Wachsender Bedarf an Wohnflächen
„Wir wollen Wohnraum schaffen“ – Bad Aiblings Diskussion über verschiedene „Haustypen“
Schwierige Zinslage, hohe Preise – der Wohnungsmarkt ist und bleibt hart umkämpft. Im Bad Aiblinger Bauausschuss ist jetzt sogar eine Diskussion über verschiedene „Haustypen“ aufgekommen. Das ist der Hintergrund.
Bad Aibling – Doppelhaus, Reihenhaus, Mehrfamilienhaus, Tiny House. Über Geschmack lässt sich streiten bei den verschiedenen Haustypen. Unstrittig dagegen ist der wachsende Bedarf an Wohnraum. Auch in Bad Aibling wird das Thema immer wieder hitzig diskutiert, egal ob es um bezahlbare Wohnungen, Großprojekte oder Mietpreise geht. Und so war es nicht überraschend, dass sogar der Plan für den Neubau eines Fünffamilienhauses an der Ellmosener Wies nun im Rathaus für eine Grundsatzdiskussion sorgte.
Denn eigentlich waren auf den betroffenen drei Grundstücken drei Reihenhäuser mit Garagen vorgesehen, welche von der Genehmigung freigestellt wurden. Allerdings plant ein Antragsteller dort nun stattdessen den Neubau eines Fünffamilienhauses mit zehn Stellplätzen, obwohl im Bebauungsplan an dieser Stelle der „Haustyp 2“, also Reihenhaus, mit zwei Vollgeschossen festgesetzt worden war. Aus diesem Grund musste sich der Bad Aiblinger Bauausschuss dem Thema annehmen.
Bürgermeister offen für anderen Haustypen
Zwar würde das nun geplante Fünffamilienhaus mit der Mindestwandhöhe, die die eines Reihenhauses nicht übersteigt, sowie mit den zwei Vollgeschossen wichtige Vorgaben einhalten. Allerdings handelt es sich nun um einen anderen Haustypen, weshalb es einer Befreiung bedarf. Diese betrifft etwa Abweichungen bei den Balkonen, den Stellplätzen und den Garagen.
Der Grund für die Befreiungsanträge beziehungsweise das Umschwenken auf einen anderen Haustypen: Durch das Mehrfamilienhaus können nun Wohneinheiten für mehr Bewohner geschaffen werden, so die Erklärung des Antragsstellers. Und mit dieser Herangehensweise konnte sich auch Bad Aiblings Bürgermeister Stephan Schlier (CSU) anfreunden. „Wir wollen in erster Linie Wohnraum schaffen“, sagte er während der Ausschusssitzung und verwies auf die Entwicklung von Zinslage und Preisniveau. Aus diesen Gründen habe sich auch der Bedarf gewandelt. Schlier signalisierte somit eine positive Haltung der Stadtverwaltung.
„Reden immer wieder von bezahlbarem Wohnraum“
Ganz so positiv bewertete die Zweite Bürgermeisterin Kirsten Hieble-Fritz (ÜWG) das Vorhaben jedoch nicht. Denn was die Frage nach den verschiedenen Haustypen anbelangt, sehe sie dies „komplett anders“. So sei der Gedanke verschiedener Haustypen durchaus sinnvoll und „ich empfinde den Bedarf an Reihenhäusern auch als gegeben“, so Hieble-Fritz. Eine „Durchmischung von Haustypen“ müsste demnach bestehen bleiben. Zumal es auch nicht Aufgabe des Gremiums sei, die aktuelle Zinslage zu prüfen.
„Ist das jetzt ein Versuchsballon, kommt da noch mehr?“, wollte indes CSU-Stadtrat Johann Schweiger wissen. Doch ähnliche Anträge lägen laut Schlier hierzu nicht vor. Gut mit dem Vorhaben des Antragstellers konnte jedenfalls Erwin Kühnel (CSU) leben. „Wir reden immer wieder von bezahlbarem Wohnraum, hier könnte man den Weg durchaus so gehen.“ Dem schloss sich auch Parteikollege Thomas Höllmüller an.
Richard Lechner (SPD), der gewöhnlich nicht an Kritik spart, zeigte sich bei diesem Thema sogar voll des Lobes: „Das Vorgehen ist vorbildlich.“ Und so entschied sich der Bad Aiblinger Bauausschuss letztlich auch mit 8:3 Stimmen dafür, dem Bauantrag sowie den Anträgen auf Befreiung zuzustimmen. Aus den geplanten Reihenhäusern kann nun also ein Fünffamilienhaus werden.