Wenn die Einkehr schwierig wird
Auf da Oim, do gibt‘s koa Bier? Wo Bergfans auf der Hochries durstig bleiben und wo nicht
Auf da Oim, do gibt‘s koa ... Bier? Stimmt zumindest für die Hofalm und die Riesenhütte. Die beiden Hütten an der Hochries sind geschlossen – sie bieten Wanderern weder Unterkunft noch Verpflegung. Dafür gibt es am Berg nur zwei Anlaufstationen.
Frasdorf/Aschau – Nichts wie auf den Berg, das ist für viele Menschen in der Region die Devise. Ob am Feierabend, am Wochenende oder am Pfarrer- und Friseure-Montag. Und dann auf einer Hütte einkehren, gemütlich etwas essen und trinken. An der Hochries derzeit gar nicht so einfach.
Die Riesenhütte ist schon seit zehn Jahren geschlossen. Die Alpenvereinssektion Oberland hatte für 2019 eine Generalsanierung inklusive Brandschutz geplant. Reichlich zwei Millionen Euro waren dafür angesetzt. Dann kam die Generalsanierung der Falkenhütte im Karwendel mit rund sechseinhalb Millionen Euro Baukosten dazwischen und das war es dann.
Hannah Trowal, Pressesprecherin der Sektion Oberland, verweist auf das, was auch auf der Internetseite der Sektion zu finden ist: Der 2019 gewählte Vorstand der Sektion schloss nach Gesprächen mit Fachleuten „unter den aktuellen Rahmenbedingungen eine Wiederinbetriebnahme der Riesenhütte als bewirtschaftete Alpenvereinshütte aus.“ Andere Konzepte würden gesucht. Seitdem nichts Neues.
Lange Wege bis zum Bett
Herbert Reiter, Chef der Aschauer Tourist-Info, bedauert die Schließung der Riesenhütte, die auf Aschauer Gemeindegebiet liegt. Die Nachfrage werde zwar mit den Jahren immer weniger, aber für seine Begriffe sei diese Übernachtungsmöglichkeit schon wichtig. „Die Wege werden sonst zum Teil sehr lang.“
Wer hoch hinaus will, muss bis zur Hochrieshütte auf knapp 1600 Metern, die die Alpenvereinssektion Rosenheim vor einigen Jahren aufwändig saniert hat. Dort ist täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Für Übernachtungsgäste auch länger.
Wer nicht ganz so hoch hinaus will, der hatte bisher zwei Anlaufstationen, die Frasdorfer Hütte und die Hofalm. Letztere ist in diesem Jahr nicht mehr geöffnet. Der langjährige Hüttenwirt Hans Reichhold hat gekündigt, ihm wurde der Trubel zu viel. Jetzt kümmert er sich nur noch um das Vieh auf der Hofalm. Die Hofalm wird saniert. Ludwig von Cramer-Klett, Eigentümer der Hütte, will diese nach der Renovierung wieder öffnen, sucht einen Almwirt oder eine Almwirtin mit Erfahrung, sowohl in der Landwirtschaft als auch in der Gastronomie. Der oder die im Idealfall auch noch die anfallende Milch zu Butter und Käse verarbeiten kann.
Das passte perfekt zu Cramer-Kletts Konzept, dass er auf der Frasdorfer Hütte schon umgesetzt hat. Die ist nach der gut anderthalb Millionen Euro teuren Sanierung seit letztem Jahr für durstige Kehlen und müde Seelen wieder geöffnet. Allerdings nur donnerstags bis sonntags. Warum nur vier Tage? „Wie überall: Personalmangel“, sagt Ludwig von Cramer-Klett. Denn wenn geöffnet ist, dann von mittags bis 21 Uhr. Und für Übernachtungsgäste schon zum Frühstück. „Da kann und will ich meinen engagierten Mitarbeitern nicht mehr als vier Tage zumuten.“ Serviert werden Bio-Produkte, zumeist aus der Region, wenn nicht aus der eigenen Land- und Forstwirtschaft. Dass sich die „Stubn in der Frasdorfer Hütte“ damit den Ruf der „Schicki-Micki-Alm“ eingehandelt hat, macht Ludwig von Cramer-Klett zwar traurig, aber: „Würstl aus Massentierhaltung wird es auf meinen Hütten nicht mehr geben.“



