„Es gibt nun mal Bäume, die müssen weg“
„Irritationen in der Bevölkerung“: Wer weiß in Bad Aibling über gefällte Bäume Bescheid?
Wenn Bäume gefällt werden, ist der Aufschrei oftmals groß. Auch in Bad Aibling sorgt das Thema offensichtlich für Ärger bei vielen Bürgern. Doch wer muss eigentlich informiert werden, wenn der Bauhof zur Tat schreitet?
Bad Aibling – Es ist ein sensibles Thema, wenn es um die Fällung von Bäumen geht. Ist dies wirklich erforderlich? Geht es dabei mit rechten Dingen zu? Nicht selten ist der Aufschrei groß, wenn Bäume etwa einem größeren Bauvorhaben weichen müssen. Und auch wenn meist eine plausible Erklärung dahinter steht, steckt in dem Thema Zündstoff. Was städtische Baumfällungen betrifft, meldet sich nun die Stadtratsfraktion der Grünen zu Wort, mit der Sorge, nicht umfassend über entsprechende Maßnahmen informiert zu werden.
„Baumfällungen führen zu Irritationen in der Bevölkerung, obwohl zumindest die Fällungen seitens der Stadt Bad Aibling in aller Regel gut begründet sind“, schrieb kürzlich Fraktionssprecherin Martina Thalmayr und stellte damit einen Antrag auf „Auskunft über vorzunehmende Baumfällungen“. Damit die Stadtratsmitglieder „sprechfähig“ sind und den Bürgern im Sinne der Stadt Auskunft erteilen können, sei es sinnvoll, Grund und Zeitraum der Fällungen rechtzeitig zu erfahren, so Thalmayr.
Weiß der Stadtrat nicht über Baumfällungen Bescheid?
Doch was steckt hinter der Forderung und werden diverse Fällungen ohne Kenntnis des Stadtrates überhaupt umgesetzt? „Grundsätzlich werden Fällungen der Bäume, Pflege der Sträucher und Wildhecken seitens des Bauhofes im Zeitraum von 1. Oktober bis Ende Februar durchgeführt“, bezieht Andreas Arnold, stellvertretender Bauhofleiter und Gärtnermeister der Stadt Bad Aibling, Stellung. Dieser Zeitrahmen liegt außerhalb der Vogelbrutzeit. Laut Arnold würden Fällungen der Bäume ohnehin nur „wegen dringlicher Gründe“ durchgeführt, etwa bei starkem Pilzbefall (Eschentriebsterben, Brandkrustenpilz), bei allgemeinem Absterben, bei Sturmschäden oder aufgrund von Bauvorhaben.
„Über die das Stadtbild beeinträchtigenden Fällungen wurde stets in Sitzungen informiert“, so der Gärtnermeister. Zusätzlich sei der Bauhof im ständigen Austausch mit der Naturschutzbehörde. Baumpfleger und Baumsachverständige würden bei ortsprägenden Bäumen als zusätzliche Kompetenzberater hinzugezogen, bevor Fällungen vollzogen werden. Einen genauen Tag für einzelne Fällungen festzulegen oder zu planen und mitzuteilen, gestalte sich oft sehr schwierig, da Winterdienst und diverse Arbeiten mit hoher Dringlichkeit kurzfristig erledigt werden müssten und Vorrang hätten. „Da dies meist mit viel personellem Aufwand verbunden ist, kommt es oft dazu, dass geplante Fällungen verschoben werden müssen“, sagt Arnold.
„Schade, dass unser Antrag so missverstanden wird“
Er könne es nicht bewerkstelligen, jeden einzelnen Baum mitzuteilen, schiebt Arnold hinterher. Auch Bad Aiblings Bürgermeister Stephan Schlier (CSU) sieht darin einen zu hohen Aufwand. Doch die Grünen hätten sich eine andere Reaktion gewünscht. „Es ist schade, dass unser Antrag so missverstanden wird, es geht ja nicht um jeden kleinen Baum“, erklärte Martina Thalmayr während einer Stadtratssitzung. Es gehe darum, zu wissen, wo Fällungen nötig sind. „Vielleicht können Sie eine Sammelmail schreiben, wenn eine Fällung geplant ist“, schlug die Stadträtin Arnold vor. Als Gremium wolle man lediglich über Baummaßnahmen informiert werden. Denn Thalmayr hat den Eindruck, dass man diesen Informationsfluss in letzter Zeit ein bisschen schleifen ließ. „Wir wurden oft zu spät im Gremium informiert“, so Thalmayr.
Dem widerspricht Bürgermeister Schlier. „Wir haben bei ortsprägenden Bäumen immer vorab informiert.“ Dass das in dieser Form ausreiche, unterstreicht auch Stadtrat Josef Glaser (SPD). Und Michael Krimplstötter (CSU) stellt die Grünen-Forderung zudem in Frage. „Was bringt eine Mail über eine Fällung ohne Begründung überhaupt?“ Die Mitarbeiter des Bauhofes hätten einen „Haufen Arbeit“ und verrichteten ihre Arbeit gut. Ein zusätzlicher Aufwand für die Mitarbeiter sei nicht dienlich. Parteikollege Johann Schweiger sieht das genauso und ergänzt: „Es gibt nun mal Bäume, die müssen weg. Da hilft vorab auch keine Mail.“
Ist der Aufwand „unverhältnismäßig hoch“?
Da der Verwaltungsaufwand für die Mitteilung sämtlicher Fällungen „unverhältnismäßig hoch“ sei, lehnte der Stadtrat den Grünen- Antrag mit 17:6 Stimmen ab. Ein „zeitnah tagendes Gremium“ sei über die Fällung einzelner ortsprägender Bäume wie bisher vorab zu informieren. Dazu zählte beispielsweise schon die Fällung zweier Eschen am Info-Punkt an der Willinger Straße im Februar 2023. Auch wenn mehrere Bäume am selben Standort gefällt werden müssen, sei das Gremium zu unterrichten.