Bis zu 150 Beamte gleichzeitig im Einsatz
Harte Beats, hartes Publikum? So sorgt die Polizei beim Echelon in Bad Aibling für Sicherheit
Das Echelon-Festival in Bad Aibling hat am Freitag, 16. August, begonnen – und wird von einem riesigen Polizeiaufgebot begleitet. Auf was die Ordnungshüter an den drei Festivaltagen den Fokus legen. Und was Einsatzleiter Markus Jerger besonders begeistert.
Bad Aibling – Nach drei Tagen hämmernder Beats aus den überdimensionalen Boxen wird sich Markus Jerger (57), Erster Polizeihauptkommissar und normalerweise bei der Verkehrspolizeiinspektion Rosenheim im Einsatz, sicherlich auch wieder nach sanfteren Tönen und der Stille sehnen. Und dennoch ist das Echelon-Festival in Bad Aibling, das am Freitag, 16. August, im Stadtteil Mietraching begonnen hat, für den 57-Jährigen ein absolutes Highlight.
Wenngleich Jerger dort nicht als Teil des Partyvolks, sondern als stellvertretender Polizeiführer und einer von zwei Einsatzleitern Dienst schiebt. „Das ist eine wahnsinnig interessante Arbeit, bei der die Zeit wirklich schnell vorbeigeht“, sagt der 57-Jährige, ehe er am Freitagmittag, kurz nach Öffnung des Geländes, mit seinem Führungsassistenten Manuel Schlosser (38) zu einer der zahlreichen Kontrollfahrten auf und rund um das Areal aufbricht.
Veranstalter erwartet rund 60.000 Besucher
Für Ordnung sorgen, aber auch die Sicherheit gewährleisten: Das sind die Hauptaufgaben des Einsatzteams beim Echelon-Festival, zu dem die Veranstalter bis einschließlich Sonntag, 18. August, rund 60.000 Besucher erwarten. Die Polizei ist daher zu Spitzenzeiten mit bis zu 150 Einsatzkräften aus verschiedenen Dienststellen vertreten. Was aber nicht bedeutet, dass das Echelon-Partyvolk eine besondere Polizeipräsenz bedarf, weil es für eine hohe Anzahl von Straftaten bekannt wäre. Ganz im Gegenteil, wie der 57-Jährige verrät: „Beim Echelon ist das Publikum sehr, sehr entspannt.“
Dennoch müssen Jerger und seine Kollegen, die sich größtenteils in Uniform, teilweise aber auch in Zivilkleidung unter die Besucher mischen, natürlich ein Auge auf etwaige Straftäter haben. Vor allem das Thema Drogen haben die Einsatzkräfte bei ihren Kontrollgängen auf dem Schirm. „Wir setzen auf das geschulte Augen der Kollegen, die ein gutes Gespür dafür haben, wo es sich lohnt, genauer hinzuschauen“, sagt Jerger. So werden beispielsweise Besucher, die mit dem Auto anreisen, bereits auf der Zufahrtsstraße zu den Parkplätzen von Einsatzkräften „gescannt“ und bei Bedarf auf einen speziellen Parkplatz am Gelände gelotst, wo weitere Beamte dann Fahrzeuge und Insassen genauer unter die Lupe nehmen.
Polizei reagiert auf Besucher-Kritik aus dem vergangenen Jahr
Und wer den Ordnungshütern innerhalb des Geländes ins Auge sticht? In diesen Fällen werden die Verdächtigen beispielsweise in extra aufgebaute Zelte gebracht und dort überprüft. Was im vergangenen Jahr für heftige Kritik eines Besuchers geführt hatte. Dieser hatte sich darüber beschwert, von Zivilpolizisten, die mit nacktem Oberkörper auf dem Gelände unterwegs waren, gefilzt worden zu sein und diese Prozedur als unangenehm und unangemessen beschrieben. „So eine Kritik nehmen wir natürlich sehr ernst“, sagt Jerger. „Daher achten wir heuer auch mehr auf die Zivilbekleidung unserer Einsatzkräfte.“
Weniger Veränderungen zum vergangenen Jahr sieht der Einsatzleiter entgegen beim Thema Cannabis. Denn da der Veranstalter, den Jerger explizit für seine „hervorragende Zusammenarbeit mit der Polizei“ lobt, das gesamte Areal zur cannabisfreien Zone erklärt hat, sei dort trotz der neuen Cannabis-Gesetzgebung aus dem Frühjahr 2024 erneut kein Cannabis erlaubt. Der Fokus der Polizeibeamten liege daher eher auf Drogen wie beispielsweise Aufputschmittel verschiedenster Art, die in der Szene der Elektromusik-Fans verbreitet seien.
Wobei Jerger sich und sein Team auch nicht primär in der Rolle des Ordnungshüters, sondern viel mehr in der Rolle des „Freundes und Helfers“ sieht, der dem Party-Volk bei einer derartigen Großveranstaltung ein Gefühl von Sicherheit gibt. So ist die Polizei nicht nur auf etwaige Unwetterlagen wie im Jahr 2017 mit speziellen Evakuierungsplänen vorbereitet, sondern hat auch mögliche Terrorszenarien im Blick. „So etwas wäre natürlich der blanke Horror“, sagt der 57-Jährige, der auch aus diesem Grund eine sichtbare und durchgehende Polizeipräsenz auf dem Echelon-Gelände für so wichtig hält.
Polizeibeamten fühlen sich auf dem Gelände willkommen
Was laut Jerger vom Großteil des Partyvolks auch positiv gesehen werde. „Man merkt schon, dass wir hier sehr willkommen sind“, sagt der 57-Jährige während des Streifzugs über das Gelände, während dem er und sein Kollege Schlosser immer wieder von Besuchern angelächelt und mit einem freundlichen „Servus“ begrüßt werden. Und nicht nur das: Am quietschgelben Schriftzug in der Mitte des Geländes angekommen, wollen sich einige Festival-Besucher sofort mit den beiden Polizisten fotografieren lassen.
Es sind gerade diese Erlebnisse, die für den Ersten Polizeihauptkommissar den Echelon-Einsatz zu einem Höhepunkt des Arbeitsjahres machen. Nicht umsonst ist Jerger bereits das fünfte Mal dabei „Das Schönste ist, wenn man mal ein bisschen Zeit hat und von einer erhöhten Position die Besucher beobachten kann, wie sie bei der Musik richtig abgehen“, schilderte er seine Beobachtungen. „Und das sind nicht nur die jungen Besucher, sondern vor allem auch ältere Semester.“
Ein Streifzug ohne Vorkommnisse
Nach dem rund 30-minütigen Streifzug über das Gelände, der ohne jegliche Vorkommnisse beendet wird, machen sich Jerger und Schlosser nochmals auf den Weg in die Polizeiinspektion Bad Aibling, wo die Einsatzzentrale fürs Echelon-Festival installiert ist. Nach einer kurzen Übergabe an den zweiten Einsatzleiter verabschiedet sich der 57-Jährige dann nach einem zwölfstündigen Dienst in den Feierabend – weg von den hämmernden Beats, rein in die Stille seiner Wohnung im Inntal.

