Sicherheitsmaßnahme oder voreiliger Schritt?
Tag der fallenden Bäume in Laufen: Stiftslinde und sieben weitere Bäume weichen
Acht alte, geschädigte Bäume wurden in Laufen gefällt, darunter die bekannte Stiftslinde. Obwohl die Bäume noch einige Jahre hätten leben können, wurden sie als Risiko eingestuft und gefällt. Die Stadt plant, mindestens drei der gefällten Linden zu ersetzen.
Laufen – Wenn das tonnenschwere Spezialfahrzeug der Firma Rambichler schon mal da ist, so nutzt man das aus. Nach dem nicht unumstrittenen Abtrag der markanten Stiftslinde ließ die Stadt gleich sieben weitere alte Bäume fällen, allesamt geschädigt und auf mittlere Sicht ein Risiko. Mindestens die drei gefällten Linden sollen demnächst ersetzt werden.
Der Tod gehört zum Leben. Und auch ein Baum lebt nicht ewig, wenngleich die am Montag in Laufen gefällten Riesen sehr wahrscheinlich noch etliche Jahre vor sich gehabt hätten. Wenn, ja wenn, sie nicht eine Gefahr darstellten. Bis auf einen Ahornstamm am alten Klärwerk, der aufgrund eines Kanalbaus weichen musste, waren alle Bäume geschädigt. Die Linden vom sogenannten Brandkrustenpilz und einer holzzersetzenden Ameisenart. Die Esche, ebenfalls zwischen dem ehemaligen Klärwerk und dem Baugrund der Wohnbau Bayern (früher Autowerkstatt Guillon) litt an dem weitverbreitenden Eschentriebsterben, das Exemplare dieser Art reihenweise dahinrafft.
Auf den ersten Blick wirkten die Baumscheiben relativ gesund. Bei genauerem Hinsehen jedoch nicht mehr. Neben dem schwarzen bröseligen Pilz außen, daher der Name Brandkrustenpilz, zeigten sich an den Schnittstellen markante dunkle Linien, die Zimmerer und Schreiner hierzulande als „g’stocktes Holz“ bezeichnen.
Der Parkplatz vor der Stiftskirche war am Morgen tatsächlich autofrei, sodass der große Fällkran wie geplant die Arbeit aufnehmen konnte. Am Ende des ausfahrbaren Arms sichert eine große Greifzange das Teilstück, das eine Zange mit 50 Tonnen Beißkraft „abzwickt“. Nur die mächtigen Grundstämme nahm ein Mitarbeiter mit seiner langschwertigen Kettensäge in Angriff. Etliche Stücke der Stiftslinde haben sich Drechsler und Holzschnitzer gesichert. Den zweigeteilten Hauptstamm brachte Laufens Bauhof sogleich hinauf zur Antonius-Kapelle, wo der Baum Lebensraum für Insekten bieten soll.
Der Stamm der Frontlinde an der Salzburger Allee wird einen Platz am Spielplatz nebenan finden. Der große Rest aller Stämme wird am städtischen Bauhof zu Hackschnitzel verarbeitet. „Ein Zugtest und eine Stammuntersuchung haben bereits vor zwei Jahren kommenden Handlungsbedarf angezeigt“, wie Stadtgärtner Max Schmidt am Sappe-Spitz erklärt. Die Tittmoninger Straße war nach Mittag eine gute Stunde nur halbseitig befahrbar, das Material dieser Linde musste hier sofort abgefahren werden. Und schließlich waren da noch drei Pappeln neben dem Vereinsheim des Trachtenvereins. In den 1950er Jahren waren viele Bäume dieser schnellwachsenden Art aufgrund ihres leichten Holzes gepflanzt worden. Bei stürmischem Westwind könnten die erkennbar nicht mehr vitalen Bäume ins Bahngleis stürzen.
Klar ist, die Stadt will die gefällten Linden ersetzen. Ob erneut mit Linden ist laut Geschäftsleiter Christian Reiter noch nicht entschieden. „In den nächsten Wochen kommt hier das Wurzelwerk und das Erdreich raus“, erklärte er am eisigen Rottmayrplatz. Fachleute sollen dann die jeweils bestens geeignete Art empfehlen. Vor der Stiftskirche lässt Reiter keinen Zweifel: „Hier muss schon gleich ein markantes Exemplar her.“ (hhö)

