Prozess vor dem Amtsgericht
Schleuser (31) vor Gericht in Laufen: „Ich habe keine Angst - mein Anwalt wird sie fressen“
Ein 31-jähriger Mann stand wegen gewerbsmäßigem Einschleusen und einem Versuch vor dem Amtsgericht in Laufen. So lautete das Urteil.
Walserberg/Laufen - Gegenüber Interessenten und Partnern hatte sich der Syrer stets selbstbewusst gegeben, als Mann mit Erfahrung. Sein Mobiltelefon eröffnete den Ermittlern eine rege Reiseaktivität durch halb Europa. Möglichem Gegenwind soll der arbeitslose Mann mitunter so begegnet sein: „Ich hab keine Angst. Mein Anwalt wird sie fressen.“ Doch Rechtsanwalt Raphael Botor zeigte sich im Laufener Amtsgericht eher handzahm; jedenfalls konnte der Verteidiger mit seinem Plädoyer nicht überzeugen. Sein Mandant, der 31-jährige Syrer, muss wegen gewerbsmäßigem Einschleusen und einem Versuch für zwei Jahre hinter Gitter.
Auch als Koks-Taxi-Fahrer tätig
Deutschland, Österreich, Schweiz, Niederlande, Belgien, Frankreich. Das 1400 Euro teure Mobiltelefon des Syrers mit drei verschiedenen Telefonnummern hatte ermittelndem Bundespolizisten einiges verraten. So war der in Limburg lebende Syrer mit seinem eigenen Peugeot unter anderem als Kurierfahrer, als sogenanntes Kokain-Taxi unterwegs gewesen. Nach sechs Monaten U-Haft waren in Laufen zwei Taten angeklagt: Zum einen sollte der Syrer am 28. Mai dieses Jahres eine syrische Mutter mit vier Kindern in Bautzen an einem Einkaufsparkplatz abholen. Doch die Polizei war schon vor ihm da. Den Beamten erzählte der Syrer dann, er sei zufällig da und auf dem Weg zu einer Moschee. Eine solche gibt es dort allerdings nicht.
Im Gerichtssaal präsentierte Verteidiger Botor eine neue Version. So habe der Angeklagte an diesem Parkplatz lediglich einen Ort zum Beten gesucht. Selbst die Zeit des Sonnenuntergangs an diesem Abend in Bautzen hatte der Anwalt ermittelt, um das abendliche Gebet plausibel zu machen. Die dortigen Beamten hatten laut Vorsitzender Martin Forster jedoch „nicht wahnsinnig ermittelt.“ Der Syrer durfte weiterfahren. Und siehe da: nur zwei Tage später tauchte er am Grenzübergang Walserberg im Berchtesgadener Land auf. Im Peugeot fünf Türken ohne die nötigen Papiere.
Staatsanwalt spricht von „Kasperltheater“
„Kasperltheater“, urteilte Staatsanwalt Thomas Putschbach über das bisherige Aussageverhalten des Angeklagten, der gerade mal einräume, was sowieso feststehe. Putschbach machte deutlich, dass so eine Strafe von „deutlich über zwei Jahren“ herauskommen würde. Martin Forster verschwieg nicht, dass dieses Verfahren zunächst beim Schöffengericht landen sollte, was ein Strafmaß bis zu vier Jahren möglich macht. Zwei Jahre könne es nur mit einem umfassenden Geständnis geben, „so nicht“.
Selbst wenn der Verteidiger die Absicht des Syrers in Bautzen schließlich einräumte, so wollte er eine Beihilfe nicht sehen, denn es sei lediglich bei der „Vorbereitungsphase“ geblieben. „Er ist nicht vorbestraft, ist integriert, hatte meist eine Arbeit, eine solche wieder in Aussicht“, warb der Verteidiger für eine bewährungsfähige Freiheitsstrafe. Zu guter Letzt erinnerte Botor an den so freundlichen Empfang von Asylsuchenden 2015 in München mit Blümchen und Plüschtieren. „Ich bereue das sehr“, erklärte der Syrer in seinem Schlusswort, „ich wusste nicht, dass es so schlimm sein kann.“
„Sie leben hier auf Kosten der Gesellschaft“
Der Strafrichter sah die Tat in Sachsen vollendet, weil der Angeklagte arbeitsteilig an der Schleusung mitgewirkt habe, denn von dort hätte er die Türken nach Dortmund fahren sollen. „Sie kommen am 28. Mai glimpflich davon und fahren zwei Tage später wieder“, so Forster zum „Versuch“ am Grenzübergang Walserberg. Was folgten, waren deutliche Worte des Vorsitzenden: „Sie leben hier auf Kosten der Gesellschaft, bekommen Bürgergeld und Mietkosten. Sie bringen dabei Menschen nach Deutschland, für die ebenfalls die Gesellschaft aufkommen muss.“
Diese Gesellschaft hätte für eine Bewährung kein Verständnis, ist Forster überzeugt, weshalb schon die Verteidigung der Rechtsordnung eine unbedingte Strafe erfordere. Die beträgt zwei Jahre. Das teure Mobiltelefon und das Auto bleiben eingezogen.
hhö