Heiligabend den Weihnachtsmann und nicht das Christkind erwarten.

An Heiligabend ist Rudolph im oberbayerischen Luftraum

„Die nächste Verwandtschaft von unserem Bambi ist schon das Rentier - also die Familie von Renhirsch, Renkuh und Renkalb“, tröstet Klottig all jene, die nun vielleicht befürchten, dass die Bescherung ausfällt. Und so sind wir zurück am verzauberten Himmel des Heiligabends. „Jetzt verstehen wir auch, warum sich der Weihnachtsmann von Rudolph ziehen lässt“, sagt Harry Klottig augenzwinkernd, denn: „Rudolph ist mit seiner leuchtend roten Nase, seinen bis zu 300 Kilogramm Gewicht und einer Schulterhöhe von 1,40 Metern einfach viel kräftiger als Bambis amerikanische oder europäische Väter.“

Er kann also viel mehr Geschenke durch die Luft ziehen. Doch Rentiere leben ja nun leider nur im hohen Norden. Wie sollen sie es an einem Abend rund um die Erde und bis ins Mangfalltal schaffen? „Rudolph ist eine Ausnahme“, verspricht der Biologe Klottig. „Er befindet sich am Heiligabend in unserem Luftraum.“ Na, dann kann ja nichts mehr schiefgehen. Auf eine schöne Bescherung!

 

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