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„Wir sind lauter“-Festival am 1. Oktober

„Rechtsruck macht mir Angst“ – Vereine setzen in Bad Aibling ein Zeichen für Vielfalt

Franziska Stechl (links) und Claudia Hinterecker vom Verein „Raum & Zeit“ organisieren mit anderen Vereinen das Festival „Wir sind lauter“.
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Franziska Stechl (links) und Claudia Hinterecker vom Verein „Raum & Zeit“ organisieren mit anderen Vereinen das Festival „Wir sind lauter“.

TV-Schauspielerin Claudia Hinterecker organisiert mit mehreren Vereinen ein Demokratie-Festival in Bad Aibling, um sich gegen Hass und Hetze einzusetzen. Dabei ist der Anlass für die Veranstaltung ein trauriger. Was geplant ist und welche prominenten Künstler ins Kurhaus kommen.

Bad Aibling – Unter dem Titel „Wir sind lauter“ veranstalten zahlreiche gemeinnützige Vereine aus Bad Aibling und Umgebung am Sonntag (1. Oktober) ein eintägiges Festival im Kurhaus. Die Veranstaltung richtet sich an all diejenigen, die eine vielfältige und tolerante Gesellschaft schätzen, beibehalten und feiern wollen. „Das ist notwendig, weil mir persönlich dieser allgemeine Rechtsrutsch in der Gesellschaft wahnsinnig Angst macht“, erklärt Claudia Hinterecker aus Bad Aibling gegenüber dem OVB. Der 37-jährigen Schauspielerin, die unter anderem durch Rollen in „Rosenheim-Cops“, „Polizeiruf 110“, „Bergdoktor“ oder „Sturm der Liebe“ bekannt wurde, kam deshalb die Idee, ein Festival zu veranstalten, um damit ein Zeichen zu setzen.

„Man steht oft hilflos da und fragt sich, wie man das alles aufhalten soll“, erklärt Hinterecker. Diskriminierende Aussagen von Politikern etwa, die noch vor wenigen Jahren einen Sturm der Empörung ausgelöst hätten, würden heute häufig mit einem fadenscheinigen Verständnis von Meinungsfreiheit entschuldigt, die Entrüstung bleibe aus. „Das ist das, was mich so entsetzt“, sagt Hinterecker, die nicht verstehen kann, wie sich „Tabugrenzen derart verschieben konnten, warum rechtsradikale Parolen und Diffamierung von Minderheiten zum Alltag werden konnten“.

Was bei „Wir sind lauter“ geplant ist

Um etwas zu unternehmen und um aufzuzeigen, dass der Großteil der Bevölkerung noch immer für Demokratie, Vielfalt und Toleranz steht, entstand der Plan für das Festival „Wir sind lauter“. Wie Hinterecker gehört auch Franziska Stechl – beide sind im Verein „Raum & Zeit“ aktiv – zum Organisationsteam. „Es soll ein schöner Anlass sein, zu dem man sich trifft und das Miteinander wieder in den Fokus rückt“, betont Stechl.

Das Festival, welches explizit nicht parteipolitisch und nicht gewinnorientiert ausgerichtet ist, beginnt am Sonntagnachmittag (1. Oktober) um 14 Uhr nach einer kurzen Begrüßung „mit einem musikalischen Biergarten im Brunnenhof sowie einem vielfältigen Kinderprogramm“, so die Veranstalter. Dazu wird unter anderem „Katis Kasperltheater“ aus Riedering im Chiemgau gehören. Ziel sei es, Kinder und Erwachsene gleichzeitig anzusprechen. So folgen unterschiedliche Redebeiträge sowie Auftritte zahlreicher Bands und Musiker. Es soll ein Tag zur Feier der Demokratie und eine bunte Bühne für das Zusammenleben aller sein, betont Stechl.

Der Eintritt ist kostenlos. Spenden, so die Veranstalter, sind erwünscht, da städtische Fördergelder für Vereinsveranstaltungen ausblieben und die Kosten deshalb noch nicht gedeckt werden konnten. Weiterer Erlös soll anschließend der Amadeu Antonio Stiftung (setzt sich gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus ein) zugute kommen.

Das sagen prominente Künstler zum Festival in Bad Aibling

„Von jedem Verein wird jemand ein Statement abgeben“, blickt Stechl voraus. Ob oder wie die auftretenden Künstler selbst ein Zeichen für Vielfalt und gegen Hass und Hetze setzen werden, bleibe ihnen überlassen. Zu den beteiligten Vereinen gehören neben „Raum & Zeit“ auch „Mut & Courage“, „Jugendinitiative Mangfalltal“, das Theater Bad Aibling, „LGBTQ+ Rosenheim“ sowie das „BRK-Jugendzentrum Bad Aibling“. Die Organisatoren haben sich jedenfalls jede Menge Prominenz eingeladen und hoffen auch dadurch, Aufmerksamkeit zu erlangen. So wird unter anderem Schauspieler Eisi Gulp mit einem Redebeitrag zu sehen und zu hören sein.

Eva Niedermeier aus Bad Aibling kommt ebenfalls ins Kurhaus am 1. Oktober.

Und auch musikalisch wird einiges geboten sein. So wird neben „De 3 Hoibe Musi“ etwa Eva Niedermeier, Sängerin und Poetin aus Bad Aibling, auftreten. Sie freut sich auf die Veranstaltung: „Ich wurde noch nie lyrisch politisch. Doch das, was ich in meinen Texten nicht sage, kann ich damit ausdrücken, wo ich diese performe. Kunst muss nicht inhaltlich politisch sein um ein Zeichen setzen zu können“, so die Künstlerin im Vorfeld des Festivals.

Und auch weitere Musiker und Bands blicken dem Festival optimistisch entgegen. „Demokratie ist ein hohes Gut, aber sie ist kein Selbstläufer und macht Arbeit“, erklären Tom Zimmer und Michl Bloching, die sich als „Levantino“ zwischen Indie, Weltmusik und Jazz bewegen und ebenfalls im Kurhaus am 1. Oktober auftreten werden. „Wir wollen mit unserer Musik dazu beitragen, dass wir uns die Hände reichen, miteinander feiern, tanzen und aber auch offen und kritisch diskutieren.“

„Weil ich mir Sorgen um eine Zukunft mache“

Lorenz Schmid von der Band „Lenze & de Buam“ sagt offen und ehrlich: „Ich bin beim ‚Wir sind Lauter‘-Demokratie-Festival am 1. Oktober in Bad Aibling mit dabei, weil ich mir Sorgen um eine Zukunft mache, in der Respekt, Vielfalt, Warmherzigkeit, Menschenrecht und Menschlichkeit zu Minderheit und Schwäche deklariert werden.“

Die Band „Monobo Son“ freut sich auf den Auftritt in Bad Aibling.

Die Band „Monobo Son“ um Lead-Sänger und Posaunist Manuel Winbeck (Labrassbanda) wird am 1. Oktober zu späterer Stunde bayerischen Soul/Brass ins Kurhaus bringen. „Wie alle Bayern erleben wir mal wieder einen Wahlkampf, der noch schriller und hetzerischer geführt wird, als der letzte“, sagt Manuel Winbeck. „Auf unseren Konzerten dürfen wir regelmäßig die Erfahrung machen, dass die meisten Menschen im Gegensatz zu vielen Politikern die Kunst beherrschen, laut zu werden, ohne dafür in menschenfeindlichen Populismus abzudriften.“ Die Initiative „Wir sind lauter“ habe die Band darin bestätigt, dass sie mit dieser Beobachtung nicht allein sind „und wir sind froh, dass wir am 1. Oktober unseren Anteil zu diesem schönen Festival in Bad Aibling beitragen dürfen.“ Weitere Programmpunkte sollen in den kommenden Tagen angekündigt werden.

Weitere Informationen zum Festival auf der Homepage der Stadt und des Vereins „Raum & Zeit“.

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