Deutschlands bester Trauredner auf Youtube gesucht
Wird er der neue „Wedding King“? Martin Bongard aus Bad Feilnbach greift nach der Krone
Den Titel „Bester Hochzeitsredner Süddeutschlands“ bei den „Wedding King Awards“ auf der Internetplattform Youtube hat sich Martin Bongard aus Bad Feilnbach schon geholt. Im November will sich der 58-Jährige beim Finale nun gegen seine Mitbewerber aus ganz Deutschland durchsetzen.
Bad Feilnbach – Ein Brautpaar barfuß am Strand, geschmückte Alpakas als Hochzeitsgäste am Tegernsee, ein dreitägiger Hochzeitsrave oder ein Hund, der die Trauringe nach vorne bringt – seit sich Martin Bongard aus Bad Feilnbach neben seinem Beruf im Marketing und Vertrieb in seiner Freizeit als Trauredner bei freien Hochzeiten einen Namen macht, steckt er häufig mittendrin in den wichtigsten Momenten im Leben eines Hochzeitspaares, wie sie verschiedener nicht sein könnten.
Die freie Trauung – also ohne Standesbeamte oder Pfarrer – erfreut sich bei Hochzeitspaaren immer größerer Beliebtheit. Deshalb hat diese Sparte auch eingang in die Hochzeitshow „Wedding King Award“ gefunden, die live auf Youtube gestreamt wird. Dort tritt Bongard um den Titel „Bester Trauredner Deutschlands“ an. Mit dem Sieg beim Vorentscheid für Süddeutschland hat er die erste Etappe jetzt geschafft – und gibt den OVB-Heimatzeitungen einen Einblick in sein Tun und Wirken.
Begonnen hat alles mit einem Freundschaftsdienst – als ein Paar ihn fragte, ob er eine die Traurede bei der bevorstehenden freien Hochzeit halten würde. Was der als sehr kommunikativ bekannte Bad Feilnbacher gerne tat – und damit den ersten Schritt in eine völlig neue Welt machte. Denn es folgte Anfrage auf Anfrage. So entstand 2019 sein Unternehmen „WORTvorORT“. „Trotz der bald darauf beginnenden Corona-Pandemie ging das sofort durch die Decke“, erinnert sich Bongard.
Doch einfach war es nicht. „Sehr hart hatte es ein Paar erwischt, das seine Hochzeit wegen der Pandemie und den Corona-Auflagen fünfmal verschieben musste, bis es klappte.“ Ein anderes Paar war von den Auflagen so entnervt, dass es seine freie Trauung kurzerhand nach Griechenland verlegte. „Ich sagte, bevor ihr mich schlagt, mach‘ ich das“, schmunzelt Bongard.
Auch am Gardasee, in Bozen und in Salzburg, an Seen, auf Schlössern, Weingütern und Almen hat Bongard schon freie Trauungen vollzogen. Eine Sommerhochzeit am Berg, bei der die Schafskälte das Brautpaar und die 100-köpfige Gästeschar nach drinnen ans warme Feuer trieb und die als romantische Hüttenhochzeit für alle unvergesslich bleibt. Oder eine Trauung zweier Berliner DJs in der Uckermark während eines dreitägigen Raves. „Gerade die jungen Leute machen oft ganz tolle Events daraus.“
Ein Border Collie als Ringträger
Aber ein Border Collie, der dem Brautpaar die Ringe nach vorne bringt, dürfte auch in der Trauredner-Szene einzigartig sein. „Ihr seid ja verrückt“, entfuhr es Bongard zunächst, als er mit den beiden über den Ablauf der Trauung sprach. „Doch bei der Zeremonie saß der Hund die ganze Zeit aufmerksam im Gang. Als ich sagte ,Jetzt bräuchten wie bitte die Ringe‘, brachte er tatsächlich das Kissen mit den Ringen ganz ruhig nach vorne.“
So gemächlich geht es beim „Einmarsch“ beileibe nicht immer zu: „Die Bräute gehen nicht, sie rennen. Ich sage jetzt meist zum Vater: ,Halt sie noch fest. Das Lied dauert zweieinhalb Minuten und man soll das Entlangschreiten auch genießen.“ Auch „zweisprachig“ ist der gebürtige Rheinländer unterwegs. Wozu er allerdings nein sagt, ist der Trend, weiße Tauben oder Schmetterlinge fliegen zu lassen. „Diese Tiere werden extra für diesen Zweck gezüchtet und ich halte das auch nicht für artgerecht. In so einem Fall sage ich ab.“
Die Lebensfreude, die Hoffnung für die Zukunft, die strahlenden Menschen – das steckt an!
„Sprache begeistert mich. Alles, was sich rund um das Wort dreht, ist mein Steckenpferd.“ Das Gespräch mit dem Brautpaar und das anschließende Schreiben der Traurede ist aber nicht das Einzige, was Bongard an seinem „Nebenjob“ so fasziniert: „Ich mache das aus Leidenschaft. Es steckt so viel positive Energie darin. Wenn ich zurück nach Hause komme, habe ich immer gute Laune. Die Lebensfreude, die Hoffnung für die Zukunft, die strahlenden Menschen – das steckt an!“
Als Konkurrent zu den Kirchen sieht sich Bongard, der auch Trauungen auf Englisch hält, nicht. „Viele Paare kommen zu mir, weil die Kirchen die Trauung nicht so durchführen können oder wollen, wie sie es sich vorstellen. Sie wünschen sich aber trotzdem eine feierliche Hochzeit.“ Bongard traut konfessionslose oder gleichgeschlechtliche Paare ebenso wie Paare, die schon Scheidungen hinter sich haben. „Das wichtigste ist das Wort ,frei‘. Hier darf geklatscht und gejubelt werden, die Kinder dürfen mit vor, alles ist total flexibel.“
Rechtswirksam ist solch eine Zeremonie natürlich nicht. „Denn dafür muss man ins Standesamt gehen, wo die Eheschließung beurkundet wird. Doch bei der freien Trauung alles genau nach den Vorstellungen des Paares ab.“ Wichtig ist es Bongard, die Trauzeremonie individuell auf jedes Paar abzustimmen. Deshalb nimmt er sich auch viel Zeit für das Vorbereitungsgespräch.
„Bei der Zeremonie erzähle ich die Liebesgeschichte der beiden. Die meisten wünschen sich auch, ein Ehegelübde abzulegen und sagen in der Regel vorher fünf bis zehn Sätze, warum sie ihren Lieblingsmenschen heiraten. Diese Sätze bekomme ich im Vorfeld schriftlich, denn es kommt schon vor, dass einer der beiden mal etwas vergisst oder ihm die Stimme versagt. Oder er sich das nicht zutraut. Da lese ich die Sätze für das Paar zu Ende.“ Zum Ringwechsel bittet Bongard die beiden, sich anzuschauen und ein „Ja, ich will“ zu sagen. Alles andere liegt im Ermessen des Paares.
Wird „Trauredner“ nicht leicht mit „Trauerredner“ verwechselt? „Oft. Aber diese Anfragen sage ich ab. Das ist etwas ganz anderes.“ Was ihn hingegen sehr freut: Im kommenden Jahr wird er auf Wunsch eines Paares, das er getraut hat, für dessen Nachwuchs eine „Kinderbegrüßungszeremonie“ durchführen – „als Alternative zur Taufe“.
Das ist der Wedding King Award
Die Wedding KIng Awards gelten als der größte Publikumspreis der Hochzeitsbranche. Die Auszeichnung prämiert die besten Hochzeitsdienstleister in Nord- und Süddeutschland. Die Hochzeitsshow soll es zukünftigen Brautpaaren ermöglichen, sich in einem persönlichen Umfeld vom Talent verschiedener Dienstleister aus den unterschiedlichsten Bereichen zu überzeugen. In den verschiedenen Kategorien gibt es jeweils drei Nominierte, die live eine Aufgabe bewerkstelligen müssen. Fotografen machen vor Ort live ein Fotoshooting und präsentieren das beste Bild. Floristen erstellen live die Tischdeko und einen Brautstrauß. Torten werden vor Ort hergestellt und verkostet. Außerdem treten Sänger und Entertainer auf. Höhepunkt ist die Live-Abstimmung darüber, wer den Wedding Award in seiner Kategorie mit nach Hause nimmt (5. November, Flora in Köln).
Bongards Frau Petra steht voll hinter dem, was er macht. So war es auch für sie einen große Anspannung, als er im Vorentscheid antrat. In einer ersten Folge auf Youtube stellte er sich im Kölner Studio vor. Doch als es in Folge 2 um das Voting fürs Finale ging, wurden die Nerven des Ehepaars mächtig auf die Probe gestellt. Ausgerechnet, als Martin Bongard live zugeschaltet werden sollte, gab es technische Probleme, die Verbindung kam nicht zustande.
Doch das holte der Bad Feilnbacher wieder rein, als es schließlich doch noch klappte. Und als das Ergebnis verkündet wurde, war der Jubel riesig: Oben im Erdgeschoss bei Petra Bongard und unten im Keller beim nun „besten Trauredner Süddeutschlands.“ Dort hat er sein Tonstudio, in dem er Streaming-Produktionen synchronisiert, Hörbücher einspricht und andere Aufträge aus 28 Nationen bedient.
Trauungszeremonie live vor der Kamera
„Ich bin stolz, ins Finale gekommen zu sein“, sagt Bongard. Dieses findet im großen Rahmen im November in Köln statt. „Im Vorentscheid haben wir uns ja erst einmal nur vorgestellt. Doch nun muss jeder der fünf Kandidaten vor den Kameras eine komplette Livetrauung durchführen. Die Infos dazu gibt es kurz vorher, das heißt, man muss das Ganze ,aus der Hüfte‘ vorbereiten und durchführen.“ Ausschnitte davon werden beim Show-Finale gezeigt. Hinzu kommen Live-Interviews auf der Bühe vor Ort, bevor das Voting startet.




