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Warum das Eis am Königssee auf sich warten lässt - Zuletzt 2019 zur Hälfte zugefroren
Ein eigenwilliges Naturphänomen, das den Königssee immer wieder in den öffentlichen Fokus rückt, ist sein vollständiges Zufrieren. Doch die Bedingungen, die dafür nötig sind, treten immer seltener ein - sagt zumindest Michael Grießer, Geschäftsführer der Bayerischen Seenschifffahrt. Derzeit gibt er wenig Hoffnung auf eine Eisdecke in diesem Winter. Jedoch weiß er: Der Königssee ist unberechenbar.
Schönau am Königssee - Dass der Königssee zufriert? „Das kommt wirklich selten vor”, sagt Grießer. Nur alle paar Jahrzehnte ergibt sich das einmalige Naturphänomen. Zuletzt war dies im Winter 2005/2006 der Fall. Damals zog eine tragfähige, mehr als 30 Zentimeter dicke Eisdecke zahlreiche Besucher an, die über den markierten Eisweg kilometerlang bis zur Wallfahrtskirche St. Bartholomä wanderten. Ähnliche Ereignisse sind aus den Jahren 1963 und 1929 dokumentiert – geprägt von extremen Kälteperioden.
In den vergangenen Jahren blieben die Winter am Königssee eher mild. Der Geschäftsführer der Bayerischen Seenschifffahrt sagt dazu: „Unser See hatte schon immer seine ganz besonderen Eigenheiten. Derzeit sprechen aber alle Vorzeichen dagegen, dass er zufrieren könnte.” Gründe, die gegen eine geschlossene Eisdecke sprechen, gibt es viele.
2016 und 2019 kurz vor dem vollständigen Zufrieren
Im Sommer sei es recht warm gewesen. Der Königssee konnte sich aufheizen. Selbst wenn die Temperaturen nun für einige Tage oder gar Wochen auf Tiefstwerte fielen, sei dies kein Garant für eine geschlossene Eisdecke. „2016 und 2019 war der Königssee bereits relativ weit zugefroren. Aber von einer Freigabe waren wir damals noch weit entfernt”, sagt Grießer. Damals fuhren rund um die Seelände bereits Schlittschuhläufer bis zur Insel Christlieger hinüber. Sonnenanbeter gingen mit dem Eisstock auf den gefrorenen See. Viele Menschen tummelten sich in Sichtweite von Bootswerft und Kunsteisbahn. „Damals war das Problem, dass das Eis von vorne und hinten nicht zusammenwuchs.“
Technisch betrachtet hängen die Voraussetzungen für das vollständige Zufrieren des beliebten Touristensees von unterschiedlichen Faktoren ab: Anhaltend tiefe Temperaturen, Windstille und ein eingeschränkter Schifffahrtsbetrieb kommen dem Zufrieren zumindest entgegen. Michael Brandner, Technischer Leiter der Schifffahrt Königssee, weiß, dass die Eisbildung von hinten her, also vom südlich gelegenen Salet aus, erfolgen müsste. Das sei im Moment noch nicht der Fall. Sobald etwas Wind aufkommt, tut sich der See sowieso schwer, eine Eisdecke zu bilden.
Langwierige Entstehung
Nur im vorderen Bereich, unweit des Wehrs, tummeln sich derzeit ein paar wenige, dünne Eisschichten. Auch bei optimalen Bedingungen bleibt der Prozess des Zufrierens aber langwierig - und zudem ungewiss. Sicherheitsfragen stehen im Fall der Fälle zudem im Vordergrund: Die Eisdecke muss mindestens 15 Zentimeter dick sein, um überhaupt darüber nachdenken zu können, ob der See betretbar wird. Zudem würde regelmäßig überprüft, bevor das Gewässer für Besucher freigegeben wird.
Auch unabhängig von einer möglichen Eisdecke bleibt der Königssee auch aktuell ein beliebtes Winterziel, insbesondere für asiatische Gäste, die sich momentan zuhauf an der Seelände tummeln. Die Bayerische Seenschifffahrt verzeichnete 2024 mehr als 730.000 Besucher. Ein Wert, der laut Michael Grießer zwar das Vor-Corona-Niveau nicht erreicht, aber mit dem er sich dennoch zufrieden zeigt. „Wir fahren weiterhin unseren Winterfahrplan“, so Grießer.
Boote für die nächsten Monate auf Vordermann bringen
Die Bootsführer, die nicht auf dem Wasser sind, werkeln aktuell an einigen der traditionsreichen Elektroboote in der Wartung. So manches Boot wird in Teilbereichen vom Rumpf her geöffnet und gegebenenfalls repariert. Einige der Transportmittel sind zum Streichen in Deutschlands höchstgelegener Bootswerft. Die Arbeiten sollen sicherstellen, dass die Königssee-Flotte für die kommende Saison vorbereitet ist.
Bei den Fahrpreisen gibt es für dieses Jahr moderate Änderungen, verrät der Geschäftsführer. Die Bayerische Seenschifffahrt hat die Preise am Königssee leicht angepasst: von 22,50 Euro auf 22,80 Euro. „Wir sind human raufgegangen“, betont Grießer. Dabei beinhaltet der Preis die Hin- und Rückfahrt zur Halbinsel St. Bartholomä. Salet wird im Winter in der Regel nicht angesteuert. (kp)

