Chiemseestraße dicht
„Waschbrett“: Vollsperrung von Bernaus Lebensader: Warum, wann, wie lange und was offen bleibt
Die Chiemseestraße in Bernau ist täglich eine wichtige Verbindungsroute von Tausenden Einheimischen und Touristen. In diesem Jahr muss sie jedoch für eine Zeit gesperrt werden – über die Details wurde in einer Bürgerversammlung informiert. Dort gab es auch überraschende Nachrichten zum Bauvorhaben.
Bernau – Der Andrang ist groß, kurz vor Beginn der Bürgerversammlung müssen aus einem Abstellraum des Gasthofes Kampenwand zusätzliche Stühle herbeigeschafft werden. Ein deutlicher Hinweis darauf, wie ernst die in diesem Jahr anstehende Vollsperrung der Chiemseestraße von den Bernauern genommen wird. Sie ist die wohl wichtigste Lebensader des Ortes für gut 7000 Einwohner, Einheimische aus der Umgebung und Tausende Touristen. Deutlich wird das schon an den Hinweisschildern an der Einfahrt aus Richtung der B305: Hier muss man lang, wenn man zum Rathaus, der Tourist-Info, dem Bahnhof oder zu den meisten Geschäften und Discountern will. Auch zur Justizvollzugsanstalt (JVA) kommt man über die Chiemseestraße.
Chiemseestraße ein „Waschbrett“
„Das Wort Vollsperrung löst Emotionen und Sorgen aus. Deshalb wollten wir die Bürger so zeitig und umfassend wie möglich informieren“, erklärt Florian Schmid. Er ist Leiter der Tiefbauverwaltung in Landratsamt Rosenheim und für das Bauvorhaben zuständig, weil die Chiemseestraße eine Kreisstraße ist. Die etwa 60 Zuhörer lauschen gespannt seinen detaillierten Ausführungen über den genauen Ablauf der Baumaßnahmen. Nötig sei die Erneuerung der obersten Asphalt-Verschleißschicht, weil diese vor allem von der Bundesstraße bis zum Rathaus in einem „maroden Zustand“ sei. Schmid zum Fahrgefühl auf der Chiemseestraße: „ein Waschbrett“.
Das ist vor allem deshalb so, weil die Chiemseestraße bei Staus auf der parallel verlaufenden A8 als offizielle Umleitungsstrecke zwischen den Abfahrten Bernau und Felden genutzt wird. Dann donnert noch mehr Schwerverkehr als sonst durch den beschaulichen Touristenort und ramponiert die Piste. Wegen dieser Funktion als Ausweichroute für die Autobahn München - Salzburg wurde das Landratsamt gedrängt, die Arbeiten in den Herbstferien durchzuführen. Die stehen in diesem Jahr vom 3. bis 7. November an. Da die Gemeinde Bernau jedoch Kanaldeckel, einige Hausanschlüsse und Wasserleitungen erneuern muss, beginnen die Arbeiten schon zwei Wochen vorher, am 20. Oktober 2025.
Vollsperrung über zweieinhalb Wochen
„Dann werden die obersten vier Zentimeter der Straße weggefräst, wir machen nichts am Unterbau der Straße. So machen wir die Chiemseestraße fit für die nächsten zehn, 15 Jahre“, sagt Schmid. Eine Fachfirma werde nach der Entfernung der obersten Asphaltschicht die für die Gemeinde nötigen Arbeiten durchführen. Die Neu-Asphaltierung der Chiemseestraße ist dann für die Ferienwoche geplant. Summasummarum dürfte die Vollsperrung also zweieinhalb Wochen dauern. „Für die Asphaltierung müssen es über 4 Grad sein und es sollte nicht regnen. Wir sind zuversichtlich, dass wir die geplante Bauzeit einhalten werden“, sagt Schmid.
Er versichert, dass dafür Sorge getragen werde, dass direkte Anwohner und Gewerbetreibende ihre Anwesen und Geschäfte auch während der Vollsperrung erreichen. Auch die Müllabfuhr werde wie gewohnt stattfinden können.
Dieser Teil der Chiemseestraße wird nicht erneuert
Eine Überraschung wird bei dieser Infoveranstaltung auch noch verkündet: Es wird nämlich nicht die ganze Chiemseestraße in Bernau zwischen der B305 und dem Feldener Kreisel erneuert. Auf dem teils ebenfalls mächtig ramponierten Teilstück zwischen Rathaus Bernau und der Einfahrt zur Aicherstraße über die Eisenbahnbrücke hinweg passiert gar nichts. Auf Nachfragen von Bürgern begründet Bernaus Bürgermeisterin Irene Biebl-Daiber die Lücke in der Vollsperrung: „Es läuft noch eine Klage der Gemeinde gegen den Bauherrn der Chiemgau Residenzen, die sich schon seit Jahren hinzieht und über die das Gericht noch nicht entschieden hat. Wir würden unsere Beweise vernichten, deshalb packen wir die Straße dort nicht an.“
Der Vorteil für die direkten Anwohner: Die Verbindung nach Eichet zwischen den beiden durch die Bahnstrecke geteilten Ortsteilen bleibt über die Chiemseestraße jederzeit bestehen. Alle anderen Straßenbenutzer sollen in der Zeit der Vollsperrung laut Schmid die Autobahn als Umleitungsstrecke benutzen. Kurz vor Beginn der Arbeiten sollen die direkten Anwohner noch Wurfzettel mit Telefonnummern der Ansprechpartner erhalten, falls es Probleme geben sollte.
Beifall für den neuen Wirt der Kampenwand
Die Beantwortung aller Bürgerfragen und die zeitige Kommunikation beeindrucken die Zuhörer an diesem Abend. Am Ende gibt es sogar tosenden Beifall - allerdings für Cristian Botas. Er ist mit seiner Familie ab 1. April der neue Pächter des Gasthauses Kampenwand. Der Wirt sorgt an diesem Abend schon vor der offiziellen Wiedereröffnung des Traditions-Gasthofs für Essen und Getränke - neben ausreichend Stühlen.


