Räume im Zentrum stehen leer
Bad Aiblinger Reisebüro Hollinger am Marienplatz schließt nach 46 Jahren - Das steckt dahinter
Knapp ein halbes Jahrhundert war das Reisebüro Hollinger am Marienplatz eine zentrale Anlaufstelle in Bad Aibling. Nun sind die Türen verschlossen, die Räume leer. Firmenchefin Claudia Hollinger erklärt, was dahintersteckt und wie es weitergeht.
Bad Aibling - „Hört der Hollinger jetzt auf? Ist das der nächste nach dem Reiter in Aschau?“ Fragen wie diese hört man im Vorbeigehen des Öfteren von Passanten. Doch: „Nein, von einer Aufgabe kann keine Rede sein“, versichert Firmenchefin Claudia Hollinger gegenüber den OVB-Heimatzeitungen: „Wir ziehen einfach nur um.“ Das teilt das Unternehmen seinen Kunden auch auf seiner Homepage und bis gestern noch per Infozettel an der Tür mit: „Wir freuen uns, Sie persönlich in unserem Büro in Ellmosen 33 begrüßen zu dürfen. Zahlreiche und kostenlose Parkplätze sind dort vorhanden. Sehr gerne können Sie uns auch unter 08061/7257 telefonisch erreichen.“ Ellmosen 33 ist der Sitz des 1930 gegründeten Familienunternehmens, die Busse starten von dort, das Büro ist ebenfalls dort.
Gründe für den aktuellen Schritt gibt es mehrere. „Es ist einiges zusammengekommen. Wie viele andere Branchen sind auch wir vom Fachkräftemangel betroffen. Unsere langjährige Reisebüro-Mitarbeiterin ist in den wohlverdienten Ruhestand gegangen. In den vergangenen Jahren haben sich ohnehin immer mehr Kunden per Telefon oder E-Mail bei uns gemeldet, die Laufkundschaft ist zurückgegangen. Durch die mehrjährige Großbaustelle direkt vor der Tür und die Verkehrsbehinderungen waren wir nur noch schwer zu erreichen“, fasst Claudia Hollinger die Situation zusammen.
Aufgrund der vielen Unwägbarkeiten habe man sich nun entschlossen, sich nach rund 46 Jahren vom Marienplatz zu verabschieden. Das Angebot des Unternehmens aber bleibe unverändert. „Wir bieten neben dem regulären Linienverkehr weiterhin Tages- und Mehrtagesfahrten sowie Gruppen- und Vereinsreisen an. Und sind auch sonst wie gewohnt für unsere Kunden da“, betont Hollinger.
Entschlossen zeigte sie sich zuletzt auch angesichts der großen Herausforderung, vor die der Busfahrermangel die Unternehmen in der Region stellt, Wie berichtet, fehlen in Bayern aktuell circa 2000 Busfahrer. „Die Rahmenbedingungen machen es uns wirklich nicht leicht. Kleine Unternehmen wie wir müssen schlagkräftig sein“, sagt sie trotz allem mit Nachdruck.
Die Chefin selbst springt auch ein
Dazu gehöre, dass man in größter Not auch die Verwaltung in den Fahrbetrieb mit einbezieht. „Es kommt bei gewissen Auslastungsspitzen vor, dass ich auch selber Bus fahre“, so Hollinger. Denn klein ist ihr Fuhrpark mitnichten: Er umfasst insgesamt 18 Busse. Zum Betrieb gehören heute rund 30 Mitarbeiter.
Claudia Hollinger führt das Unternehmen bereits in vierter Generation. Ihre Großeltern Max und Theresia Hollinger waren mit dem Betrieb schon in der Kurstadt verwurzelt. Die Räumlichkeiten unter den Sparkassen-Arkaden hatten sie im Jahr 1976 bezogen. Die organgefarbenen Schriftzüge in dem Eckgebäude sind den Aiblingern seit jeher vertraut, doch nun sind sie Geschichte.
Für eine Auskunft darüber, was mit den Räumlichkeiten nun geschehen soll, waren die zuständigen Ansprechpartner bei der Sparkasse aktuell nicht zu erreichen.