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Statt klassischem Fleckvieh

Schönauer Landwirt trotzt dem Mainstream: Warum Christian Springl auf Braunvieh setzt

Landwirt Christian Springl aus Schönau am Königssee setzt auf Braunvieh.
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Landwirt Christian Springl aus Schönau am Königssee setzt auf Braunvieh. Wie bereits sein Opa. In der Region ist das eine Besonderheit.

Traditionelle Landwirtschaft, ein neuer Laufstall und eine Kuhrasse, die in der Region so gut wie nicht anzutreffen ist: Bei Landwirt Christian Springl lebt ausschließlich Braunvieh im Stall - kein klassisches Fleckvieh - „so wie bei meinem Opa schon seit den 1960er-Jahren”, sagt der Milchbauer. Nur zwei weitere Betriebe im Talkessel setzen auf die Braunvieh-Rasse. Warum? 

Schönau am Königssee - Mit insgesamt 35 Tieren - 15 Milchkühe, der Rest Jungvieh und Kälber - führt Christian Springl seinen Betrieb als Nebenerwerbslandwirt. Die Entscheidung - wie der Opa schon - auf Braunvieh zu setzen, sei bewusst gefallen - obwohl die meisten Landwirte in der Region auf klassisches Fleckvieh setzen.

Klassisches Fleckvieh prägt normalerweise das Bild Berchtesgadens.

„Braunvieh ist robust, anpassungsfähig und umgänglich. Es hat einen eleganten Körperbau. Zudem ist die Lebensleistung höher”, ist der Bauer überzeugt, dessen Hof am Fuße des Jenners in Schönau am Königssee liegt. Für Springl ist es die Lebensleistung des Braunviehs, die heraussticht und für ihn den entscheidenden Unterschied macht. Auch in Sachen Milch schwört er auf die Rasse: „Der Eiweißgehalt ist höher als der des Fleckviehs”, sagt er. Im Durchschnitt geben seine Milchkühe bei ihm im Stall rund 8800 Liter Milch pro Jahr. Ein Wert, mit dem er durchaus zufrieden ist, auch wenn es die Plakette als Auszeichnung erst ab 9000 Litern gibt.

Besser geeignet für die Berge

Springls beste Kuh im Stall ist aktuell zehn Jahre alt und hat bereits mehr als 55.000 Liter Milch gegeben. So lange die Milchleistung stimmt, bleibt die Kuh auch im Stall. Danach wird sie zum Metzger gebracht. „Es kommt immer drauf an, wie sie beieinander sind“, sagt der Enddreißiger. Auf den Fleischgehalt kommt es Springl hingegen nicht so sehr an. Denn Fleckvieh würde zwar mehr Fleisch ansetzen. „Die Rasse ist schwerer vom Körperbau her”, weiß Springl. Aber für ihn macht es am Ende die Milch aus. Mit künstlicher Besamung sorgt er in seinem Stall für Nachkommen. Denn einen Stier gibt es am Hof nicht. „Wir suchen das Samenmaterial immer im Internet.” Ein Besamungstechniker schaut dann am Hof vorbei und bringt dieses in die Kuh ein. 

Das Braunvieh ist für Springl auch in anderer Hinsicht wichtig. Denn den Sommer über ist das Jungvieh auf den Almen, auf der Krautkaser- und der Königstalalm. „Die eignen sich hervorragend für die Berge und haben härtere Klauen”, sagt er. Dort zeigt das Braunvieh dann seine Stärken. Die Tiere sind besonders geländegängig und eignen sich seinen Erfahrungen nach bestens für die Bedingungen in den Berchtesgadener Alpen, weiß Springl. Als Mitte September der erste Schnee kam und das Futter knapp wurde, mussten sie ins Tal runter. „Am 13. September haben wir wegen des Schnees abgetrieben. Wenn die Tiere nichts mehr zu fressen finden, werden sie unruhig.”

Schwierige Vermarktung

Ein Nachteil des selten in der Region anzutreffenden Braunviehs ist aber die Vermarktung, die für Springl aber keine sonderlich große Rolle spielt. Während sich Fleckvieh leicht auf regionalen Zuchtviehmärkten verkaufen lässt, muss Springl seine Tiere ins Allgäu bringen, um am dortigen Zuchtviehmarkt in der Nähe von Kempten teilzunehmen.

Der Aufwand ist groß. „Das ist ein logistischer Aufwand, den man im Fall der Fälle in Kauf nehmen muss, wenn man an dieser Rasse hängt“, sagt er. 

Von der Anbinde- zur Laufstallhaltung

Beim Bau seines Freilaufstalls ließ sich Springl von Besuchen bei anderen Betrieben im Allgäu inspirieren, die ähnliche Ställe betreiben. Er hat sich gegen den Fischgräten-Melkstand entschieden, die weltweit am stärksten verbreitete Melkstandform - und zu einem Autotandem-Melkstand entschlossen, weil der Einzeltier-Melkstand einen individuellen Kuhverkehr bietet. „Bei den anderen Melkständen muss man immer so lange warten”, so Christian Springls Erfahrung. 

Nur zwei weitere Betriebe in der Region setzen auf Braunvieh.

Die Abkehr von der Anbinde- hin zur Laufstallhaltung bedeutet für Christian Springl zwar nicht, dass die Arbeit etwa weniger geworden ist, dafür aber eine konsequente Fortsetzung in Sachen Tierwohl. Die Haltungsform sei für die Tiere weitaus angenehmer und ermöglicht es ihnen, sich frei zu bewegen. Das Braunvieh profitiert laut Springl von der Haltungsform, da es als ruhige und umgängliche Rasse gilt, die sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen lässt. „Bei Tierschauen sind sie besonders gelassen, auch wenn wir daran nicht teilnehmen“, sagt Springl. Wobei ihm auch klar ist, dass so ein Laufstall-Projekt für die wenigsten Landwirte in der Region rentabel und auch platztechnisch umsetzbar ist. 

Hohe Auflagen

„Ich habe mich bei anderen Landwirten von Stall-Details anregen lassen, die mir besonders gefallen haben und die mir wichtig waren”, sagt er. In der Planung seien ihm die kurzen Wege zu den Kälbern wichtig gewesen und eine offene, luftige Gestaltung des mehr als 400 Quadratmeter großen Stalls. Die Investition in die Zukunft sei wesentlich gewesen für den Fortbestand seines Braunvieh-Bestands auf lange Sicht. Den Stall wollte Springl nach modernen und innovativen Standards bauen lassen.

Trotz der Tatsache, dass die Vorschriften im Laufe der Jahre deutlich strenger geworden sind, vor allem im Hinblick auf die Lagerung von Gülle, die streng gehandhabt wird als wassergefährdender Stoff. „Das ist im Endeffekt fast so streng wie beim Bau eines Dieselbehälters“, sagt er - und weiß: Der Opa musste sich mit Vorschriften wie diesen noch nicht auseinandersetzen. Die vergangenen Jahrzehnte haben das Leben kleiner Landwirte aber deutlich schwieriger werden lassen. 

Springl plant, auch weiterhin auf das Braunvieh zu setzen. Die Rasse hat sich als widerstandsfähig und leistungsfähig erwiesen, auch wenn der Markt nicht immer einfach ist. Der Laufstall und die modernen Haltungsbedingungen bieten ihm die Möglichkeit, den Betrieb den Umständen entsprechend effizient und tiergerecht zu führen. Klar ist für ihn: „Wer einmal mit Braunvieh gearbeitet hat, stellt nicht mehr um“, sagt er. Immerhin hat der Opa bereits dieselbe Erfahrung gemacht. (kp)

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