Nach Sanierung der Frasdorfer Hütte
Zukunft der Hofalm: Wie der Baron von Aschau und Ludwig Freund den „Kaser“ wiederbeleben
Nach der „Stubn in der Frasdorfer Hütte“ wurde im Juni auch der „Kaser“, die Berghütte der Hofalm, wieder eröffnet. Wie der erste Almsommer war und welche Pläne Ludwig von Cramer-Klett mit dem alten „Kaser“ hat.
Frasdorf/Aschau im Chiemgau – Das Ende des Almsommers ist eingeläutet. Im Mai haben die Bauern ihr Vieh auf die Hofalm getrieben. Nach 141 Tagen auf den kräuterreichen Bergweiden und dem ersten, frühen Schnee Mitte September sind sie nun wieder in ihre heimatlichen Ställe im Tal zurückgekehrt. Die Gastronomie auf der Hofalm bleibt trotzdem weiter geöffnet.
Verbunden mit dem Leben auf der Alm
83 Jungrinder und Pferde hat Ludwig Freund (43) in diesem Sommer auf der Alm gehütet. Er ist gelernter Maurer und Gewässerbauer, mit der Landwirtschaft aufgewachsen und seit einigen Jahren auch begeisterter Almerer. Sechs Jahre hat er mit seiner Frau Theresa und den Kindern jeden Sommer auf der Schreckalm am Geigelstein verbracht. Neun Wochen nur auf der Alm waren ein Wagnis, vor allem aber ein unvergessliches Familienprojekt. „Es war eine wunderbare Zeit für uns und die Kinder“, blickt Freund zurück: „24 Stunden im Biorhythmus der Natur und in Familie, das hat uns unglaublich viel Energie gegeben.“
Eine „schultaugliche“ Alternative
Inzwischen sind die Freunds mit ihren Kindern Ludwig (9), Sebastian (7) und Marinus (3) wieder ganzjährig in Wildenwart zu Hause. Sie haben sich nach einer schultauglichen Alm-Alternative umgeschaut und diese auf der Hofalm gefunden. Nachdem der langjährige Hüttenwirt aufgab, suchte Ludwig Freiherr von Cramer-Klett (47), Eigentümer der Hütte, nach einem neuen, erfahrenen Almerer. Einen, der von der gleichen Verbundenheit zu Natur, von der gleichen Leidenschaft für den Erhalt der alpinen Kulturlandschaft beseelt ist wie er. Bei Ludwig Freund spürte er sofort, dass er „mit dem Herzen dabei ist“. Und so wurde die Familie Teil von Cramer-Kletts Visionen für seinen Natur- und Schutzwald im Priental.
Berghütte auf Hofalm im Juni neu eröffnet
Flora und Fauna im Einklang zu halten, ist ihm wichtig. Extensive Almwirtschaft und Gastronomie mit den anderen Bausteinen des Familienunternehmens zu verzahnen, eine Herausforderung. Naturschutz und Bergtourismus in Balance zu bringen, eine Kunst. „Man muss einen Mittelweg finden. Ob es funktioniert, wird sich erst in ein paar Jahren zeigen“, sagt Cramer-Klett.
Die Sanierung der „Stubn in der Frasdorfer Hütte“ kostete 1,7 Millionen Euro. Danach wurde die Hofalm umgebaut: mit neuen Holztäfelungen, frischer Farbe, neuer Küche und PV-Anlage. Bauleiter und Handwerker war Ludwig Freund, mit Beginn des Almsommers dann auch Almerer und Hüttenwirt.
Sommer auf der Hofalm geht zu Ende: Geschmückte Jungrinder kehren ins Tal zurück




Regionale und saisonale Produkte
Wie schon auf der Frasdorfer Hütte werden auch auf dem „Kaser“ dem Rhythmus der Natur folgend ausschließlich Bioprodukte angeboten. „Sie stammen von Landwirten und Erzeugern, die unsere Vorstellung eines achtsamen Umgangs mit der Natur teilen“, erklärt Cramer-Klett. „So schaffen wir eine Basis für die nächste Generation, unterstützen eine wichtige Lebensgrundlage in der Region, stiften Identität und Gemeinschaft.“
Der einfache Ausschank im „Kaser“ der Hofalm ist das Pendant zur gehobenen Alpengastronomie der „Stubn“. „Hier zelebrieren wir reinstes Handwerk – kombiniert mit weltoffenem Geist“, beschreibt Cramer-Klett. Neu im kulinarischen Tierwohl-Konzept: Künftig soll auch Fleisch von pensionierten Milchkühen verarbeitet werden, die ihren Lebensabend auf Almweiden genießen durften.
Ein paar Höhenmeter weiter, oben auf der Almütte, gibt es einfache Brotzeiten – beispielsweise Würstl vom eigenen Wild, Schinken von Waldschweinen, Brot vom Bio-Bergbauernhof Simmerl aus Sachrang oder Käse aus der Tiroler Biosennerei Hatzenstädt. „So hoffen wir, den unterschiedlichen Ansprüchen an Gastronomie am Berg gerecht werden zu können“, beschreibt Cramer-Klett das Konzept.
Hofalm hat noch viel mehr Potenzial
In Gedanken ist er seiner Zeit schon wieder Jahre voraus und schmiedet Pläne für den „Kaser“. In der Almhütte wurde ab 1878 auch Käse hergestellt. Das Lager der einstigen Käserei im Keller des Nebengebäudes ist immer noch in einem guten Zustand. „Es hat ein natürliches, ganz besonderes Klima“, ist Cramer-Klett fasziniert. „Und vielleicht“, so sein Traum von der Revitalisierung der traditionellen Käseherstellung und dem besonderen Aroma der Hofalm, „werden hier in einem ersten Schritt bald schon ausgewählte Alpenkäse reifen“.
Haben alte Traditionen einen Platz im neuen Konzept?
Über dem ehemaligen Käselager befindet sich der alte Tanzboden. Einst wurden hier rauschende Tanzabende gefeiert. Dass auch diese Tradition wieder aufleben könnte oder vielleicht sogar der groß, gut erhaltene Stall neue Inspirationen weckt, schließt der Baron nicht aus. Denkbar sei alles, auch in Zusammenarbeit mit der Frasdorfer Hütte: „Geburtstagsfeiern, Hochzeiten oder kleine Hoagaschte mit unseren Musikern, um die Verbundenheit der lokalen Gemeinschaft zu fördern.“ Doch alles zu seiner Zeit, denn: „Das ist extrem viel Arbeit. Deshalb muss es sich richtig anfühlen. Und der Weg dahin muss Spaß machen.“
Für die Gastronomie auf der Hofalm hat die Reise unter dem jungen Baron von Hohenaschau gerade erst begonnen. „Der erste Almsommer auf dem Kaser der Hofalm hat auf jeden Fall Spaß gemacht“, resümiert Almerer und Hüttenwirt Ludwig Freund. Und auch wenn mit dem Viehscheid der Almsommer eigentlich endet, bleibt die Berghütte noch bis Ende Oktober geöffnet – zumindest so lange die schönen Herbsttage die Wanderer noch auf den Berg locken.
Öffnungszeiten auf der Hofalm
Die Berghütte auf der Hofalm ist donnerstags und freitags von 11 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 18 Uhr und sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Im Winter ist der „Kaser“ geschlossen. Dafür können Wanderer das ganze Jahr über in der „Stubn der Frasdorfer Hütte“ einkehren – von Donnerstag bis Sonntag, ab 12 Uhr.


