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Artenvielfaltprojekt in Aschau im Chiemgau

Naturschützer schlagen Alarm: Freistaat streicht Mittel – Bärnsee-Projekt gefährdet

Dank der Landschaftspflege hat sich am Bärnsee ein vielfältiger und artenreicher Lebensraum entwickelt.
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Dank der Landschaftspflege hat sich am Bärnsee ein vielfältiger und artenreicher Lebensraum entwickelt.

Das bayerische Umweltministerium hat viele Fördermittel für die Landschaftspflege gestrichen. Betroffen ist auch der Bärnsee bei Aschau im Chiemgau. Naturschützer sehen die Artenvielfalt in diesem besonderen Lebensraum bedroht.

Aschau im Chiemgau – Der Bärnsee in Aschau ist ein Naturjuwel. In den vergangenen rund 20 Jahren wurde im Rahmen der bayerischen Naturschutz-Programme mit Unterstützung des Landschaftspflegeverbandes Rosenheim sowie in enger Abstimmung mit den Grundeigentümern, dem Wasser- und Bodenverband Bucha Filze und mit der Gemeinde Aschau viel geleistet. Nun wurden die Fördermittel im Haushalt des Umweltministeriums allerdings gestrichen.

Gemeinsam an einem Tisch

Landschaftspflegeverbände sind freiwillige Zusammenschlüsse von Naturschutzverbänden, Landwirten und Kommunalpolitikern, die gemeinsam naturnahe Landschaftsräume erhalten oder neu schaffen. Vertreter von Kommunen, Landwirtschaft und Naturschutz sind im Vorstand jeweils mit der gleichen Anzahl an Personen vertreten. Moore und Streuwiesen, Still- und Fließgewässer, Almen, Buckelwiesen, Streuobstwiesen, Extensivwiesen und Magerrasen sind Beispiele für die Vielfalt an Lebensräumen in unserer Landschaft. Diese Lebensräume zu erhalten, zu verbessern oder wieder neu zu etablieren, ist eine der wichtigsten Aufgaben des Landschaftspfelgeverbandes Rosenheim, heißt es auf der Homepage des Verbandes.

Wie Christiane Mayr aus Frasdorf, langjährige Projektleiterin für Streuwiesen und Moore, bei einem Bärnsee-Rundgang erläutert, hat das bayerische Umweltministerium massive Kürzungen und Umschichtungen bei der Förderung der Landschaftspflege bekannt gegeben. Für den Landschaftspflegeverband Rosenheim bedeutet das laut Mayr, dass für die jährlich notwendige Streuwiesenpflege in diesem Jahr und und in den Folgejahren nahezu keine Mittel mehr zur Verfügung stehen. Betroffen davon sind auch der Erhalt blütenreicher Steilhangwiesen, vom Aussterben bedrohter Obstsorten, lichter Almweiden und die Anlage von Amphibienlaichgewässern.

Regelmäßige Mahd notwendig

Auch das Projekt Bärnsee ist gefährdet. Weil es dort große zusammenhängende Moorlebensräume und viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten gibt, ist laut Mayr eine Fortsetzung der jährlichen Streuwiesenmahd notwendig. Im Falle eines Stillstands würden wieder Verbuschung und Verschilfung einsetzen, viele konkurrenzschwache Arten aussterben und all die bisherige Arbeit wäre umsonst gewesen.

Eine alternative Förderung der Streuwiesenmahd ist das auf fünf Jahre ausgelegte Bayerische Vertragsnaturschutzprogramm (VNP), für das noch Mittel zur Verfügung stehen. Der Landschaftspflegeverband konnte laut Mayr allerdings keinen Landwirt dafür gewinnen, weil die Flächen am Bärnsee schwer zu bewirtschaften sind und das VNP-Entgelt sich unter diesen Bedingungen nicht rechnet.

Dazu kommt der Expertin zufolge noch ein weiteres Problem: Die am See ansässige Biberpopulation mache mit ihren „Anstaumaßnahmen“ eine Flächenbewirtschaftung in dem Gebiet unberechenbar und manchmal fast unmöglich.

Hoher Arbeitsaufwand

Einer der Bauern, der im Nebenerwerb engagiert seit Jahren für den Landschaftspflegeverband tätig ist und stark in den Maschinenbestand investiert hat, ist Konrad Krug aus Dösdorf. Beim weitläufigen Bärnsee-Gebiet mit seinem Schwingrasen und fehlenden oder unzureichenden Zufahrtsmöglichkeiten könnten die mehrere hundert Kubikmeter an anfallendem Mähgut aufgrund der Wetterbedingungen nur zu ganz bestimmten Zeiten und nur mit hohem Spezialmaschineneinsatz herausgeholt und abtransportiert werden, erklärt er. Auch die Mahd und Mähgutbergung müssten mit teuren Spezialmaschinen erfolgen und stellten auf den schwankenden Moorböden an sich schon ein abenteuerliches Unternehmen dar, das viel Feingespür verlangt.

Zum Förderstopp, der der Naturschutzarbeit vieler Landwirte beim Landschaftspflegeverband Rosenheim ein Ende setzen könnte, sagt Krug: „In den letzten Jahren haben wir mit unseren Aktivitäten am Bärnsee viel Vertrauen bei den mehr als 15 betroffenen Bauern und Grundstücksbesitzern aufgebaut. Dieses Vertrauen geht ebenso verloren wie die weitere Pflege der Landschaft in diesem schönen Wandergebiet.“ Das VNP-Proamm ist für ihn, der seit 25 Jahren selbst viele Vertragsnaturschutzflächen bewirtschaftet, am Bärnsee aus diesen Gründen keine geeignete Alternative.

Auf Dauer verloren

Wenn die auf schwierige Landschaftspflege spezialisierten Landwirte mangels Aufträgen zum Aufgeben ihrer Arbeit gezwungen werden, so sagt Konrad Krug, werde man später auch keine Bauern mehr für diese wichtigen Aufgaben gewinnen können. Ein Alternative wäre die Beauftragung von Fachfirmen – damit allerdings sind höhere Kosten verbuncen.

Die Sorgen der Landschaftspfleger und der beauftragten Bauern gründen sich derzeit vor allem darin, dass es keine Finanzzusagen aus München gibt. „Trotz Erhöhung des Gesamtvolumens für die Landschaftspflege im Jahr 2025 für Bayern auf über 31,7 Millionen Euro – 2024 waren es 29 Millionen Euro – fehlen die Fördermittel für die jährlich zu beantragenden Landschaftspflegemaßnahmen, da ein Großteil der Mittel bereits in mehrjährigen Projekten gebunden ist“, sagt Christiane Mayr. So waren im Vorjahr zum Vergleichszeitraum 1,3 Millionen Euro für den Landschaftspflegeverband Rosenheim bewilligt worden, die heuer nahezu komplett ausfallen.

Kommunen können nicht einspringen

Der Rosenheimer Landschaftspflegeverband wurde 2017 gegründet. Mitglieder sind neben der Landwirtschaft und dem Naturschutz die Kommunen, die ihrerseits durch Beiträge für die Finanzierung sorgen. Den großen Brocken vom Staatshaushalt allerdings können sie nicht auffangen. Deswegen appellieren Projektleiterin Christiane Mayr und Nebenerwerbs-Landwirt Konrad Krug an die Verantwortlichen, den Bärnsee nicht im Stich zu lassen. Dabei sei dieser nur ein Beispiel für viele schützenswerte Gebiete, denn immer mehr Flächen bedürften der externen Bewirtschaftung bei gleichzeitig immer weniger werdenden Bauern, die Streuwiesen und Steilhänge noch selbst bewirtschaften können.

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