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Klare Empfehlung liegt vor

Anwohner-Proteste wegen drohendem Sportplatz-Lärm: Wie entscheidet Aiblings Stadtrat?

Das Freigelände der neuen St. Georg-Schule Bad Aibling.
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Das Freigelände der neuen St. Georg-Schule Bad Aibling. Anwohner befürchten zusätzliche Lärmbelastung, wenn die Anlage außerhalb des Unterrichts auch noch öffentlich genutzt wird.

Eigentlich hatte der Aiblinger Stadtrat beschlossen, dass die Freianlagen an der neuen St. Georg-Schule außerhalb der Unterrichtszeiten als öffentlicher Spielplatz zugänglich gemacht werden. Doch dagegen gibt es Proteste. Deshalb kommt das Thema kommt noch einmal aufs Tapet.

Bad Aibling – Rund 58 Millionen Euro ließ sich die Stadt Bad Aibling die neue Grund- und Mittelschule St. Georg kosten. In der Summe enthalten sind auch die neue Zweifachturnhalle und eine moderne Freianlage für den Sport im Nprden des Geländes sowie ein Spielplatz auf der Südseite. Ob die Anlage jedoch außerhalb der Unterrichtszeiten öffentlich genutzt werden darf, darum dreht sich aktuell eine Debatte, in der der Stadtrat in seiner öffentlichen Sitzung am Donnerstag, 16. Mai, eine Entscheidung treffen muss. Bei den Vorberatungen im Bauausschuss zeichnete sich schon einmal eine ziemlich klare Haltung ab.

Öffnungszeiten wie auf Spielplätzen

Eigentlich hatte der Stadtrat im Februar 2022 mit 24:0 Stimmen beschlossen, dass die Freianlagen außerhalb der Unterrichtszeiten als öffentlicher Spielplatz zugänglich zu machen sind. Die Öffnungszeiten sollten in Absprache mit der Schulleitung und in Anlehnung an die Öffnungszeiten der übrigen städtischen Spielplätze noch festgelegt werden.

Noch sind die Anlagen nicht freigegeben. Doch 16 unmittelbare Anwohner aus der Straße „Am Feilnbacher Bahnhof“ haben sich jetzt an die Stadt gewandt, um auf ihre Bedenken aufmerksam zu machen. Nachdem sie eine mehrjährige Bauzeit mit erheblichem Baulärm ertragen hätten, sehnten sie sich nun nach Ruhe. Natürlich begrüße man den laufenden Schulbetrieb und die damit verbundene Nutzung der Freianlagen. „Wir sind aber davon ausgegangen, dass – wie im früheren Schulbetrieb – abends, am Wochenende und in den Ferienzeiten keine Nutzung stattfindet.“ Man bedaure, im Zusammenhang mit der Beschlussfassung als unmittelbar Betroffene nicht gefragt worden zu sein.

Auf der Nordseite des Schulgeländes befindet sich ein kleiner Spielplatz.

Die Unterzeichner des Schreibens sprechen von einem „außerordentlichen Halleffekt“, bedingt durch die Lage und Anordnung der Gebäude rings um den neuen Sportplatz: „Gerade Basketballspiele – Dribbling, Krachen des Korbes – sind extrem laut und störend.“ Sie verweisen auf das nahe gelegene Jugendzentrum an der Westendstraße, an dem sich ein Basketballplatz ohne unmittelbare Wohnbebauung in der Umgebung befinde, auf dem zu jeder Tageszeit gespielt werden könne.

Die Anwohner geben zudem zu bedenken, dass außerhalb der regulären Schulzeiten keine Kontrolle des Schulgeländes stattfände. Sie befürchten daher, „dass innerhalb kurzer Zeit hohe Mehrkosten durch Beschädigungen/Verschmutzungen entstehen, für die letzten Endes die Stadt und damit die Steuerzahler aufkommen müssen“.

Von diesem Schreiben wiederum distanziert sich eine andere Anwohnerin: „Wenn die Stadt schon so viel Geld aufwendet, um eine neue Schule zu bauen, sollten auch die Bürger einen Nutzen davon haben“. Hierzu seien die Öffnung des Sportplatzes und die Spielmöglichkeiten ein guter Anfang. Zumindest eine Testphase hält sie für wünschenswert.

Sportanlage als Hundewiese genutzt

Von seinen Erfahrungen als Anwohner eines öffentlich genutzten großen Schul- und Sportgeländes in einer anderen Gemeinde berichtete hingegen ein Ehepaar, das 2021 an den „Feilnbacher Bahnhof“ gezogen ist: „Alles fand zu jeder Tageszeit und an jedem Tag der Woche, auch während der Ferienzeit statt. Leider wurde das Gelände, vor allem die Grünflächen, auch als Hundewiese und Hundespielplatz benutzt.“ Damit verbunden seien starke Verschmutzung, Müllansammlung, eine Reihe von Sachbeschädigungen auch in den benachbarten Gärten und Lärmbelästigungen mit hohem Hausmeistereinsatz und gar Polizeieinsätzen gewesen. „Eine Gruppe von Eltern kontrollierte freiwillig im Sommer die Sprunggrube nach Scherben, Kronkorken vor der Benutzung durch die Schule“, schildert das Ehepaar.

„Wir sind auf alle Fälle gegen eine Nutzung durch die Allgemeinheit zu Zeiten, an denen kein Schulbetrieb stattfindet“, schreibt ein weiteres Ehepaar. Die Gründe werden in dem Schreiben nicht angeführt, sie seien jedoch „vielfältig“, heißt es.

Bauausschuss mit eindeutiger Haltung

Die Entscheidung über die Nutzung trifft der Stadtrat nun in seiner Sitzung am Donnerstag, 16. Mai (Beginn 18 Uhr), doch die Mitglieder im Bauausschuss waren sich einig: Mit 11:0 Stimmen empfahlen sie, zunächst an dem Beschluss bezüglich der öffentlichen Nutzung festzuhalten. Nicht nur, weil diese in Anbetracht der Tatsache, dass das Grundstück frei zugänglich ist, nur sehr schwierig unterbunden werden könne. Sollte die Entscheidung gegen eine öffentliche Nutzung der Freianlagen fallen, müsste über die Errichtung einer Toranlage im südlichen Teil des Grundstücks an der Sonnenstraße neu entschieden werden.

„Ich kann alle Argumente gut verstehen“, betonte Martina Thalmayr (Grüne). Aber man habe hier viel Geld in die Hand genommen und den Beschluss auch mit Bedacht gefasst, nicht zuletzt, weil das Thema Bewegung sehr wichtig sei. Eine gewisse Kontrollfunktion sei auch durch den Hausmeister, der künftig auf dem Gelände wohnen wird, gewährleistet.

Sollte es in der Praxis tatsächlich zu Problemen kommen, könne man immer noch nachjustieren. „Aber es gar nicht erst zu probieren, halte ich für den falschen Weg.“ Ihr Vorschlag war, die Spielzeiten auf 18 Uhr zu begrenzen und an Sonn- und Feiertagen auf den Spielplatz an der Kranzhornstraße zu verweisen. Bürgermeister Stephan Schlier (CSU) erklärte, dass von Haus aus daran gedacht sei, die Nutzungszeiten analog zu den öffentlichen Spielplätzen zu begrenzen.

„Einen Versuch ist es wert“, fand auch Richard Lechner (SPD), der zugleich darum bat, bei den Nutzungsbegrenzungen nicht „mit der Keule“ zu wirken. Auch beim Jugendtreff an der Westendstraße habe es zunächst „viel Wirbel seitens der Nachbarschaft gegeben“, der sich dann – wenn auch hinter einem großen Wall – in Wohlgefallen aufgelöst habe.

Bewegungsmangel entgegenwirken

Zweite Bürgermeisterin Kirsten Hieble-Fritz (ÜWG) hält es für sehr wichtig, in Zeiten, in denen das Thema Bewegungsmangel ein großes Problem darstelle, Kindern und Jugendlichen genug Plätze für Spiel und Sport zur Verfügung zu stellen. Sie sprach sich auch gegen feste Nutzungszeiten von Anfang aus. Einen Nutzungsschluss um 18 Uhr halte sie gerade in den Sommermonaten für sehr früh. Tagsüber sei es zum Teil ziemlich heiß. „Die Leute wollen sich ja bewegen, aber eben erst später am Tag.“ Man wisse auch noch gar nicht, ob es immer so laut zugehe.

Auch Erwin Kühnel (CSU) betonte ebenfalls: „Wir sind immer dafür, dass sich die Kinder und Jugendlichen bewegen, da sollten wir nicht gleich den Riegel vorschieben – auch wenn irgendwann am Abend natürlich Ruhe sein muss.“ Zugleich gab er zu bedenken, dass auch die Arbeit eines Hausmeisters gewissen Regeln unterliege. Es sei nicht vertretbar, sich darauf zu verlassen, dass dieser das Gelände rund um die Uhr kontrolliere. „Das ist klar, dass er nicht außerhalb seiner Dienstzeit auch noch Wache schiebt“, bekräftigte Schlier.

Der Bauausschuss empfahl dem Stadtrat letztlich, die öffentliche Nutzung des Freigeländes mit festgelegten Zeiten zunächst wie geplant zuzulassen und nach einem Jahr ein Resümee zu ziehen.

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