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Nach Streit um politische Äußerung zur Grundsicherung

„Es trifft auch viele Kinder“ – Wer besonders auf die Aiblinger Tafel angewiesen ist

An einer Ausgabestelle einer Tafel gehen eine Frau und ein Kind mit gespendeten Lebensmittel nach Hause.
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An einer Ausgabestelle einer Tafel gehen eine Frau und ein Kind mit gespendeten Lebensmittel nach Hause. (Symbolfoto)

Seit 2022 ist die Kunden-Zahl bei der Tafel Bad Aibling dramatisch in die Höhe geschnellt. Betroffen sind auch viele Kinder – zuletzt sorgte eine politische Äußerung hierzu für überregionale Schlagzeilen. Doch wie viele Kinder sind in der Kurstadt auf die Warenausgabe angewiesen?

Bad Aibling – Äpfel, Kartoffeln, Milch, Käse. Für eine volle Kiste, die ungefähr einem Wocheneinkauf entspricht, stehen die Kunden der Tafel Bad Aibling regelmäßig in der Schlange vor der Ausgabe in der Rosenheimer Straße. Innerhalb der vergangenen Jahre hat sich die Kundenzahl dort dramatisch erhöht. Seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine, erklärt Tafelleiter Stefan Stöckel gegenüber dem OVB, habe man einen „extremen Anstieg“ verzeichnet.

Im Frühjahr hatte Stöckel bereits mitgeteilt, dass sich die Kundenzahl der Aiblinger Tafel innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt hatte. Damals war von mehr als 800 Menschen die Rede, die von der Tafel versorgt wurden. Ein Mehraufwand für die über 60 ehrenamtlichen Tafel-Mitarbeiter, der sich deutlich bemerkbar machte. Um dem erheblichen Anstieg gerecht werden zu können, weitete die Tafel auch die Anzahl der Ausgabetage aus. Doch wie hat sich die Lage seitdem entwickelt? Sind die Kunden-Zahlen immer weiter in die Höhe geschnellt?

Kundenzahl ist „stehengeblieben“

Noch immer ist die Nachfrage nach den Lebensmitteln aus den Regalen der Aiblinger Tafel groß. Aber: „Die Kundenzahl ist mehr oder weniger stehengeblieben“, gibt Tafelleiter Stöckel einen Einblick in den aktuellen Betrieb. Derzeit kämen 265 Kunden regelmäßig zur Abholung von Waren. Dahinter steckten weitere 348 Familienmitglieder. „Insgesamt werden also 613 Personen von uns versorgt“, sagt Stöckel. Fast 60 Prozent von ihnen sind ukrainische Kriegsgeflüchtete. Klar ist dadurch auch: Unter den Betroffenen befinden sich somit auch zahlreiche Kinder.

Prüfen die Lebensmittel vor der Ausgabe: Das „Montags-Team“ zusammen mit Tafelleiter Dr. Stefan Stöckel (rechts).

Für reichlich mediale Aufmerksamkeit hatte genau dieses Thema, also von der Tafel versorgte Kinder, vor einigen Wochen gesorgt. Damals schlug die Aussage einer CSU-Politikerin bei einer Wahlkampfveranstaltung im unterfränkischen Würzburg hohe Wellen. Wie Videoaufnahmen zeigen, reagierte die Würzburger Politikerin Andrea Behr bei einer Veranstaltung der Tageszeitung „Main-Post“ auf einen Zwischenruf aus dem Publikum – „Sollen die Kinder nichts essen? – mit den Worten: „Die können doch zur Tafel gehen, die sind doch tafelberechtigt.“ In der Diskussionsrunde ging es um die Grundsicherung und darum, wie viel finanzielle Unterstützung es für Familien geben soll.

Doch auch wenn sich Behr im Nachgang falsch verstanden fühlte, stellt sich grundsätzlich die Frage, wie viele Kinder eigentlich auf Tafeln angewiesen sind. In Bad Aibling jedenfalls kann Tafelleiter Stöckel die genauen Zahlen betroffener Kinder zwar nicht exakt aufdröseln. Klar ist aber: „Es sind viele Kinder betroffen.“ Gerade unter den Asylbewerbern seien es durchschnittlich zwei bis sechs Kinder pro Kunde, die mitversorgt werden müssten, so Stöckel. Die „einheimischen“ Tafel-Kunden hätten dagegen in der Regel weniger Kinder zu versorgen, da sie sich selbst häufig schon im Rentenalter befänden.

„Das Armutsrisiko steigt mit jedem Kind“

Was generell Ukraineflüchtlinge angeht, variierten die Kundenzahlen in letzter Zeit immer wieder. „Sie werden im Landkreis ein bisschen umverteilt, einige kommen beispielsweise auch bei Verwandten unter.“ Somit sei der ganz große Anstieg derzeit nicht zu vermelden, der Zuwachs sei aktuell „relativ moderat“, so Tafelleiter Stöckel.

Laut Angaben der Tafel Bayern ist eines klar: „Das Armutsrisiko steigt mit jedem Kind. Insbesondere Familien mit drei und mehr Kindern sind von Armut betroffen.“ In Deutschland sei damit jedes fünfte Kind arm oder armutsgefährdet. Die alarmierenden Zahlen machten sich auch bei den Tafeln bemerkbar: „23,5 Prozent der regelmäßigen Tafel-Gäste sind Minderjährige – also knapp ein Viertel aller Tafel-Kunden.“

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