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OVB-Reporter beim „Shades of Speed“

280 Kilometer durch die Region: So hart ist die Radrundfahrt von Marcus Burghardt wirklich

Abgekämpft trifft entspannt: OVB-Reporter Korbinian Sautter gemeinsam mit Organisator Marcus Burghardt im Ziel.
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Abgekämpft trifft entspannt: OVB-Reporter Korbinian Sautter gemeinsam mit Organisator Marcus Burghardt im Ziel.

Von Rosenheim einmal um den Chiemsee bis Berchtesgaden und zurück. Das ist die größte Herausforderung der vom ehemaligen Radprofi Marcus Burghardt organisierten Rundfahrt „Shades of Speed“. OVB-Reporter Korbinian Sautter hat sich den rund 280 Kilometern und 4000 Höhenmetern gestellt.

Rosenheim – Es ist 4.30 Uhr in Rosenheim, die Sonne hat es noch nicht über den Horizont geschafft, doch der Wecker klingelt erbarmungslos. Es dauert einen Moment, bis einem bewusst wird, warum man sich an einem Sonntag um diese Uhrzeit aus dem Bett quälen soll. Erst nach ein paar Minuten im Dunkeln schiebt sich der Anlass langsam durch die erwachenden Gehirnzellen: „das Monument”. Hinter diesem klangvollen Namen versteckt sich die größte Tour der Radrundfahrt „Shades of Speed”. Von Rosenheim rund um den Chiemsee bis zur Rossfeldstraße in Berchtesgaden führt die Tour über 280 Kilometer durch die Region, 4000 Höhenmeter inklusive. 

Koffein und Kuchen zum Start

Das frühe Aufstehen ist also durchaus berechtigt. Denn eines wird bei einem Blick auf das überdimensionale Plakat mit der Streckenübersicht im Startbereich klar – es wird ein verdammt langer Tag. Kein Wunder also, dass sich nahezu alle rund 200 Wagemutigen schon ab 5.30 Uhr um die Kaffeemaschine versammeln. Neben dem so begehrten Koffein wird auch die erste Energie am Frühstücksbuffet in Form von Obst, Riegeln oder Kuchen getankt.

Der Startbereich des „Shades of Speed“ bei Auto Eder in Kolbermoor.

Dann geht es zum Start. Ab 6 Uhr werden alle drei Minuten 15 Fahrer auf die Reise geschickt. Das Einsortieren je nach Geschwindigkeit erübrigt sich bei der noch überschaubaren Anzahl an Langstrecklern. Das wird erst später bei den insgesamt knapp 2000 Teilnehmern auf fünf unterschiedlichen Distanzen relevant. Nach wenigen Minuten geht es auf die Startrampe. Auf die Frage von Moderator Christian Lichtenberg, wer schon einmal 280 Kilometer gefahren ist, gehen 14 von 15 Armen nach oben – das kann ja heiter werden. 

 Alle Infos zur Rundfahrt „Shades of Speed“

Insgesamt rund 1900 Starter absolvierten bei der Radrundfahrt „Shades of Speed” fünf unterschiedliche Strecken zwischen 60 und 280 Kilometer. Zum zweiten Mal organisierte der ehemalige Radprofi Marcus Burghardt das Event mit Start- und Ziel in Kolbermoor. Nach einem Tag mit besten Bedingungen zeigten sich die Veranstalter hochzufrieden. „Es ist alles super gelaufen”, bestätigt Pressesprecherin Anna Schreiber. Sowohl die Streckenmarkierung als auch die Verpflegung, die mit Helfern vom ESV Samerberg organisiert wurde, hätten wunderbar funktioniert. Zudem sind laut Schreiber fast alle gestarteten Teilnehmer gesund ins Ziel gekommen. Nur zwei Einsätze ohne größere Verletzungen der Sanitäter waren notwendig. Um 6 Uhr morgens gingen die ersten Starter auf die Strecke, um 21.15 Uhr erreichte der letzte Teilnehmer das Ziel.      

Der Weg von Rosenheim rund um den Chiemsee gestaltet sich wider Erwarten relativ unspektakulär. Jeder scheint mit sich selbst, der Strecke und dem Hinterrad des Vordermannes beschäftigt zu sein. Jegliche Gesprächsversuche versanden nach drei Sätzen. Schnell findet sich eine Gruppe von gut 30 Fahrern. Das Tempo ist zügig, im Windschatten aber noch gut machbar.

Doch schon bei der ersten von insgesamt acht Verpflegungsstationen macht sich die mangelnde Erfahrung bei Radrundfahrten bemerkbar. Das in sich hineinstopfen von belegten Semmeln, Reiswaffeln und Riegeln sowie das Auffüllen der Radflaschen geht zu langsam. Die Gruppe ist schon wieder unterwegs. Beim hinterher sprinten schießt ein in diesem Moment wenig hilfreicher Satz von Ralph Denk, dem Teamchef von Bora-hansgrohe, durch den Kopf. „Das Peloton ist gnadenlos. Egal was passiert, es fährt immer weiter.“ 

Gute Stimmung auch unter den prominenten Fahrern beim „Shades of Speed.“

Glücklicherweise gelingt die mühsame Rückkehr zu den 30 Leidesgenossen und es geht weiter Richtung Berchtesgaden. Nach rund vier Stunden wartet dort die eigentliche Prüfung – die Rossfeld-Panoramastraße. Rund 1000 Höhenmeter am Stück und ohne Pause. Was von der Gruppe übrig war, wird in der steilen Passage endgültig zersprengt. Jeder kämpft mit sich und seinen Beinen gegen den Berg. Die 30 Grad im Schatten fühlen sich ohne Fahrtwind plötzlich nicht mehr so gut an wie vorher. Die Muskulatur beginnt zu verkrampfen, die Lunge brennt, und im Kopf dreht sich nur eine Frage. „Wie soll ich nach dieser Hölle noch 130 Kilometer zurückkommen?” 

Oben angekommen: OVB-Reporter Korbinian Sautter bei der Rundfahrt „Shades of Speed“ auf der Rossfeld Panoramastraße.

Nach einer guten Dreiviertelstunde des Leidens warten am Gipfel Wasser und fröhliche Gesichter. Ein kurzer Moment für ein paar motivierende Worte und Erinnerungsfotos vor der Bergkulisse. Doch viel Zeit bleibt nicht, bevor es wieder in den Sattel geht. Von der großen Gruppe sind nur noch sechs Fahrer übrig geblieben. Das Ziel ist noch viel zu weit weg, um davon zu träumen. Daher hangelt man sich von Station zu Station, die mit Kuchen, Pizza oder Käsespätzle aufwarten, teilweise inklusive Live-Musik.

6000 Kalorien verbrannt

Bei jedem Halt gilt es, die leer gefahrenen Speicher irgendwie wieder aufzufüllen. Am Ende sind es acht Riegel, sechs Gels, vier Stück Kuchen, drei belegte Semmeln, diverse Snacks wie Schokolade oder Gummibärchen sowie rund sieben Liter Wasser. Der geschätzte Verbrauch nach so einer Tour liegt bei knapp 6000 Kalorien. Doch glücklicherweise sind die meisten Stationen, genau wie die Streckenbeschilderung, perfekt organisiert. Die volle Konzentration kann sich daher vollkommen um die persönliche Herausforderung drehen, den Zielbogen zu erreichen. 

Die VIP-Starter des „Shades of Speed“: Organisator Marcus Burghardt (Dritter von rechts unten) motivierte unter anderem den ehemaligen Tour de France Sieger Cadel Evans (Dritter von links unten) oder Langlaufstar Tobias Angerer (Sechster von links oben).

Nach rund zehn Stunden, davon gut neun im Sattel, ist es dann soweit. Zusammen mit einigen Fahrern von den kürzeren Strecken kommt in Kolbermoor der ersehnte letzte Pfeil nach links auf die Zielgerade. Mit steifen Beinen aber glücklich wird das Rad endlich abgestellt. Nach längerer Wartezeit für den „Finisher-Burger” folgt ein kurzer Rundgang über die kleine Messe mit einer guten Handvoll Ständen der Sponsoren. Ein hartes, aber wohl einzigartiges Monument ist bezwungen.  

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