Schülerzahl hat sich nahezu verfünffacht
Für leichtere Schulranzen: An Priener Chiemsee-Realschule gibt es bald digitale Schulbücher
Das Schuljahr ist erst wenige Tage alt: Mit welchen Erwartungen es an der Staatlichen Chiemsee-Realschule Prien begonnen hat und welche Projekte geplant sind, verrät Realschuldirektorin Kerstin Haferkorn im OVB-Interview.
Was sind die Ziele der Chiemsee Realschule im neuen Schuljahr?
Kerstin Haferkorn: Was für uns prägend und ein großes Thema sein wird, ist das letzte Jahr der kommunalen Realschule Prien. Deshalb steht für uns ab Dezember viel Planung an, vor allem was die Kollegen betrifft. Wir sind bereits die sogenannte Stammschule für viele Lehrkräfte, die abgeordnet sind an die kommunale Realschule. Da wird zu prüfen sein, inwieweit wir fürs kommende Schuljahr Bedarf für die Kollegen haben. Diesbezüglich haben wir im vergangenen Schuljahr angefangen zu planen, weil wir sonst in die Kristallkugel schauen. Wir können nicht wissen, wie sich an unserer Staatlichen Realschule das Kollegium entwickeln wird, ob über Versetzungsanträge oder anderweitige Gründe.
Ein kurzer Blick auf die Statistik – wie starten Sie heuer?
Haferkorn: Mit 552 Schülern in 21 Klassen sowie 46 Lehrkräften, von denen vier von der kommunalen Realschule kommen.
Wie wird es zum nachfolgenden Schuljahr 2024/25 weitergehen?
Haferkorn: Für die dann ehemaligen Schüler der kommunalen Realschule wird es so sein, als ob sie eine neue Schule besuchen, der Lehrplan ändert sich für sie nicht.
Neben der Wissensvermittlung laut Lehrplan war im vergangenen Schuljahr sicherlich die Irlandreise ein Höhepunkt...
Haferkorn: (Lachend) Am Ende des Schuljahres war gefühlt kaum noch ein Schüler im Haus anzutreffen, weil so viele Klassen in der Gegend herumgefahren sind. Der französische Zweig war logischerweise in Frankreich unterwegs. Die achten Klassen sind durch Irland gezogen. Gleich zum Schuljahresanfang geht’s dann weiter mit Exkursionen. Unsere Fünftklässler fahren für „Kennenlernen-Tage“ nach Burghausen – das heißt, fünf Klassen beteiligen sich daran. Zeitgleich sind die beiden zehnten Klassen auf Abschlussfahrt. Unterm Strich haben wir in dem Zeitraum acht Klassen nicht im Haus, was bedeutet, dass 16 Lehrkräfte für den Unterricht nicht zur Verfügung stehen. Das wird einige Vertretungen erforderlich machen, aber es ist durchaus zu stemmen.
In den vergangenen drei Jahren gab es im Schulbetrieb immer wieder Störfaktoren von außen. Freuen Sie sich jetzt auf ein ruhiges Schuljahr?
Haferkorn: Ich hoffe darauf, dass es relativ normal ablaufen wird. Hinsichtlich der Planungen für die Schülerfahrten mussten wir im vergangenen Jahr zum Teil ein totales Zeit-Chaos hinnehmen. Bis wir endlich grünes Licht für die Exkursionen hatten, waren unsere Ziele zum größten Teil von anderen Bundesländern bereits belegt. So konnten wir zum Beispiel die traditionellen Abschlussfahrten der zehnten Klassen statt zum Schuljahresanfang erst für Februar beziehungsweise März buchen.
Welche Projekte stehen heuer an?
Haferkorn: Wir wollen schauen, ob wir zunehmend auf die digitalen Schulbücher umstellen können. Bislang war es jedes Jahr eine Riesenaktion mit den Büchern. Zudem sind den Schülern die Schulranzen mittlerweile zu schwer, weil sie zu viele Bücher mitschleppen müssen. Allerdings bin ich etwas hin- und hergerissen zwischen den Vor- und Nachteilen, denn der Einsatz von digitalen Medien bedeutet, dass ein Kind wieder länger vor einem elektronischen Medium sitzt. Zudem ist mir wichtig, dass die Schüler eine vernünftige Handschrift entwickeln, ein Stück Papier beschreiben sowie mit Zirkel und Lineal umgehen können. Sie sollen dazu erzogen werden, dass digitale Medien nur als Hilfsmittel dienen soll.
Worauf freuen Sie sich als Schulleiterin besonders?
Haferkorn: Wir sind ins neue Schuljahr gestartet mit einer sogenannten erweiterten Schulleitung. Wir sind jetzt groß genug geworden, um sie zu bekommen. Das hat sich das Kultusministerium von der Wirtschaft abgeschaut. Eine Führungsspanne sollte nicht mehr als 13 bis 14 Personen sein. Bei 46 Lehrkräften wie an unserer Schule geht mit Direktorin und Konrektor die Rechnung nicht auf. Die erweiterte Schulleitung sind in unserem Fall zwei Kolleginnen, die zusätzlich Führungsaufgaben übernehmen: pädagogische Koordination sowie Qualitätsmanagement und Schulentwicklung. Sie arbeiten als Bindeglied zwischen Kollegium und Schulleitung; so sollen die Führungsstrukturen verkleinert werden. Das wird sich in diesem Schuljahr entwickeln, dazu gibt es einige Informationsveranstaltungen und Fortbildungen für beide Seiten. Das alles ist etwas, worauf ich mich ganz besonders freue. Denn es bedeutet, dass mein Stellvertreter Tobias Zistler und ich eine gewisse Entlastung bekommen, weil so viele Leitungsaufgaben delegiert werden können.
Interview: Ulrich Nathen-Berger
Hintergrund: Im Container fing 2012 alles an
Vor zehn Jahren wurde sie offiziell gegründet und erhielt ihren Namen: Seitdem wächst die Staatliche Chiemsee-Realschule Prien von Jahr zu Jahr.
Den Unterrichtsbetrieb hatte die Bildungseinrichtung des Rosenheimer Landkreises bereits ein Jahr zuvor – im Herbst 2012 – mit 114 Schülern in vier Klassen (zwei fünfte und zwei sechste) und zehn Lehrkräften aufgenommen.
Standort war der Parkplatz am König-Ludwig-Saal. Das „Gebäude“ war ein Spezialcontainer-Aufbau in drei Etagen.
2017 wurde der Neubau in der Schulstraße bezogen.
Jetzt startete die Einrichtung mit der nahezu fünffachen Schüler- und Lehrerzahl ins neue Schuljahr.