Deutsche Meisterin in Blasrohrschießen
Mit dicken Backen und innerer Ruhe: So bläst Sabine Seiffert aus Pullach zur Titeljagd
Am Anfang war es nur ein Hobby, jetzt kämpft Sabine Seiffert um die großen Titel. Zum dritten Mal in Folge ist die Frau aus Pullach Deutsche Meisterin in Blasrohrschießen geworden. Nun verrät sie, was hinter dieser außergewöhnlichen Sportart steckt und wie es dazugekommen ist.
Kolbermoor – Sabine Seiffert ist hoch konzentriert. Ihr Blick ist fest nach vorne gerichtet. Sie visiert sechs Zielscheiben an, die in sieben Meter Entfernung an der weißen Wand hängen. Alle muss sie treffen. Und das mit einem Blasrohr. Mit beiden Händen hält Seiffert das rot-weiße Rohr in den Händen. Dann zieht sie aus dem kleinen Köcher, der an ihrem Gürtel hängt, einen schmalen Metallpfeil heraus. Sie steckt ihn in die Öffnung des Rohres und hebt es an.
Wieder geht ihr Blick nach vorne. Diesmal visiert sie nur die erste Zielscheibe an. Sie holt tief Luft und presst die Lippen fest an das Mundstück. Mit einem Mal pustet sie kräftig ins Rohr und schießt den Pfeil hinaus. Dieser landet in der gelben Mitte der Zielscheibe. Mal wieder ein Volltreffer.
Eine Sportart, die schnell erlernt werden kann
Die Leidenschaft für diese „außergewöhnliche Sportart“ hat Seiffert vor ungefähr sieben Jahren für sich entdeckt. Das verdankt sie ihrem Schwiegervater. Er war jahrelang in einem Verein für Bogenschützen. Dort kam er das erste Mal mit dem Blasrohr in Berührung und blieb dabei. Er zeigte es voller Begeisterung Sabine Seiffert. „Ich war beim ersten Mal gar nicht mal so schlecht“, sagt sie und lacht. Ihr machte es gleich zu Beginn viel Spaß. Zudem ist der Sport leicht zu lernen. „Jeder, der Kirschkerne spucken kann, kann auch das hier“, sagt die 45-jährige Frau aus Pullach.
Equipment braucht es für diese Sportart kaum. Nur ein Rohr, das nicht länger als 1,60 Meter ist. Je länger das Rohr, desto besser liegt es in den Händen. „In den meisten Fällen handelt es sich um ein Alurohr. Ich habe aber auch schon welche aus Glas gesehen“, sagt Seiffert. Beim Innendurchmesser ist allerdings etwas zu beachten. Dieser kann zwischen zehn und 16 Millimeter liegen. „Je kleiner der Durchmesser ist, desto weniger Lungenvolumen braucht man beim Pfeile pusten“, sagt Seiffert. Wenn er größer ist, liegt der Vorteil darin, dass eigentliche jede Pfeilart an das Rohr angepasst werden kann. Es gibt welche aus Metall, Carbon oder Holz. Vorne gibt es eine Spitze und hinten befindet sich ein Kunststoff-Konus. Wenn der Pfeil an das Rohr speziell angepasst wird, kann er präziser ins Ziel geschossen werden.
Seiffert benutzt ein 1,60 Meter langes Rohr mit einem Innendurchmesser von zehn Millimeter. „Ich habe mit diesem Rohr begonnen und bin einfach dabei geblieben“, sagt sie. Andere Größen und Durchmesser hat sie zwar schon ausprobiert, doch mit keinem erzielte sie so viele Siege, wie mit ihrem altbewährten Blasrohr. Immerhin ist sie damit schon dreimal Deutsche Meisterin geworden.
Dreimal in Folge Deutsche Meisterin
Erst vor Kurzem nahm die 45-Jährige am Bundesturnier des Deutschen Schützenbundes teil. Für die Altschützengesellschaft Pullach trat Sabine Seiffert gegen 640 weitere Schützen an und erkämpfte sich den Spitzentitel. Mit 590 Ringen von 600 möglichen wurde sie das dritte Mal in Folge Deutsche Meisterin in der Damenklasse II. „Es macht einfach viel Spaß, an Wettkämpfen teilzunehmen, wo man dann auch mal gegen Konkurrenz antreten kann“, sagt Seiffert.
Bei Wettkämpfen muss jeder Teilnehmer 60 Pfeile schießen. Pro Runde wird auf sechs Zielscheiben jeweils ein Pfeil geschossen. Insgesamt gibt es zehn Runden. Auf den Zielscheibenauflagen befindet eine aufgedruckte Ringwertung von sechs bis zehn Ringen. „Die Maximalzahl, die man auf solch einer Scheibe erreichen kann, liegt bei zehn Ringen“, erklärt Seiffert. Heißt, nach zehn Runden können maximal 600 Ringe erreicht werden.
Sport für die ganze Familie
Groß vorbereiten muss sich Seiffert nicht auf die Wettkämpfe. Denn mehr als „die Lungen voll machen und diese mit einem Peng in das Rohr pusten“ braucht es nicht. Und auch wenn es für die Deutsche Meisterin so einfach ist, ist es für sie der schönste Sport. „Ich habe so viel Spaß daran, weil es eine sehr tolle Blasrohr-Gemeinschaft gibt“, sagt sie. Gerade weil der Sport noch in vielen Orten unbekannt ist und erst wächst, halte man zusammen. „Es sind einfach natürliche Menschen, mit denen man sich immer toll unterhalten kann“, sagt Seiffert.
Auch in Pullach und der angrenzenden Region sei der Sport noch recht unbekannt. Allerdings hat er in ihrer Familie einen großen Wert bekommen. Denn Sabine Seiffert spielt nicht nur gerne gegen ihren Schwiegervater. Auch ihr Mann Stefan und die gemeinsame Tochter, Antonia, versuchen sich gerne an der außergewöhnlichen Sportart.


