Gästen wurden Reservierungen kurzfristig storniert
„Hingeschmissen und abgehauen“? Was hinter der mysteriösen Schließung des Hotels Hohenaschau steckt
Sämtliche Reservierungen wurden abgesagt, es sind keine weiteren Buchungen möglich. Das Hotel Hohenaschau in Aschau hat zu Jahresbeginn völlig überraschend den Betrieb eingestellt. Was bislang bekannt ist und die Verantwortlichen dazu sagen, erfahren Sie hier.
Aschau – „Wir haben vor drei Monaten drei Doppelzimmer gebucht vom 31.12 -01.01. Am 28.12. kam der Anruf, dass das Hotel zum 31.12. schließt. Auf der Homepage bis jetzt kein Hinweis. Seriöses Geschäftsgebaren sieht für mich anders aus.
Also keinesfalls mehr buchen.“ Wer das Hotel Hohenaschau googelt, stößt bei den Rezensionen aktuell ganz oben auf diesen Kommentar, der rund zwei Wochen alt ist. Inzwischen findet sich aber auch ein Hinweis auf der Homepage des Hotels: „Liebe Gäste, Das Hotel Hohenaschau ist ab 01.01.2024 geschlossen“ ist dort zu lesen.
Dabei befindet sich das Objekt an der Kampenwandstraße in bester Lage am Fuß von Schloss Hohenaschau und mit Bergblick. Mit seinen 80 Zimmern bietet das Drei-Sterne-Hotel reichlich Platz für Touristen. Platz, den die Gemeinde Aschau im Chiemgau seit Jahren braucht. Denn die Gemeinde versucht eigentlich seit Jahren, ihre Bettenkapazität aufzustocken. Warum kam es dann zur Schließung?
Schock bei der Gemeinde und der Tourist Info
Die Aschauer Tourist Info habe auch erst von der Hotelschließung erfahren, als der erste Gast angerufen und sie über seine Stornierung der Hotel-Buchung informiert hat, sagt Tourismuschef Herbert Reiter auf Anfrage der OVB Heimatzeitungen. „Zuerst konnte ich es kaum glauben. Die Nachricht sitzt mir noch in den Knochen. Das Ausmaß mag ich mir noch nicht ausmalen.“ Er habe umgehend versucht, im Hotel jemanden zu erreichen. Er und sein Team streben eine baldmöglichste Wiedereröffnung des Hotels an. „Dazu bin ich seit Bekanntwerden in unzähligen Gesprächen, Abstimmungen und Bemühungen in verschiedensten Instanzen unterwegs. Ein Ergebnis wird sich hoffentlich in den nächsten Wochen abzeichnen“, so Reiter. Zu den Gründen für die Schließung des Hotels will er sich zum jetzigen Zeitpunkt äußern.
Über das Hotel Hohenaschau
Die Anlage an der Kampenwandstraße teilt sich in das historische Gebäude, dem Burghotel und Restaurant „Zur Burg“ und einem neueren Komplex mit insgesamt 80 Appartements, dem Hotel Hohenaschau. Die Besitzerverhältnisse sind kompliziert: Mehrere Eigentümer, die 66 der 80 Appartements besitzen, haben sich zu einer Gesellschaft zusammengeschlossen, und ihre Zimmer an eine externe GmbH übergeben, die das Hotel betriebt. Drei Eigentümer sind diesen Weg nicht mitgegangen. Ihnen gehören 14 weitere Appartements. Elf davon sind im Besitz einer Eigentümerin. Das Restaurant, welches im Februar 2024 zwangsversteigert werden soll, sowie das alte Gebäude haben nichts mit dem Hotelbetrieb zu tun. Die privaten Ferienwohnung, die dort zur Vermietung angeboten werden, sind nicht von der Schließung betroffen.
Und auch Aschaus Bürgermeister Simon Frank hält sich bedeckt. „Die Schließung des Hotels ist ein herber Verlust für uns. Wir stehen in Kontakt mit der Eigentümervereinigung, die den Großteil der Zimmer besitzt. Das Ziel ist natürlich, den Hotelbetrieb in Zukunft aufrechtzuerhalten“, erklärt der Bürgermeister auf Nachfrage.
Alter Pächter wurde zurückbeordert
Dabei sah es so aus, als ginge es bergauf mit dem Hotel. Erst im Juni des vergangenen Jahres holte sich die Geschäftsführung der HB Betriebs GmbH Unterstützung von Hauke Peters. Er und seine Frau Heike hatten das Hotel bereits vor über acht Jahren erfolgreich geleitet. Aktuell betreiben sie ein gutlaufendes Hotel mit Restaurant in Kümmersbruck in der Oberpfalz. „Ich bin als Angestellter wieder zurückgekehrt, um den Hotelbetrieb voranzutreiben und das Hotel zu digitalisieren“, erklärt er. So habe er neues Personal gesucht und gefunden, das Frühstück wieder eingeführt und ein neues Konzept für den Hotelbetrieb erarbeitet.
Allerdings habe er nach knapp vier Monaten das Hotel Hohenaschau wieder verlassen, da der Küchenchef in seinem Gasthof in der Oberpfalz gekündigt habe und er seine Frau unterstützen musste. „Eigentlich wollten wir langfristig wieder zurück nach Aschau ziehen“, berichtet Peters. Dass das Hotel geschlossen wurde, das Personal, das teilweise er eingestellt hatte, gekündigt wurde, habe er von den entlassenen Mitarbeitern erfahren. „Was genau passiert ist, keine Ahnung“, sagt Peters. Er habe sich mit seiner Kündigung komplett aus dem Betrieb des Hotels Hohenaschau zurückgezogen.
Keine Stellungnahme von Eigentümern und Geschäftsführer
Der aktuelle Geschäftsführer, der bei der HB-Betriebs GmbH genannt ist, stand für eine Stellungnahme nicht zur Verfügung. Wie das OVB aus internen Kreises erfahren hat, soll dieser „hingeschmissen und abgehauen“ sein. Zu den genauen Hintergründen will niemand etwas sagen. Auch ein Vertreter der Eigentümergemeinschaft war, trotz mehrmaliger Versuche, nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Bereits in der Vergangenheit hat das Hotel Hohenaschau für Negativ-Schlagzeilen gesorgt. 2015 waren überraschend 20 Flüchtlinge im laufenden Hotelbetrieb untergebracht worden. Die damaligen Pächter, das Ehepaar Peters, und ein Teil der Eigentümer wehrten sich erst lautstark unter Protest gegen die Anordnung der Regierung von Oberbayern. Zunächst hatte nur eine der Eigentümer seine elf Appartements zur Verfügung gestellt, letztlich wurde der Hotelbetrieb eingestellt und das ganze Haus sollte in eine Flüchtlingsunterkunft umgewandelt werden. Das Ehepaar musste das Hotel aufgeben. Im darauffolgenden Jahr zogen jedoch keine Asylbewerber ein, sondern Bundespolizisten, die wegen der Flüchtlingskrise zweitweise in die Region verlegt worden waren. Vor etwa fünf Jahren wurde der Hotelbetrieb im touristischen Sinne wieder aufgenommen.

