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Bad Aiblinger holt 50. Sportabzeichen in Gold

Drei goldene Regeln: Horst Krause (86) verrät das Geheimnis seiner unfassbaren Fitness

Horst Krause aus Bad Aibling mit seinen Hanteln
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Sport ist für den 86-jährigen Horst Krause aus Bad Aibling ein absolutes Muss. Jeden Tag steht eine andere Sportart auf seiner Liste.

Tischtennis, Walking, Turnen und Qigong – Horst Krause ist ein sportliches Vorbild. Der 86-Jährige hat dieses Jahr zum 50. Mal das Deutsche Sportabzeichen in Gold geholt. Wie es zu seiner Leidenschaft für Sport kam und was sein Geheimnis für ein langes und gesundes Leben ist.

Bad Aibling – Horst Krause ist mitten in seinem liebsten Hobby: dem Sport. Gerade hebt der 86-Jährige mit beiden Armen jeweils eine fünf Kilo Hantel. Zuerst führt er sie mehrmals abwechselnd senkrecht nach oben. Dann streckt er seine Arme zu beiden Seiten aus und wiegt die Hanteln aus dem Handgelenk heraus hin und her. Danach sind Liegestütze an der Reihe. Für den sportlichen Allrounder sind das leichte Übungen. Und das, obwohl Krause 86 Jahre ist. Doch ohne Sport geht es für ihn nun mal nicht.

Seine Begeisterung für Fitness hat mit dem Boxen angefangen. Da war er gerade einmal elf Jahre und lebte noch in Hannover. „Ich war damals ein sehr schmächtiger Kerl und wurde oft auf der Straße verprügelt“, erinnert sich Krause an die Anfangszeit. Nach dem Krieg hätten sich Banden gegründet. Traf man auf sie, habe man oft Prügel bekommen. Das wollte sich der damals Elfjährige nicht mehr gefallen lassen. „Ich wollte stärker werden und bin dann zum Polizeisportverein gegangen, wo ich Boxen und Judo gelernt habe“, so Krause.

50. Mal das goldene Sportabzeichen erkämpft

Doch irgendwann wurde das Sportangebot bei der Polizei kostenpflichtig. Für Krause nicht umsetzbar. „Wir hatten damals kaum Geld, also bin ich ausgetreten“, sagt er. Bis zu seinem 18. Lebensjahr rückte der Sport in den Hintergrund, ehe er mit Zehnkampf anfing. Nach einem Jahr hörte er damit aber wieder auf und konzentrierte sich erstmal auf das Berufliche und Familiäre. Mit 20 Jahre heiratete er seine Frau Edith und holte seinen Abschluss an der Fachhochschule nach.

Bis zu seinem 25. Lebensjahr ruhten seine sportlichen Aktivitäten. Dennoch erbrachte Krause viel Leistung – nur eben im Beruf. Er stieg vom Postjungboten, einer Nachwuchskraft im Postdienst, zum Telekom-Manager auf. Aufgrund von zwei Nebenjobs konnte er seiner Frau und seinen beiden Kindern in einem Vorort von Hannover ein Grundstück kaufen. Dort baute er ein Haus für die Familie. Ehe er sich wieder dem Sport widmete – und das im großen Stil.

„Zuerst habe ich mit Tischtennis angefangen und dann kam Tennis noch hinzu“, sagt Krause. In seinem Heimatort in Hannover trat er in einen Sportverein ein. Dort gründete er den „Jedermann-Sport“. Hier kann das Deutsche Sportabzeichen gemacht werden. Dafür muss man Leistungen in Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Koordination erbringen. Aus jeder dieser Gruppe muss eine Übung erfolgreich abgeschlossen werden. Krause war damals sowohl Übungsleiter als auch Abnehmer der Sportabzeichen. Er selbst erwarb 1971 erstmals das Deutsche Sportabzeichen in Gold und wiederholte die Prüfung bis heute 50 Mal.

Jeden Tag steht Sport auf dem Programm

Die letzte erwarb er vor Kurzem in Bad Aibling, wo er aus familiären Gründen 2012 mit seiner Frau hinzog. Für Krause ist das Tolle an dem Sportabzeichen, dass er aus vielen unterschiedlichen Disziplinen wählen kann, in welche er geprüft werden möchte. Jedes Jahr wechselt er durch. „Dieses Jahr habe ich Kugelstoßen, 7,6 Kilometer Walking, Seilspringen und 25 Meter Schwimmen genommen“, so der Sportler. Groß vorbereiten müsse Krause sich schon lange nicht mehr. Schließlich hält er sich die ganze Woche mit einem ordentlichen Fitnessprogramm fit.

Am Montag walkt der Rentner bis zu sieben Kilometer. Dienstags spielt er Hobby-Tischtennis beim TuS Bad Aibling. „Bis vor ein paar Jahren habe ich hier sogar noch in einer Mannschaft in der Kreisliga gespielt“, sagt Krause. Am Freitag ist dann noch Turnen dran und ab und zu gibt er noch Tennis-Unterricht. Auch Qigong gehört zu seinem Programm. Dabei handelt es sich um chinesische Meditations-, Konzentrations- und Bewegungsübungen.

Damit aber noch nicht genug. „Als junger Mann hatte ich zwei Bandscheibenvorfälle. Die Ärzte wollten mich operieren, aber ich habe abgelehnt“, erinnert sich der Aiblinger. Seit 1994 macht er deshalb jeden Morgen im Bett 20 Übungen für den Rücken und danach noch 20 Liegestütze.

Doch nicht nur Sport steht auf seiner To-do-Liste. Krause findet auch jede Menge Zeit für seine weiteren Hobbys. Der Rentner malt und schnitzt gerne und trifft sich einmal im Monat mit den Mitgliedern einer Seniorengruppe zum Frühstücken, Spazieren oder zu Ausflügen.

Neben dem Training mit den Hanteln spielt Horst Krause auch gerne noch mit einem „Ergonomen-Schläger“ Tennis.

„Ich muss schon etwas reduzieren“

Dass er mit 86 Jahren noch so fit ist, verdankt er drei Regeln, an die er sich eisern hält. „Erstens gesundes Essen, zweitens Bewegung und drittens eine positive Einstellung zum Leben“, sagt Krause. Das sei der „Dreh- und Angelpunkt“, um fit durchs Jahr zu kommen. „Man muss dem Leben tolerant gegenüberstehen, denn nicht immer läuft alles wie geplant“, sagt Krause. Auch er weiß, wann genug ist.

Zwar könne er noch alle Sportarten meistern, aber nicht mehr in dem Ausmaß, wie vor ein paar Jahren. „Ich merke schon, dass die Ausdauer etwas nachlässt. Deshalb musste ich schon etwas reduzieren, aber ganz werde ich nicht aufhören“, sagt Krause. So geht er zum Beispiel zum Tischtennis und Turnen nicht mehr jede Woche, sondern nur noch ein oder zweimal im Monat. Trotzdem ist es für ihn wichtig, auch im hohen Alter Sport zu betreiben.

Ob er allerdings auch in Zukunft ein Sportabzeichen ablegen wird, das weiß Krause noch nicht. Für ihn war es immer spannend, dass er eine Vielzahl an unterschiedlichen Disziplinen zur Auswahl hatte. „Aufgrund dieser diversen Möglichkeiten kann man auch sehen, welche Sportart man noch intensiver betreiben muss“, so Krause. Außerdem kann jeder dieses Abzeichen machen. Auch, wenn man nicht in einem Sportverein ist. Das sei das Tolle. Allerdings: „Dadurch ist das Interesse der Vereine leider nicht so groß, ihr Personal in ausreichender Anzahl auszubilden.“

Freude auch beim TuS Bad Aibling

Das bestätigt auch Barbara Eberlein. Sie ist Trainerin beim TuS Bad Aibling und Leiterin der Sportabzeichengruppe für Erwachsene. „Der Kreis derer, die als Prüfer tätig sind, wird kleiner“, sagt Eberlein. Viele seien bereits in einem „sehr fortgeschrittenem Alter“ und nur wenig Jüngere rücken nach. Hinzu kommt, dass dieses Jahr das Sportabzeichen in Bayern auf ein neues digitales Tool (SpAz) umgestellt wurde. Heißt, dass es keine Prüfkarten mehr in Papierform gibt. Die Daten und Werte werden „mit einem Klick“ direkt an die Zentralstelle in München geschickt. „Auch das ist ein Hindernis, das von älteren Prüfern erst überwunden werden muss“, so die Trainerin.

Umso mehr freut sich Eberlein über die Leistung von Horst Krause. „An sich ist es etwas Besonderes, wenn jemand das schafft, so oft ohne Verletzungen und bei passabler Gesundheit das Deutsche Sportabzeichen zu absolvieren“, sagt sie. Runde Sportabzeichen seien zwar nicht selten, aber die 50 sei schon eine Ausnahme. Genau wie Krause sieht auch sie in dem Sportabzeichen etwas Wichtiges. „Viele der regelmäßigen Absolventen nehmen das Sportabzeichen als Gradmesser ihrer Fitness“, sagt sie. So wie auch Horst Krause.

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