Behörden behalten Stelle im Auge
Tiefer Riss im Steilhang hinter der Kunsteisbahn am Königssee - Sind die Maßnahmen ausreichend?
Erst kürzlich hatten Naturschützer davor gewarnt, dass der Grünstein zu wenig gesichert ist und die Maßnahmen zum Wiederaufbau der Bob- und Rodelbahn nicht weit genug gehen. Mittlerweile ist ein Riss im Steilhang hinter der Bahn am Königssee selbst mit bloßem Auge zu sehen. Das Landratsamt bestätigt: Der Hang bewegt sich in Richtung Tal. Doch was heißt das genau? Und welche Maßnahme wird nun getroffen?
Schönau am Königssee - Vor wenigen Monaten haben die Bauarbeiten an der Kunsteisbahn am Königssee begonnen. Teile im oberen Bereich, die nach einem Murenabgang im Juli 2021 zerstört worden waren und einen Millionenschaden anrichteten, wurden nach langer Planungs- und Genehmigungsphase bereits abgetragen. Die Bahnverschalung ist bereits verschwunden, ebenso wie das Herrenstart-Haus. Momentan passiert auf der Baustelle nicht viel.
Von der Zufahrtsstraße der Bahn kann man einen Blick auf den Murgang werfen, der vor mehr als drei Jahren als Erdrutsch aus dem Steilgelände nach unten glitt. Im Laufe der Monate hat sich das Areal hinter der Bahn offensichtlich verändert. Ein Riss hat sich gebildet, der sich links von der Mure aus hinein in den Hang zieht. Das darunter liegende Erdreich ist in Richtung Tal abgerutscht.
Bewegung sind möglich und wurden sogar erwartet
Der „Hang zur Kling”, so wird das steile Gelände hinter der Bobbahn genannt, ist im Landratsamt als Rutsch- und Kriechhang bekannt und wird als solcher auch im UmweltAtlas Bayern deklariert. Bewegungen im Gelände sind also möglich. Laut Landratsamt seien Bewegungen erwartet worden, sogenannte „Nachböschungserscheinungen an den tief eingeschnittenen Erosionsrinnen und deren Umgebung”. Die Behörde bestätigt, dass das Wasserwirtschaftsamt ein entsprechendes Monitoring veranlasst hat, um die Bereiche im Blick zu behalten.
Der Hang sei bereits „mehrmals mit einem Laserscan-Verfahren beflogen” worden, zuletzt im vergangenen August. Die Messungen wurden anschließend miteinander verglichen. Stark bewegte Bereiche konnten auf diese Weise festgestellt werden, heißt es. Das Laserscan-Monitoring soll weiterhin fortgeführt werden, „um, wenn notwendig, darauf reagieren und entsprechende Maßnahmen einleiten zu können”.
Klingerbach wird verlegt
Zudem will das Landesamt für Umwelt ab November ein Messnetz errichten zur terrestrischen Überwachung der aktiven Hangbereiche. Wo und wie viele Messpunkte dabei gesetzt werden, hängt noch von den örtlichen Gegebenheiten sowie den Sichtverhältnissen ab, teilt eine Sprecherin mit. Ob die Analysen des Hangs weitere Auswirkungen auf die Fortsetzung der Baumaßnahme haben, darüber ist zum aktuellen Zeitpunkt nichts bekannt.
Folgt man dem bislang bekannten Plan der Verantwortlichen, wird ab Oktober mit den eigentlichen Bauarbeiten an der Kunsteisbahn begonnen. Mitunter wird der Klingerbach, das wasserführende Gewässer, das vom Berg über das Areal der Kunsteisbahn ins Tal fließt, verlegt. Ein Rückhaltebecken mit einer Dosiersperre soll entstehen, um im Fall der Fälle künftig Murenströme aufhalten zu können. Dabei helfen sollen auch die hunderte Meter neuer Steinschlagschutzzäune.
Unklarheit über finanzielle Folgen von Zusatzarbeiten
Ein geplanter, 20 Meter hoher Turm als Teil des Herrenstarts war in der Vergangenheit von der Kreisgruppe des Bund Naturschutz im Berchtesgadener Land kritisiert worden. Diese hatte zuletzt auch deutlich davor gewarnt, dass aus ihrer Sicht nicht genügend Schutzmaßnahmen am Grünstein getroffen werden.
Die Bahn soll vollumfänglich erst im Jahr 2027 wieder genutzt werden können. Erste Weltcupveranstaltungen dürften bereits in der Wintersaison 2025/2026 wieder stattfinden, so ließ es die Leitung des Bob- und Schlittenverbands für Deutschland verlauten. Bauzäune sichern aktuell die Baustelle des oberen Geländes ab, damit sich dort auch kein Fußgänger verirrt. 53,5 Millionen Euro stehen für den Wiederaufbau aus Steuermitteln zur Verfügung. Das Projekt ist finanziell gedeckelt. Ob mögliche Zusatzarbeiten wegen des sich bewegenden Hanges hier bereits eingepreist sind, dazu gab das Landratsamt bislang keine Auskunft. (kp)

