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Impulse von den „Stadtrettern“

Bad Aibling will sich aufhübschen – Experte sieht Handlungsbedarf und „Riesen-Chancen“

Die Fenster am Bahnhofsgebäude sollten nach Expertenmeinung wenigstens schöner gestaltet werden.
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Wenigstens die Fenster am Aiblinger Bahnhofsgebäude sollten nach Expertenmeinung schöner gestaltet werden.  

Mehr Leben und Attraktivität, weniger Leerstand und anonyme Schaufenster: Was können Stadtmarketing und Geschäftsleute tun, um die Aufenthaltsqualität in Bad Aibling zu pushen und Aktivitäten anzukurbeln? Darüber berieten lokale Unternehmer und ein Experte der Initiative „Die Stadtretter“.

Bad Aibling – Der runde Tisch, zu dem das Aiblinger Stadtmarketing ins Rathaus eingeladen hatte, sollte der Startschuss für eine breitere Vernetzung der Geschäftswelt untereinander und für den gemeinsamen Blick in die Zukunft sein. Zwar war die für das Stadtmarketing verantwortliche städtische Mitarbeiterin Teresa Jancso kurzfristig wegen einer dringenden Angelegenheit selbst verhindert, doch entspannte sich zwischen den rund 20 Einzelhändlern, Gastronomen und Hoteliers einer erster Austausch mit der Stadt in größerer Runde.

Den Anstoß dazu gab unter anderem das Impulsreferat von Stefan Müller-Schleipen. Er ist Geschäftsführer der Initiative „Die Stadtretter“, unter deren Dach über 1100 Kommunen, Unternehmen, Verbände und Institute vernetzt sind. Sie alle teilen ihr Wissen rund um das Thema Innenstadt, erarbeiten Lösungen, stellen Expertisen. Die so versammelte „Schwarmintelligenz“ bezeichnete der Redner als die „größte Superkraft“, um Innenstädte und Ortszentren gemeinsam fit für die Zukunft zu machen. 

Bad Aibling durch den Blick von außen

Müller-Schleipen hatte die Stadt zwei Tage lang mit Blick eines Besuchers von außen betrachtet und einiges an Bildmaterial mitgebracht, anhand dessen er Positiv- und Negativbeispiele aufzeigte. Hier die ansprechende Fassadengestaltung, stimmige Dekoration, einladendes Ambiente, dort abblätternder Putz, anonyme, blickdichte „Schaufenster“, Plakatflut, unansehnliches Durcheinander.

An Eingängen der Stadt „mindestens eine Immobilie, die weh tut“

Sein Eindruck: „Die Situation in Sachen Leerstand ist in Bad Aibling eigentlich gar nicht so schlecht. Doch überall an den Eingängen zur Stadt habe ich mindestens eine Immobilie gesehen, die mir wehtat.“ Die „Stadtretter“ kennen laut Müller-Schleipen Mittel und Wege, wie man Eigentümer durchaus auch motivieren kann, hier etwas zu tun. In Sachen Bahnhof – er gehört der Stadt, die aber aktuell wesentlich drängendere Projekte finanzieren muss – brachte der Redner ein Modell der Bürgerfinanzierung ins Gespräch, riet aber als ersten Schritt dringend, sich wenigstens um eine ansprechendere Gestaltung der Fenster beziehungsweise Fassade zu kümmern.

Parkplätze zu unübersichtlich beschildert

Überraschend für viele war sein Kommentar: „Sie sind mit Parkplätzen im Vergleich zu anderen Städten eigentlich gut ausgestattet.“ Aber: „Man braucht fast Abitur, um zu erkennen, wann und wie man wo einen Parkschein lösen kann.“ Als „Riesenchance“ bezeichnete Müller-Schleipen die „wunderschönen Gewässer. Toll für die Stadt, klimatechnisch unbezahlbar. Wenn Sie die Chance haben, Zugang dazu zu schaffen, wäre das ein Riesenhebel“.

„Stadtretter“ begeistert von Glonn & Co.

Solche Überlegungen beispielsweise bei der Glonn im Innenstadtbereich würde zwar sicher zu großen Diskussionen führen, seien es aber wert, angestellt zu werden. Ebenso begeistert zeigte er sich von der Asammühle, in der er „großes Entwicklungspotenzial für eine öffentliche Nutzung“ sah.

Sehr großen Fokus richtete der Referent auf den Verkehr und räumte gleich zu Beginn ein: „Das Thema ,autoarm‘ wird extremst kontrovers diskutiert und löst häufig einen richtigen Shitstorm aus.“ Oft entstehe der Eindruck, eine ganze Stadt sei dagegen, was aber gar nicht der Fall sei. Er verdeutlichte das am Fall Barcelona. Dort sei das „Mobilitätskonzept autoarm“ umgesetzt worden. „Als die Leute gesehen haben, wie schön das ist, haben sie das völlig akzeptiert.“

Er riet der Bad Aibling, über ein entsprechendes Pilotprojekt nachzudenken, sozusagen ein „Reallabor“ zu schaffen. So habe beispielsweise die Stadt Hanau zugunsten eines großen „Innenhofes“ im Zentrum zwar 25 Parkplätze aufgegeben. Heute wolle jedoch niemand mehr die dort entstandene Gastronomie, die eigentlich während Corona als Pop-Up-Store-Modell gedacht war, missen.

Als positives Beispiel für gelungene Gestaltung führte er den Blick in die Bahnhofstraße vom Bahnhof aus an: Von der Gastronomie wie dort am Straßenrand „brauchen wir mehr. Wir müssen öfter versuchen, unsere Straßen wieder zurückzugewinnen. Es gibt Studien dazu, dass dadurch keine Einbußen entstehen“, betonte der Redner.

Lob für Ausstattung mit E-Ladesäulen

Sein Lob: Selten habe er so viele E-Ladesäulen in einer Stadt gesehen wie in Bad Aibling. Müller-Schleipen empfahl im Hinblick auf die zunehmende E-Mobilität, auch das Fahrrad viel stärker ins Visier zu nehmen und Platz dafür zu schaffen. „Oft fehlt einer Stadt ein Zielbild. Für Bad Aibling bietet sich hier das Fahrrad an: Schüler, Jugendliche, Senioren – viele sind mit dem Rad unterwegs. Doch sie scheinen die Innenstadt kaum zu nutzen. Dabei bilden sie ein Riesenpotenzial.“

Hier stellte Müller-Schleipen ebenfalls den Blick in die Zukunft in den Mittelpunkt: „Sicher, Handel wird es immer geben. Aber er wird leider nachlassen. Wir sollten die Jugend fragen, warum sie überhaupt in die Stadt geht. In Zeiten, in denen wir fast das ganze Leben von der Couch aus steuern können, müssen wir überlegen, welche Funktion die Innenstadt noch hat..“ Als Diskussionsgrundlage empfahl er unter anderem die Plattform „LeAn“ für vorausschauendes Leerstands- und Ansiedlungsmanagement.

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