Standort Bruckmühl war von Attacke betroffen
Hackerangriff auf Fritzmeier: Steckt weltweit agierendes Netzwerk von Cyberkriminellen dahinter?
Ermittlern aus Deutschland und den USA ist jüngst ein großer Schlag gegen ein international agierendes Netzwerk aus Cyberkriminellen gelungen, das weltweit für mehr als 1500 Angriffe auf Unternehmen und Organisationen verantwortlich sein soll. Auch auf die Fritzmeier Group in Aying?
Bruckmühl/Aying – Die Cyberattacke auf die IT-Systeme der Fritzmeier Group mit Hauptsitz in Großhelfendorf bei Aying (Landkreis München) und Standorten in Bruckmühl, Weyarn (Landkreis Miesbach) und Leipzig liegt nun rund vier Wochen zurück. Und allmählich kehrt in den Betriebsablauf wieder Alltag ein, wie Florian Linnerbauer, Projektleiter im Konzerncontrolling und in puncto Cyberangriff für die Kommunikation zuständig, auf Anfrage der OVB-Heimatzeitungen bestätigt. „Aktuell arbeiten alle Standorte der Fritzmeier Gruppe wieder im gewohnten Normalbetrieb“, teilte der Sprecher mit. „Im Geschäftsablauf liegen keine wesentlichen Einschränkungen mehr vor.“
Die Cyberattacke war seitens des Unternehmens am Dienstag, 17. Januar, erkannt worden, woraufhin der Konzern umgehend alle relevanten Systeme abgeschaltet hatte, um den Schaden einzudämmen. Doch der war zu diesem Zeitpunkt bereits immens. Weder Telefone, noch die Internetzugänge funktionierten, auch Maschinen waren nach Informationen der OVB-Heimatzeitungen von den kriminellen Machenschaften betroffen.
Dennoch ist das Unternehmen, das mittlerweile wieder per Telefon und E-Mail erreichbar ist, wohl mit einem blauen Auge davongekommen, wie Aussagen von Unternehmenssprecher Linnerbauer vermuten lassen. So sei „die Lieferfähigkeit all unserer Produktzweige“ während der Cyberattacke „weitestgehend gewährleistet“ gewesen. Dank einer „umfassenden Backup-Strategie“ konnten nach Angaben des Konzerns „wichtige Daten schnell wieder verfügbar“ gemacht werden.
„Dass wir die Auswirkungen des kriminellen Cyberangriffs innerhalb von nur knapp vier Wochen derart erfolgreich bewältigen konnten, haben wir sowohl dem großen Engagement unserer Task Force und externer IT-Experten als auch dem Einsatz unserer gesamten Belegschaft zu verdanken“, lobt der Unternehmenssprecher das Zusammenspiel nach dem Angriff. Linnerbauer hob zudem die „uneingeschränkte Unterstützung“ der Kunden und Geschäftspartner hervor.
Nach der Schadensbegrenzung kommt die Schadensbehebung
Nach der Schadensbegrenzung stehen für den Konzern nun die Schadensbehebung sowie präventive Maßnahmen im Vordergrund – genauer gesagt der Wiederaufbau der IT-Systeme „nach den höchsten Sicherheitsstandards“, wie Linnerbauer betont: „Alle Maßnahmen zielen darauf ab, eventuelle Schwachstellen schnell zu identifizieren und das Risiko für die Zukunft bestmöglich zu minimieren – wohl wissend, dass es keine 100-prozentige Sicherheit gegen derartige Angriffe gibt.“ Wie hoch der tatsächliche finanzielle Schaden für die Fritzmeier Group aufgrund des Hackerangriffs ausfällt, wird laut Linnerbauer derzeit intern bewertet, aber: „Hierzu können und werden wir aus ermittlungstaktischen Gründen keine Auskunft geben.“
Ebenso wie zu etwaigen Erkenntnissen rund um die möglichen Angreifer. Könnte es sich dabei vielleicht um das Netzwerk handeln, das Ermittler aus Deutschland und den USA jüngst aufgedeckt haben? Nach Ansicht der Ermittler soll die international agierende Gruppe aus Hackern und Erpressern in den vergangenen eineinhalb Jahren weltweit für mehr als 1500 schwere Cyberattacken auf Unternehmen und Organisationen verantwortlich sein – mehr als 70 davon in Deutschland. Der verursachte Schaden soll nach erster Schätzung der Ermittler „in die Milliarden gehen“.
Nach aktuellem Stand der Ermittlungen geht die Cyberattacke bei der Fritzmeier Group aber nicht auf das Konto dieses Netzwerks. „Einen Zusammenhang gibt es jedenfalls nach derzeitigen Erkenntnissen nicht“, teilt Thomas Goger, Oberstaatsanwalt und ständiger Vertreter des Leiters der Zentralstelle Cybercrime Bayern mit Sitz in Bamberg auf Anfrage der OVB-Heimatzeitungen mit. Zu den bisherigen Ermittlungsergebnissen rund um die Attacke auf das Ayinger Unternehmen hält sich der Oberstaatsanwalt bedeckt, verweist nur darauf, „dass die Ermittlungen in dem Fall andauern“.