Gay-Romance-Literatur
Schwul auf dem Land: Schönauerin Melanie Dommenz beschreibt den schwierigen Weg eines jungen Mannes
Niklas lebt offen schwul in einem kleinen Dorf in Bayern, das durchaus Ähnlichkeit mit Berchtesgaden hat. Einfach ist das für ihn nicht. Über das Internet versucht er, Gleichgesinnte zu treffen, in Salzburg und München - und macht schließlich eine Erfahrung, die auf unangenehme Weise sein Leben prägt. Die Schönauer Autorin Melanie Dommenz hat ihren Gay-Romance-Roman „Saiten-Umbruch - Ein richtig mieses Date” veröffentlicht - und möchte damit auch Mut machen, sich doch einfach mal zu trauen.
Schönau am Königssee - Das Leben am Dorf kann schwierig sein. Dann, wenn man sich nicht outen kann. Wenn man nicht so leben darf, wie man eigentlich möchte. Vorurteilsfrei und ohne, dass hinter vorgehaltener Hand über einen gesprochen wird. Die Melanie Dommenz kennt viele Leute aus ihrem Umfeld, denen es so ergangen ist. Solche, die anders leben wollen. Denen es lange Zeit schwerfiel, den eigenen Weg zu finden. Anders zu sein, ist in ländlichen Gemeinden oft mit Vorurteilen verbunden, weiß Dommenz. Umso wichtiger ist es ihr, damit ganz bewusst und vorurteilsfrei umzugehen.
„Wenn sich nur ein Leser Gedanken über den Inhalt des Buches macht, sich danach informiert und eine weitere Person überzeugt, dass nichts falsch daran ist: Dann ist das die schönste Kettenreaktion, die ich mir vorstellen könnte”, sagt sie. Die zweifache Mutter engagiert sich bei den Berchtesgadener Queersteigern. Das Kollektiv besteht aus jungen und älteren Leuten - viele davon aus der LGBTQIA+-Szene - und hat es sich auf die Fahne geschrieben, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und darüber aufzuklären. Insofern ist Niklas’ Geschichte eine gute Ergänzung zu dem, was die Schönauer Autorin sowieso schon tut: Tolerant durch das Leben gehen.
Herausforderungen im ländlichen Raum
Niklas aus dem Buch ist schwul und keiner, der hinter dem Berg hält mit seiner Neigung. Der junge Mann ist zwar ein fiktiver Charakter. Doch ihm geht es so wie vielen, die im ländlichen Raum aufgewachsen sind, wo die Möglichkeiten in einigen Bereichen doch arg beschränkt sind. Beschränkter zumindest als in einem Leben in der Stadt: Niklas lebt zwar offen schwul, tut sich aber schwer, Gleichgesinnte zu finden.
Der Ort, in dem die Handlung spielt, könnte auch Berchtesgaden sein, Dommenz’ Heimatort. Die Autorin lässt das offen. Naheliegend ist es trotzdem: Immerhin spielen das benachbarte österreichische Salzburg und das 150 Kilometer entfernte München eine gewichtige Rolle in der Geschichte. Dort macht sich Niklas mithilfe des Internets auf die Suche. „Er möchte sich sexuell austoben, sich ausprobieren, wie jeder andere in seinem Alter auch”, sagt die Autorin.
Nachfolger geplant
„Als ein Date vollkommen außer Kontrolle gerät, wird es für Niklas zu einer vielschichtigen, prägenden Erfahrung. Diese und Niklas’ Weg, wieder auf die Beine zu kommen, ist zentraler Bestandteil der 312 Seiten umfassenden Buchpremiere in einem Genre, das zwar eine breite Leserschaft hat, aber in der Öffentlichkeit oft wenig Beachtung findet.
Schon in der Corona-Zeit hatte Dommenz damit begonnen, ihre Geschichte aufzuschreiben. Das Buch ist als Mehrteiler ausgelegt, einen Nachfolger wird es also definitiv geben, sagt sie. Dass sie sich dem Gay-Romance-Genre überhaupt gewidmet hat, ist ihrer Neugier und dem gewachsenen Interesse daran geschuldet, seitdem sie das erste Mal in Fremdliteratur hineingeschnuppert hatte und sofort daran Gefallen fand. Die Ideen, die daraufhin in ihrem Kopf herumgeisterten, brachten sie schließlich um ihre ruhigen Nächte. „Ich wollte das aber unbedingt festhalten”, sagt sie.
Gutes Feedback für Skript erhalten
Sie tippte also drauflos. Melanie Dommenz normaler Job ist in einem ganz anderen Bereich als dem der Schriftstellerei verortet - sie arbeitet in der Logistikbranche. Innerlich fühlte sie sich angetrieben, die Ideen auf Papier zu bringen. Mittlerweile sind ein paar Jahre vergangenen, um die Young-Adult-Geschichte rund um Niklas, den Dorfjungen, zu finalisieren.
Jetzt, da das Buch nun veröffentlicht ist, ist sie froh, es in Händen zu halten, nachdem sie tatsächlich auch einen Verlag gefunden hat, der sich auf schwule Literatur spezialisiert hat und der ihr Skript für gut befand. „Versuch mal, schwul zu leben, wenn du wie ich in einem kleinen Ort in Bayern lebst”, sagt Niklas. Ein Universalrezept hat Autorin Dommenz dafür zwar nicht, aber zumindest Erfahrungswerte, die in das Buch Einzug fanden. (kp)