Bioabfall wird im Landkreis ab Mai zur ernsten Sache
Strenge Regeln und Bußgelder bis 1000 Euro: BGL greift beim Biomüll jetzt hart durch
Mit der neuen Bioabfallverordnung werden die Regeln für die Mülltrennung strenger. Fehlbefüllungen können zu Bußgeldern führen. Im Gegensatz zu anderen Regionen verzichtet man im Berchtesgadener Land auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz.
Berchtesgadener Land – Am 1. Mai tritt die neue Bioabfallverordnung in Kraft – und sie hat es in sich. Nur noch ein Prozent Kunststoff und maximal drei Prozent Fremdstoffe dürfen künftig im Biomüll enthalten sein. Was für viele nach einer kleinen Zahl klingt, ist in der Praxis eine gewaltige Herausforderung, weiß Thomas Hartenberger, Leiter des Fachbereichs Kommunale Abfallwirtschaft im Berchtesgadener Land. Wer seinen Bioabfall falsch trennt, riskiert, dass die Tonne ungeleert bleibt. Auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz und digitalen Lösungen verzichtet man aber zunächst.
Im Landkreis Berchtesgadener Land kann das Bußgeld bis zu 1000 Euro betragen. Die neue Verordnung soll zeigen: Mülltrennung wird zur konkreten Verantwortung, bleibt in der Umsetzung und der Kontrolle aber Stadt- und Landkreissache. In anderen Regionen arbeiten Behörden mit anderen Maßnahmen: In Ulm etwa setzt die Abfallwirtschaft auf ein digitales Sperrsystem. Wird eine Biotonne mehrfach falsch befüllt, bleibt sie stehen – und wird erst nach Zahlung einer Gebühr wieder geleert. In München werden KI-gestützte Kameras getestet, die während des Entleerungsvorgangs Fremdstoffe erkennen sollen. Und im Landkreis Böblingen schlagen spezielle Detektoren Alarm, wenn sich unerwünschte Stoffe in der Tonne befinden.
Landkreis Berchtesgadener Land setzt auf Aufklärung
Im Landkreis Berchtesgadener Land geht man derzeit einen anderen Weg – bewusst, wie Thomas Hartenberger vom Fachbereich Kommunale Abfallwirtschaft betont. „Ein Ampelsystem wie in anderen Landkreisen ist bei uns nicht geplant“, sagt er. Auch auf technische Hilfsmittel wie Künstliche Intelligenz oder Kameras verzichtet man aktuell. Stattdessen setzt die Abfallwirtschaft auf einen bewährten Grundsatz: Aufklärung.
Schon seit 2022 informiert das Landratsamt regelmäßig über die kommenden Verschärfungen. „Die neuen Grenzwerte lassen sich nur mit dem Zutun der Bürger einhalten“, erklärt Hartenberger. Informationskampagnen, Infoblätter, persönliche Beratung und Gespräche mit Hausverwaltungen und Hausmeisterservices sollen helfen, Fehlwürfe zu vermeiden. „Gerade in Mehrfamilienhäusern, wo mehrere Parteien eine Tonne nutzen, ist die Fehlerquote besonders hoch“, weiß Hartenberger aus Erfahrung.
Trotz aller Aufklärung setzt das Landratsamt auch auf Kontrolle. Schon jetzt werfen Müllwerker regelmäßig einen Blick in die Tonnen – künftig sollen diese Stichproben häufiger werden. Wer beim Fehlbefüllen erwischt wird, findet einen Hinweisaufkleber auf dem Deckel und wird aufgefordert, sich mit der Behörde in Verbindung zu setzen. Nach erfolgter Nachsortierung wird die Tonne zur nächsten regulären Leerung wieder mitgenommen.
In besonders gravierenden Fällen, in denen eine Nachsortierung nicht möglich oder zumutbar ist, muss der Inhalt der Tonne auf eigene Kosten als Restmüll entsorgt werden. Wiederholte Verstöße können – je nach Schwere – ein Bußgeld nach sich ziehen. Nicht nur die Bürger sind gefragt, auch die Abfallwirtschaft steht vor Veränderungen. „Im Zuge der Abfallsammlung und Verwertung kommen erhebliche personelle und finanzielle Herausforderungen auf die Abfallwirtschaft zu“, weiß Hartenberger. Der Kontrollaufwand bei der Einsammlung steigt. Auch die Abnehmer des Bioabfalls müssen künftig genauer hinsehen. Wird ein zu hoher Störstoffanteil festgestellt, lehnen sie die Annahme ab. Die Folge: Die gesamte Charge muss als Restmüll verbrannt werden.
Bioabfallverordnung tritt ab 1. Mai in Kraft
Besonders häufig landen vermeintlich kompostierbare Kunststofftüten im Biomüll. Ihr Name klingt nach Umweltfreundlichkeit, doch in der Realität gelten sie als problematisch: Sie zersetzen sich nicht schnell genug und sind mit bloßem Auge nicht von normalen Plastiktüten zu unterscheiden. Die einfache Lösung: Bioabfall entweder lose oder in Papier eingewickelt in die Tonne geben. Obwohl andere Kommunen bereits mit digitalen Lösungen experimentieren, bleibt man im Berchtesgadener Land dahingehend vorerst zurückhaltend. „Die meisten Systeme erkennen Störstoffe erst beim Schüttvorgang im Fahrzeug – da ist der gesamte Inhalt bereits kontaminiert“, so Hartenberger. Auch der finanzielle Aufwand für eine flächendeckende Umrüstung der Müllfahrzeuge wäre erheblich. Man beobachte zwar neue Entwicklungen auf dem Markt – zielführend seien diese aber noch nicht.
Für das Jahr 2025 hat sich der Landkreis ambitionierte Ziele gesetzt: Die Quote der korrekt getrennten Bioabfälle soll steigen, der Anteil an Störstoffen deutlich sinken. Denn was viele nicht wissen: Schon geringe Verunreinigungen können dazu führen, dass ganze Ladungen unbrauchbar werden und in der Müllverbrennung enden. (kp)
