Interview mit „Hand-in-Hand“-Initiator
„Wie du's machst, machst du's falsch“: Demo-Organisator Markus Huber zu aktuellem Gegenwind
Der Freude über die Resonanz auf die Großkundgebung auf der Münchner Theresienwiese folgt bei den Initiatoren des Bündnisses „Hand in Hand für unser Land“ Ernüchterung. Konstruktive Kritik sei willkommen, betont Markus Huber aus Bad Feilnbach. Aber in die rechte Ecke gestellt zu werden, gehe gar nicht.
Bad Feilnbach – Nach der Großkundgebung am Sonntag (28. Januar) auf der Münchner Theresienwiese haben die Veranstaltungsleiter Markus Huber aus Bad Feilnbach und Franz Huber aus Haibach (Niederbayern) neben vielfach positiven Rückmeldungen auch erste kritische Stimmen zu hören bekommen. Wie sie damit umgehen und von welchen Vorwürfen sie sich mit aller Deutlichkeit distanzieren, erklärt Markus Huber, Geschäftsführer der Huber Kran GmbH in Bad Feilnbach und Initiator des Bündnisses „Hand in Hand für unser Land“.
Herr Huber, Sie und Ihre Mitstreiter haben von Anfang an betont, es sei oberste Prämisse, politisch neutral zu agieren und sich von keinen Gruppierungen vereinnahmen zu lassen oder diesen eine Plattform zu bieten. Wie gehen Sie nun damit um, dass dies nach der Kundgebung mit rund 10.000 Menschen in Teilen in Frage gestellt wird?
Markus Huber: Ja, es gab neben überwältigend viel positiver Resonanz auch kritische Stimmen – unter anderem auch von Fachleuten und Pressevertretern –, zum Beispiel, was die Wortwahl angeht. So hat man mir zum Beispiel gesagt, ich soll das Wort „Volk“ nicht benutzen, sondern von „Bevölkerung“ sprechen. Das mache ich jetzt auch. Ich bin froh um solch konstruktive Kritik. Ich bin Unternehmer, ich fahre Kran, in der Schule war ich im Fach Deutsch nie der Beste. Ich gehe mit unserem Bündnis mit der besten Absicht ans Werk. Dass die Wahl „falscher“ Worte solche Folgen haben kann, merke ich auch erst jetzt. Was mich wahnsinnig ärgert und im Moment auch wirklich demotiviert, ist, wenn einem jemand nicht direkt sagt, was ihn stört und uns hintenrum etwas unterstellt.
Den Anliegen der Mitte der Gesellschaft Gehör verschaffen
Dem „Bündnis Hand in Hand für unser Land“, das der Bad Feilnbacher Unternehmer Markus Huber zusammen mit weiteren Mitstreitern ins Leben gerufen hat, haben sich Vertreter der unterschiedlichsten Berufssparten angeschlossen. Auch aus Reihen des Bauernverbands und der LSV („Land schafft Verbindung“) kommt Unterstützung. Ziel ist es nach Angaben der Initiatoren, sich in der aktuellen Politik mehr Gehör zu verschaffen mit Anliegen wie mehr Betreuungsplätze für Kinder, bezahlbaren Wohnraum, einen würdevollen Ruhestand ohne finanzielle Ängste, bessere Migrationspolitik, weniger Bürokratie für Unternehmer oder mit dem Protest gegen steigende Krankenkassenbeiträge bei sinkenden Leistungen, gegen Subventionskürzungen für Landwirte oder die Rückkehr zu einer Mehrwertsteuer von 19 Prozent in der Gastronomie.
Unter anderem wurde Kritik an Ihrem Video, mit dem sich das Bündnis vorstellt und in dem Menschen aus der Region zu Wort kommen, laut. Der Halfinger Politikexperte Florian Wenzel spricht dem Clip, in dem unter anderem ein thailändischer Mitbürger sein Anliegen – eine faire Migrationspolitik – vorbringt, zum Beispiel eine gewisse Authentizität ab. Er sieht hier eine „mindestens konservative, wenn nicht gar rechtspopulistische Position“. Was sagen Sie zu dieser Einordnung oder zur Vermutung, es wirke wie ein Feigenblatt, einen Menschen mit nicht deutschen Wurzeln darin vorkommen zu lassen?
Markus Huber: Überhaupt in die rechte Ecke gestellt zu werden, verletzt mich zutiefst. Ich habe schon sehr lange auch Freunde mit Migrationshintergrund und jeder, der mich kennt, weiß, dass ich immer für andere in die Bresche springe, wenn Not am Mann ist. Wir haben im Vorfeld lange überlegt, wen wir in dem Video zu Wort kommen lassen, wir wollten einen guten Querschnitt derer zeigen, die mit uns im Boot sitzen und für ihre Anliegen eintreten – die junge Mutter, der Handwerksmeister, der Rentner, und eben auch der junge Mann aus Thailand, den ich kenne, weil ich mehrmals in der Woche meine Leberkassemmeln bei ihm kaufe. Das Problem ist doch: wie du‘s machst, machst du‘s falsch. Hier sehe ich überhaupt das Problem bei uns: Es ist doch kaum noch möglich, sich für irgendeine Sache oder für die Allgemeinheit einzusetzen, ohne dass man sich für alles Mögliche rechtfertigen muss. Irgendeinem passt immer etwas nicht.
Wie wollen Sie Ihr Bündnis weiterhin aufstellen, um sich klar von allen politischen Rändern abzugrenzen? Wie können Sie es verhindern, von unerwünschten Trittbrettfahrern für deren Interessen instrumentalisiert oder am Ende als „eigene Partei“ und nicht als neutraler Verein gesehen zu werden?
Markus Huber: Wir können nicht jeden einzelnen kontrollieren und durchleuchten, es wird sich nicht verhindern lassen, dass sich jemand versucht, mit dranzuhängen. Das haben wir auch schon im Nachhinein erfahren müssen. Ich bin jemand, der immer vom Besten in den Menschen ausgeht. Das ist vielleicht blauäugig und ich muss noch dazulernen. Ja, auch uns passieren Fehler. Die geben wir zu, und wir distanzieren uns ganz klar von den politischen Rändern. Ich habe mich in den letzten Tagen so oft entschuldigt wie das ganze letzte Jahr nicht.
Wie können Sie die Schlagworte aus den Forderungen und aus den Rufen nach Berlin konkretisieren und untermauern und somit dem Eindruck der Pauschalisierung entgegentreten?
Markus Huber: Uns ist bewusst, dass wir da noch Defizite haben. Und dass wir unsere Forderungen konkretisieren müssen. Aber man muss auch sehen: Vor 14 Tagen ist der Franz (Franz Huber aus Haibach in Niederbayern, der mit Markus Huber die Kundgebung in München geleitet hat, Anm. d. Red.) noch im Stall gestanden und ich bin in meinem Kran gesessen. Innerhalb von wenigen Tagen haben wir mit einem Kernteam von fünf Leuten die große Kundgebung auf die Beine gestellt, weil wir uns gesagt haben, es muss etwas passieren. Wir planen jetzt die Gründung eines Vereins, in dem wir die Interessen bündeln und Aktivitäten kanalisieren und konkretisieren. Wir kriegen so viele Zuschriften aus ganz Deutschland, aber wir holen aus all dem nicht das raus, was wir rausholen könnten. Hier wollen wir jetzt ansetzen, und auch alles auf eine breitere Basis stellen. Wir haben schließlich alle unsere Berufe.
Aber Sie engagieren sich trotzdem selbst noch weiter? Auch mit Aktionen?
Markus Huber: Ja, denn ich will mich nicht entmutigen lassen, sondern mich einsetzen. Ich möchte auch betonen, dass ich nicht die Meinung mancher teile, dass friedliche Demonstrationen nichts bringen, dass dann sowieso nichts passiert. Wir wollen aber daran festhalten. Wir wollen keine Verhältnisse, wie sie beispielsweise in Frankreich herrschen.